Köthen Köthen: Ein bisschen Mathe und viel Spaß
KÖTHEN/MZ. - Ilona Häckel fand schon damals "doof", wenn die Frauen ihren Männern beim Skat nur zuguckten und nebenher gänzlich unbeteiligt plauderten; folglich das Spiel in gewisser Hinsicht durchaus störten. "Beim Skat muss man ein bisschen rechnen können, sich konzentrieren und schnell sein." Seither - damals war Ilona Häckel neun und lernte von ihrem Opa gerade die Regeln des Skatspiels - stand für sie fest: "Das willst du später mal nicht. Ich wollte unbedingt selbst spielen."
Mehr noch: Ab Montag bringt Ilona Häckel, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köthen, Frauen das Skatspielen bei. In einem Kurs an der Kreisvolkshochschule in Köthen. Die Thematik, findet sie, passe wunderbar in die Reihe "Frauen informieren sich". Einen Pannenkurs und auch die Fahrschule für Frauen, die zwar einen Führerschein haben, sich aber nicht trauen zu fahren, gab es schon, "eigentlich haben wir alles abgewirtschaftet", meint Häckel und freut sich, dass es mit Skat für Frauen doch noch etwas Neues für die Reihe gibt. Die Idee zu diesem Kurs fand sie von Anfang an gut. Und als es darum ging, wer es macht, stand für die passionierte Kartenspielerin fest: "Na, ich."
Sie freut sich, dass das Interesse bei den Frauen offenbar da ist, dass die Damen neugierig sind, eine Sportart kennen zu lernen, die landläufig als Domäne der Männer gilt. Etwas, das vermutlich historisch bedingt ist, überlegt Häckel. Als erste Skatspieler und damit Erfinder dieses Sports gelten ausnahmslos gut betuchte Herren, Altenburger Honoratioren: der Gymnasialprofessor Johann Friedrich Ludwig Hempel, der Medizinalrat Dr. Hans Carl Leopold Schuderoff, der Hofadvokat und Notar Friedrich Ferdinand Hempel, der Ratsherr Carl Christian Adam Neefe und Kanzler Hans Carl Leopold von der Gabelentz. Zu dieser illustren Runde gesellte sich seinerzeit auch der Verleger Friedrich Arnold Brockhaus.
Ilona Häckel spielt gern mit Männern Skat - aber genauso gern mit Frauen. Seit 18 Jahren zum Beispiel regelmäßig einmal im Monat in fester Frauenrunde. Zu Schulzeiten, "als wir 14, 15 waren", stand sie in der Pause gern mit den Jungs in einer Ecke - und spielte Skat. "Meine Kinder", erzählt sie, "mussten es auch lernen." Für Ilona Häckel ist Skat zwar "ein Hobby wie jedes andere", aber auch "ein richtig spannender Sport".
Sie weiß, dass sich Frauen oftmals einfach nicht trauen, in diese Männerdomäne vorzudringen. Und sie glaubt sogar zu wissen, woran das liegt: "Wenn einem der eigene Mann das Einparken beibringen will, wird das auch nichts", lacht sie und will es besser machen. Auf Augenhöhe und in aller Ruhe soll es im Volkshochschulkurs darum gehen, "gemeinsam Spaß zu haben".
Ein paar Plätze, heißt es, seien noch frei. Aber zumindest liegen so viele Anmeldungen vor, dass der Kurs stattfinden kann. Drei Mal, immer montags, 17 Uhr, für anderthalb Stunden. Danach sei die Damenwelt, so versichert die Kursleiterin, in jedem Fall mit den Spielregeln vertraut. "Gut spielen zu können", relativiert sie, "braucht allerdings Erfahrung und ganz viel Übung."
Wenn die Skatrunde an der Volkshochschule gut laufen sollte, die Teilnehmerinnen begeistert sind, hat Ilona Häckel, die von Hause aus Mathematiklehrerin ist, schon die nächste Kursidee: Doppelkopf. "Ich spiele einfach gern", begründet sie.
Information und Anmeldung über die Kreisvolkshochschule Anhalt-Bitterfeld, 03496 / 21 20 33 oder im Internet.