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Köthen Köthen: MZ-Zustellerin verabschiedet sich nach 15 Jahren

Von helmut dawal 13.12.2013, 18:57
Franziska Pfeiffer (M.) bekam zum Abschied von ihren Kolleginnen einen Präsentkorb, den Michaela Witt (l.) und Monika Gründler übergaben.
Franziska Pfeiffer (M.) bekam zum Abschied von ihren Kolleginnen einen Präsentkorb, den Michaela Witt (l.) und Monika Gründler übergaben. Rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Wer in der Nacht draußen und allein arbeitet, der darf sich nicht fürchten. Denn in der Stille der Dunkelheit knistert es manchmal, ertönen Geräusche, die man tagsüber so nicht wahrnimmt. Franziska Pfeiffer kann ein Lied davon singen. „In Großpaschleben am Park, da hat es immer so gehallt. Da dachte ich erst, mich verfolgt einer“, erzählte sie. Doch es waren ihre eigenen Schritte, deren Echo sie da hörte.

Am 1. Oktober 1998 begann Franziska Pfeiffer ihre Arbeit als Zustellerin der Mitteldeutschen Zeitung. Großpaschleben war ihr erster Bereich, in dem sie in der Nacht, wenn die meisten Leute in ihren Betten noch tief schlummerten, Zeitungen in die Briefkästen steckte. Und die anfängliche Angst, die sie damals ein klein wenig hatte, war nach einigen Tagen verflogen.

Ein vertrautes Revier

Einen Monat später stellte sie die MZ in der Köthener Rüsternbreite zu, konkret im Katharinenbogen, der Franz-Mehring-Straße und der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Dieses Revier ist ihr vertraut wie die eigene Westentasche. Bevor sie mit den Zeitungen loszieht, hat sie in der Lieferstelle zu tun, wohin der Spediteur in tiefdunkler Nacht die druckfrischen Zeitungen aus Halle bringt. Kurz vor zwei Uhr „portioniert“ Frau Pfeiffer die Zeitungen für die Zusteller anderer Bereiche. „Danach gehe ich dann auf meine eigene Tour und bin meist so gegen halb fünf fertig.“

Nicht nur in Köthen war sie im Einsatz, auch in Hinsdorf, Elsdorf, Zabitz oder anderen Dörfern, als Urlaubsvertretung oder wenn ein Kollege erkrankt war. „Ich bin zuerst immer am Tage hingefahren und habe mir alles angeschaut, damit ich mich in der Nacht auch zurecht finde.“ Bei Nacht sind alle Katzen grau, an diesem Sprichwort sei schon etwas dran, meinte die Köthenerin. „Es ist keine leichte Arbeit, vor allem, weil man Wind und Wetter ausgesetzt ist“, sagte Franziska Pfeiffer.

Innerlich geflucht hat sie insbesondere über eiskalte Winternächte. „Das Schlimmste, was ich erlebt habe, war in Hinsdorf ein jämmerliches Glatteis“, blickte die Zustellerin zurück. Da habe sie höllisch aufpassen müssen, um nicht zu stürzen. Auch hoher, frisch gefallener Schnee habe ihr oft zu schaffen gemacht. Denn zu der Zeit, wo Franziska Pfeiffer unterwegs ist, hat noch niemand den Schnee weggefegt oder den Gehweg abgestumpft.

"Die Knie sind kaputt"

Trotzdem habe sie ihren Job immer gern gemacht, versicherte sie. Und dass die Zeitungen pünktlich in den Briefkästen steckten, sei von vielen Abonnenten in der Weihnachtszeit mit kleinen Geschenken honoriert worden.

Die Zusteller-Arbeit hat Franziska Pfeiffers innere Uhr gestellt. „Man wird automatisch zu seiner Zeit munter“, sagte sie. Nun wird sie sich noch mal umgewöhnen müssen. Nach 15 Jahren hat die 67-Jährige am Sonnabend ihre letzte Schicht gemacht und braucht künftig nicht mehr so früh aufstehen. „Ich hätte gern noch ein wenig länger gearbeitet, doch die Knie sind kaputt“, sagte sie.

Sie geht mit Wehmut in den Ruhestand, hat sie doch nun nicht mehr so oft mit ihren Kolleginnen zu tun, mit denen sie all die Jahre gern zusammengearbeitet hat. Einen großen Präsentkorb bekam sie zum Abschied, der schon vor ein paar Tagen in einem Restaurant gefeiert wurde.