Kleinwülknitz Kleinwülknitz: Die Schwengelpumpe ist weg

Kleinwülknitz - In der Hauptstraße in Kleinwülknitz gibt es zur Zeit nur ein Gesprächsthema: Die alte Schwengelpumpe muss wieder her. Darüber sind sich viele der Anwohner einig. Die Pumpe, die über 100 Jahre das Dorfbild prägte, wurde kürzlich durch Mitarbeiter des Betriebshofes der Stadt Köthen abgebaut und abtransportiert.
Soll sie etwa verschrottet werden? Will man den Brunnen, auf dem sie stand und der nun mit einer Eisenplatte abgedeckt ist, vielleicht sogar ganz zuschütten? Viele Gerüchte machen in dem kleinen Köthener Ortsteil derzeit die Runde.
Stück Heimat geht verloren
Gunter Schneider, Anwohner in der Hauptstraße 5, hat sich deshalb an die MZ gewandt. Für ihn, so schreibt er, gehe mit dem Wegfall der Pumpe ein Stück Heimat verloren. Man habe ja sonst keine Sehenswürdigkeit in Kleinwülknitz. Stutzig macht ihn, dass die Pumpe ohne Ankündigung von ihrem Platz verschwand.
Für Generationen von Wülknitzern habe der Wasserspender zum Bild der Straße gehört. Sie sind damit aufgewachsen, haben sich dort getroffen. Schneider räumt ein, dass sich niemand so recht um die Schwengelpumpe gekümmert habe, die spätestens nach dem Bau der zentralen Wasserleitung in den 70er Jahren für den Ort keine Funktion mehr hatte. Außer, dass der Brunnen noch Wasser führt und für die Häuser, die über einen Keller verfügen, eine Art Regulativ darstellt, wenn die Keller feucht werden. Im Brandfall sei der Brunnen ebenfalls sehr praktisch, sagen die Anwohner.
Wasser war weicher
Auch die 82-jährige Elli Rühling kann nicht verstehen, dass die Pumpe entfernt wurde. „Ich wohne seit 63 Jahren hier und die Pumpe hat immer hier gestanden. Sie muss wieder her“, sagt sie. Früher haben die Leute aus dem Dorf aus dem Brunnen ihr Trinkwasser bezogen. „Obwohl meine Mutter das nie zum Kaffeekochen benutzt hat, da ist sie lieber zur Pumpe ’an der Pille’ gegangen“, erinnert sich die 82-Jährige. Das Wasser dort sei bedeutend weicher gewesen. Die Rentnerin weiß aus Erzählungen, dass früher gleich neben dem Brunnen eine Shell-Tankstelle stand, die ihr Schwiegervater, der Hufschmied Erich Rühling, betrieben hat. Vielleicht habe der Brunnen ja etwas damit zu tun gehabt, überlegt sie.
Die Nachricht, dass die Kleinwülknitzer ihrer Pumpe vermissen, hat auch die Ortsbürgermeisterin Karin Krietsch erreicht. Sie erklärte gegenüber der MZ, dass die Pumpe wegen ihrer ungenügenden Standsicherheit eine Gefahr darstellte, deshalb abgebaut wurde und nun repariert werden soll. Der Brunnenrand aus Beton ist ebenfalls defekt, wie sich die MZ überzeugte. Im Umweltamt der Stadt, zu dem auch der Betriebshof gehört, werde derzeit geprüft, ob die Pumpe noch reparabel ist, erklärt Amtsleiter Oliver Reinke. Die Pumpe sei in zwei Teile zerbrochen. Man müsse sehen, was da noch zu machen ist. „Wir setzten uns auf alle Fälle dafür ein, dass wieder eine Pumpe nach Kleinwülknitz kommt“, sagt Karin Krietsch. Am liebsten wäre ihr ja, wenn Geld in den städtischen Haushalt eingestellt würde, um die historische Pumpe so herzurichten, dass sie an ihrem alten Standort zurückkehren kann, auch wenn man mit ihr keinen Wasser mehr aus dem Brunnen fördern kann. Einige Bürger hätten schon signalisiert, dass sie dafür auch etwas spenden würden, so die Ortsbürgermeisterin.
Auch Linde war Verlust
Für Gunter Schneider ist aber nicht nur die Pumpe ein Verlust. Zuvor sei schon die Linde gefällt worden, die den Platz am Brunnen ebenfalls jahrzehntelang prägte. Sie habe die Verkehrssicherheit beeinträchtigt, heißt es aus dem Rathaus.
„Nicht nur die großen Dinge suchen nach Gemeinschaft, manchmal auch die kleinen. Ich bin dabei, den Brunnen zu erhalten und wieder eine Linde zu bekommen und diese zu pflegen. Wer noch?“, fragt Schneider in seinem Schreiben.
Es könnte sein, dass an diesem Standort kein neuer Baum gepflanzt werden kann, weil dort Leitungen liegen, vermutet Reinke.
Er will aber mit dem Leiter des Grünflächenamtes Rücksprache nehmen, der derzeit im Urlaub ist, um eine exakte Auskunft geben zu können. (mz)