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Zweifelhafte TV-Karriere "Karin Ritter aus Köthen: Stern TV (RTL) nimmt Abschied von ""Nazi-Oma"""

04.02.2021, 11:41
Karin Ritter wurde im Oktober 2020 zum letzten Mal vom Stern-TV-Team besucht.
Karin Ritter wurde im Oktober 2020 zum letzten Mal vom Stern-TV-Team besucht. Screenshot/Stern TV/RTL

Köthen - Man solle über Verstorbene nichts Schlechtes sagen: Mit diesen Worten hat Stern-TV-Moderator Steffen Hallaschka am späten Mittwochabend einen vorerst letzten Beitrag über die im Alter von 66 Jahren verstorbene Karin Ritter aus Köthen angekündigt: „Manchmal fällt das dann eher schwer oder ist fast unmöglich“, sagte Hallaschka und bescheinigte ihr sogleich den Stempel „Nazi-Oma“.

Seit 1994 berichtet die RTL-Sendung über das Leben der Köthener Familie

Seit 1994 hat die RTL-Sendung über das Leben der Köthener Familie berichtet und hat dieser damit zu zweifelhaftem Ruhm verholfen. In einem knapp 16-minütigen Rückblick wurden am Mittwoch noch einmal die letzten Jahrzehnte medialer Aufmerksamkeit nachgezeichnet, kritische Stimmen kamen vor allem vom Köthener Stadtratsvorsitzenden Georg Heeg (CDU) und einer nicht näher benannten Freundin von Karin Ritter: „Ich würde sagen, sie ist selbst an vielem Schuld. Hätte sie sich anders aufgeführt, wäre vielleicht vieles anders gelaufen.“ Eine Reflexion auf die eigenen Rolle der Fernsehmacher zur Entwicklung von Familie Ritter wagte der TV-Beitrag hingegen nicht.

Stern TV zeigte stattdessen die altbekannten Bilder der Söhne Christopher und Norman mit Axt in der Hand, nachdem sie die Wohnung einer Nachbarin verwüstet haben, oder wie Karin Ritter ihr Enkelkind zum Hitlergruß animiert. Es sind diese Momente, die durch ihre ständige Wiederholung im TV in gewissen Kreisen längst zu einem kultigen Witz geworden sind und eigentlich für gleich mehrere gescheiterte Existenzen stehen.

Karin Ritters unrühmliche TV-Karriere endete am Mittwoch, wie sie begonnen hatte

Einen letzten Besuch hatte das Fernsehteam Karin Ritter noch im Oktober 2020 abgestattet. Es wird eine rauchende Frau gezeigt, der es sichtlich nicht gut geht. In diesem ohnehin verletzlichen Moment wird sie vom Reporter mit einer hohen Geldstrafe konfrontiert, die ein Gericht in ihrer Abwesenheit verhängt hat, nur um die darauffolgende verzweifelte Reaktion von Karin Ritter zu zeigen.

Und so endet der TV-Beitrag schließlich auch. Vom Reporter nach der Meinung zur Corona-Krise gefragt, fängt die Kamera krude Verschwörungsmythen zum „Dritten Weltkrieg“ und einer vermeintlichen Entvölkerung Deutschlands ein. Es bleibt unkommentiert.

Karin Ritters TV-Karriere endete am Mittwoch, wie sie begonnen hatte: als voyeuristischer Einblick in ein Leben, das die allermeisten TV-Zuschauer so wohl nur vom eigenen Sofa kennen, und mit einem Einblick, der mehr Fragen offen lässt, als er beantworten kann - oder will. (mz)