Kein Tacker, kein Kleber Kein Tacker, kein Kleber: Köthener Klinik erleichtert Leistenbruchoperationen

Köthen - Das Indiz ist meistens eindeutig. Wenn sich in der Leistengegend eine Beule nach außen wölbt, die oft wieder nach innen weggedrückt werden kann, dann hat man sich einen Leistenbruch zugezogen.
Eine Erkrankung, die sich Männer eher als Frauen relativ schnell zuziehen können – beim schweren Heben etwa, aber selbst beim Niesen oder Husten. Dann, wenn besonders heftiger Druck das Leistengewebe, das mit zunehmendem Alter schwächer wird, nachgeben lässt. Dann wird es Zeit für einen chirurgischen Eingriff.
In der Helios-Klinik Köthen zählt der Leistenbruch zu den häufigsten Operationen. „Es hält sich so in etwa die Waage mit den durchgeführten Gallenblasenoperationen“, sagt Brigitte Kipfmüller. Die Professorin ist Chefärztin der Allgemeinchirurgie des Hauses und steht selbst oft am OP-Tisch in Köthen.
Mehr Männer als Frauen sind von Leistenbrüchen betroffen
Wo im Jahr etwa 250 Eingeweidebrüche landen; 60 Prozent davon sind Leistenbrüche. Wovon mehr Männer als Frauen betroffen sind, was in erster Linie daran liegt, dass der männliche Teil der Bevölkerung in der Leiste durch den dort verlaufenden Samenstrang eine Schwachstelle hat. Insgesamt gibt es vier Leistenbruchpforten, zwei auf jeder Seite.
Wenn operiert wird, dann in der Regel minimalinvasiv, in sogenannter „Knopflochchirurgie“, die es möglich macht, dem gesundheitlichen Problem mit relativ kleinen Schnitten zu Leibe zu rücken. Was nicht immer möglich ist – zum Beispiel dann nicht, wenn der Patient (was statistisch häufiger vorkommt als man denken mag) den Bruch lange genug ignoriert, um das an sich gut zu behebende Problem in einen Notfall zu verwandeln.
Geht man die Bruch-OP im Normalmodus an, dann wird bei Helios in Köthen schon lange nicht mehr mit Tacker oder Klebstoff gearbeitet, wie das anderswo getan wird. „Solche Hilfsmittel brauchen wir gar nicht“, sagt Dr. Kipfmüller. Ganz einfach deswegen nicht, weil in Köthen das feine Netz aus Kunststoff, das zur Verstärkung der Bruchstelle bei der Operation implantiert wird, nicht mit körperfremden Materialien befestigt werden muss.
Postoperative Schmerzen sollen durch neue Methode deutlich verringert werden
„Wir nutzen dafür eine andere Methode.“ Und zwar wird im Bereich zwischen Bauchfell und der Muskulatur der Bauchdecke ein Spalt geschaffen, der durch das Einblasen von Kohlendioxid erweitert wird, so dass der Operateur arbeiten kann. Der Bruchinhalt, also Teile aus dem Bauchraum, am häufigsten Fettgewebe und Darm, werden in die Bauchhöhle zurückverlagert, wo sie hingehören – und an den Bruchpforten wird das schon erwähnte Netz angebracht, das standardmäßig 15 mal 10 Zentimeter groß ist und die Bruchpforte abdeckt. „Anschließend wird das Gas wieder abgelassen und das Netz durch Muskulatur und Bauchfell fixiert“, sagt Brigitte Kipfmüller.
Für den Patienten hat diese Methode – gegenüber dem Tackern – den Vorteil, dass sich postoperative Schmerzen deutlich verringern – und anders als beim Fibrinkleber muss der Körper auch nichts abbauen. „Der Patient“, so die Chefärztin, „wird am Morgen operiert und steht am Abend des OP-Tages wieder auf. Das muss er sogar, damit die Schichten noch besser verkleben.“
14 Tage nach der OP ist der Patient wieder voll belastbar
Die OP kann auch ambulant durchgeführt werden. Die meisten Patienten wünschen aber eine stationäre Überwachung. Dies vor allem wegen der Schmerzen, die auch eine minimalinvasive Operation mit sich bringt.
14 Tage nach der OP ist der Patient wieder voll belastbar – da kann er wieder Sport treiben oder schwere Kisten schleppen. „Dort, wo wir mit der von uns verwendeten Operationsmethode das Netz in der Leiste eingebracht haben, ist eine stabile Schicht entstanden.“ (mz)
Am 16. Januar hält Prof. Dr. Kipfmüller im Rahmen des Seniorenkollegs der Hochschule Anhalt einen Vortrag zum Thema „Wenn die Leisten brechen“. Beginn ist 16.15 Uhr im Roten Gebäude.
