Köthen Köthen: Wiederbeleben auf Englisch
Köthen/MZ. - "Die Erste Hilfe ist hier sehr ähnlich, ich würde mich hier gut zurechtfinden", sagt Tim Schafer. Der Paramedic (dt: Rettungsassistent) aus Mattoon im US-amerikanischen Bundesstaat Illinois ist angetan von der Arbeit seiner Sanitäterkollegen in der Sanitätsschule Raymond Schulz in der Rüsternbreite. Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Rettern hat er Mittwochvormittag die Herz-Lungen-Wiederbelebung am Dummy trainiert und festgestellt, dass die international geltenden Standards für Rettungsdienste auch in der Praxis gut funktionieren. So seien die Abläufe einer Rettung die gleichen. Und: "Wir verwenden sogar die gleichen Dummys beim Training", stellt Tim Schafer fest und lacht.
Raymond Schulz indes ist hoch- erfreut über den Gast aus den USA "Wir hatten schon lange den Wunsch uns einmal mit Fachpersonal aus Amerika auszutauschen", erklärt er. Dort sei nicht nur die Rettungstechnik auf dem neuesten Stand, sondern sei auch das Wissen zur Ersten Hilfe in der Bevölkerung deutlich besser bekannt als hierzulande. Hergestellt hat der Radegaster den Kontakt zu Tim Schafer über den Generalkonsul der USA und Köthens Rotarier.
Für den 27-jährigen Amerikaner ist der Besuch in Deutschland und auch in Köthen der erste überhaupt. Einen ganzen Monat reist er durch Deutschland. Allerdings hat er sich an seinen bisherigen Stationen Soltau und Goslar nicht etwa die örtlichen Sehenswürdigkeiten angesehen, sondern hat sich über das Rettungswesen informiert. Rettungsdienste und Krankenhäuser besucht. Kardiologen bei der Operation am Herzen zugeschaut. Drei Tage ist er in Sachsen-Anhalt unterwegs, neben Köthen besucht er Naumburg und Halle.
"Ich habe mich schon als kleiner Junge für Verletzungen und deren Behandlung interessiert", schildert der Rettungssanitäter, der in seiner Heimatstadt bei einer privaten Ambulanz arbeitet. Seit fünf Jahren ist er hauptberuflicher Rettungssanitäter, doch er möchte sich weiterbilden, um später als Arzt zu praktizieren, am liebsten in der Notaufnahme. "Jeder Tag ist dort anders, das macht es für mich so reizvoll", benennt er das Besondere des Berufs.
Wenngleich Tim Schafer bei seinem Besuch in Deutschland bisher viele Ähnlichkeiten bei der Arbeit aufgefallen sind, hat er doch auch Unterschiede festgestellt. Der Wichtigste: Als Paramedic hat er in den USA beim Rettungseinsatz mehr Befugnisse als ein Sanitäter hierzulande. Dafür sind hier die Rettungswagen mit mehr Medikamenten ausgestattet. "Ich würde nicht wissen, was ich hier dem Patienten geben müsste", gibt er freimütig zu. Und er berichtet von einer anderen öffentlichen Wahrnehmung von Erste-Hilfe-Maßnahmen in den USA "In Fernsehen laufen Werbespots, die zeigen, wie eine Wiederbelebung funktioniert".