Köthen Köthen: Denkmalgeschütztes Haus im neuen Gewand
Köthen/MZ - Reichlich 20 Jahre lang hat das Haus Friedrich-Ebert-Straße 21 in Köthen leer gestanden. Eine Augenweide war das Gebäude längst nicht mehr - zugenagelte Fenster, beklebt mit bunter Reklame, eine schmutzige Fassade. Besucher der Stadt, die vom Bahnhof aus den Weg in das Köthener Zentrum eingeschlagen haben, bekamen nicht den besten Eindruck. Das hat sich nun grundlegend geändert. Das denkmalgeschützte Gebäude, das einst das Köthener Bahnpostamt beherbergte, ist ein Schmuckstück geworden, sieht aus, wie aus dem Ei gepellt. „Das haben mir bereits viele Kunden bestätigt. Und das macht mich natürlich ein wenig stolz“, sagt Bettina Schulz, die das Haus gekauft und darin ihren neuen Friseur- und Kosmetiksalon eingerichtet hat.
Am 1. September 1990 entstand der Familienbetrieb, gegründet von Karin Schulz und ihren Töchtern Katrin und Bettina. Mit einer Angestellten ging das Trio an die Arbeit unter marktwirtschaftlichen Bedingungen. Das Geschäft befand sich in der Georgstraße/Ecke Friedrich-Ebert-Straße. Der Familienbetrieb entwickelte sich erfolgreich, zählt jetzt 14 Mitarbeiterinnen und drei Auszubildende. Zur Firma gehört auch eine Außenstelle in der Anhaltischen Straße. Über 20 Jahre wurden Kundinnen und Kunden im Salon in der Georgstraße frisiert oder kosmetisch behandelt. „Dieser lange Geschäftsbetrieb hatte seine Spuren hinterlassen. Der Salon war abgewirtschaftet und schrie quasi nach einer Modernisierung“, schildert Bettina Schulz. Die Familie stand vor der Entscheidung, den Salon in der Georgstraße komplett umzukrempeln oder ein anderes Haus so herzurichten, dass es modernen Geschäftsanforderungen genügt. Der neue Salon sollte aber möglichst in der Nähe des alten sein, „im Interesse unserer Kundschaft“, wie die Friseurmeisterin betont.
Schon längere Zeit hatte Bettina Schulz das leerstehende Haus, das sie vom Geschäft in der Georgstraße immer sehen konnte, im Blick. Und sie konnte sich gut vorstellen, das Haus ausbauen zu lassen, ohne dass der Geschäftsbetrieb im Salon in irgendeiner Weise beeinträchtigt werden würde. „Ich hatte mich in dieses Haus verliebt, auch wenn es nicht mehr schön anzusehen war“, sagt sie. In der Familie habe sie dann angeregt, dieses Haus zu kaufen.
Das war vor fünf Jahren. Es dauerte aber seine Zeit, bis alles für die Modernisierung des Hauses geregelt war, die vor etwa einem Jahr begann. Erst hieß es, das Haus gehört der Bahn, was aber nicht der Fall war, es befand sich in Privatbesitz. Die größte Hürde stellten jedoch die Auflagen des Denkmalschutzes dar. „Das war sehr kraftaufwändig“, blickt Bettina Schulz zurück. Farbgebung, Fenstergestaltung, der Einbau von Holzfenstern, die Fassadengestaltung mit Stuckleisten - die Auflagen der Denkmalschutzbehörde seien sehr hoch gewesen. Letztlich sei es aber gelungen, die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen. Dankbar ist die Geschäftsfrau allen Firmen, die am Bau beteiligt waren und die sich sehr flexibel zeigten, wenn etwas Unvorgesehenes eintrat.
Der neue Salon ist etwa 150 Quadratmeter groß und mit dem ausgestattet, was die Kunden von einem modernen Friseurgeschäft erwarten. An jedem Arbeitsplatz können die Haare der Kunden rückwärts waschen werden, im alten Salon habe es nur ein einziges Rückwaschbecken gegeben. „Zudem können wir das Tageslicht viel besser nutzen, was von großem Vorteil ist, wenn es um das Haarefärben geht. Bei Tageslicht erkennt man die Farbtöne am besten“, nennt Bettina Schulz einen weiteren Vorteil.
Zudem befinde sich jetzt eine Klimaanlage im Salon, was gerade in dieser warmen Jahreszeit sehr angenehm sei. Im Obergeschoss wurde ein Aufenthaltsraum für die Mitarbeiterinnen eingerichtet. Auch Lager und Büro sind hier untergebracht. Auf dem Hof befinden sich mehrere Kundenparkplätze. „Wir sind rundum zufrieden mit unserem neuen Domizil“, sagte Bettina Schulz.
Bislang sind im Familienbetrieb Schulz alle gleichberechtigte Partner. Auch Vater Alfred Schulz ist mit von der Partie, kümmert sich um die Wäsche und erledigt Hausmeisterarbeiten. Stück für Stück wollen sich die Eltern aber aus dem Geschäftsbetrieb zurückziehen, sind doch beide inzwischen im Rentenalter. Das familiäre Klima, das auch unter den Mitarbeitern herrscht, will Bettina Schulz auf jeden Fall weiter pflegen. Es ist ein Garant für den guten Weg, den das Unternehmen bislang genommen hat. Doch in ihrer Branche, das weiß sie nur zu gut, weht ein starker Wind. „Man muss kämpfen und man muss gut sein, will man seine Kunde behalten“, betont Bettina Schulz.