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Köthen hat statt einem nun zwei Bach-Häuser

Von Matthias Bartl 04.09.2008, 18:13

Köthen/MZ. - Der Tafel-Anschlag machte seinerzeit Sinn: Man hatte alle verfügbaren Informationen und Gegen-Informationen zusammengetragen und war auf diesen Ort als Bach-Haus gekommen.

Inzwischen liegen andere Informationen vor - und die Tafel, die Köthenern und Gästen der Stadt Bachs hiesiges Domizil anzeigen soll, hängt jetzt an der Wallstraße 25 / 26. Und man kann Zanders Stoßgebet bei der Tafel-Freilegung verstehen: "Ich hoffe, dass uns niemand widerlegt, dass dies das Bach-Haus ist."

Die Suche war lang, die Zeremonie war kurz: Nur ein größerer Streifen Folie musste entfernt werden, um die Tafel an dem bewussten Haus freizulegen. Eine Sache, die Zander gemeinsam mit dem Intendanten der Bachfesttage, Hans Georg Schäfer, erledigte. Es sei ein schöner Tag für die Stadt, freute sich der OB, erst habe man gar kein Bach-Haus gehabt, nun habe man zwei Bach-Häuser. Gar kein Bach-Haus ist zwar - siehe Stiftstraße 11 - leicht geschummelt, das mit dem zwei Bach-Häusern dafür richtig, denn außer der Wallstraße 25 / 26 ermittelte man auch noch die Schalaunische Straße 44 als Bach-Haus, und zwar als das erste, in dem der Meister in Köthen wohnte.

Wie es zu diesem doppelt erfreulichen Suchergebnis gekommen war, erläuterte im Nachgang Georg Heeg. Dem das Prädikat "Bach-Haus-Finder" zu allererst zukommen darf. Denn Heeg war es, der - zusammen mit ungezählten Helfern - die Informatik in den Dienst der Geschichtsforschung stellte. Den Anstoß zur Suche nach Bachs Domizil gaben übrigens im Jahr 2004 Intendant Schäfer und Ex-Kultusminister Werner Sobetzko (CDU), die die Idee ausbrüteten, man müsse die "abgegrasten" Wege der Forschung, die zu keinem wirklich befriedigenden Ergebnis geführt hatten, verlassen und die "offenen Fragen über Bach in Köthen" jenseits der Verwendung klassischer Methoden beantworten.

Wodurch zum einen die automatische Datenverarbeitung ins Spiel kam und zum anderen Georg Heeg, der seit gut neun Jahren in Köthen erfolgreich eine "Smalltalk"-Software-Schmiede betreibt. Wie sehr das Ganze in Detektivarbeit am PC ausartete, muss später beschrieben werden - und auch, wie man das so genannte semantische Netz knüpfte, in dem sich Johann Sebastian Bach letztlich verfing.