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Genetischer Zwilling Köthener rettet mit Stammzellenspende einer Frau das Leben

Niklas Ponndorf hat seine Stammzellen gespendet. Für ihn ein Akt der Selbstverständlichkeit.

Von Jessica Vogts Aktualisiert: 17.03.2022, 17:41
Niklas Ponndorf aus Köthen hat einer 60-jährigen Frau seine Stammzellen gespendet.
Niklas Ponndorf aus Köthen hat einer 60-jährigen Frau seine Stammzellen gespendet. (Foto: Stefanie Greiner)

Köthen/MZ - „Das ist kein großes Ding“, sagt Niklas Ponndorf aus Köthen ganz selbstlos. Dabei hat der 20-Jährige wahrlich Großes vollbracht - mit seinem Handeln hat er womöglich ein Leben gerettet. Der Student hat im vergangenen Jahr seine Stammzellen gespendet. Für ihn eine Selbstverständlichkeit. „Das ist quasi wie Blutspenden für mich“, erzählt er munter.

Damit hatte auch alles angefangen. Spontan sei er vor zwei Jahren zur Blutspende in der Berufsschule in Köthen gewesen. Die Deutsche Stammzellspender Datei (DSD) sei an dem Tag für eine Typisierungsaktion auch mit vor Ort gewesen. Ohne zu zögern, ließ sich Niklas Ponndorf registrieren. „Anmelden tut nicht weh und jeder kann einen kleinen Schritt auf andere zu gehen“, erklärt er.

„Stäbchen rein, Spender sein“

Und das tat er auch. „Stäbchen rein, Spender sein“, mehr ist es laut dem 20-Jährigen tatsächlich im Grundprinzip nicht. Nach seiner Registrierung verging ein gutes Jahr, bis er auf einmal den Anruf bekam, dass er als potenzieller Spender in Frage käme. Dann ging es für ihn zunächst zum Arzt zur Blutabnahme. Danach hieß es wieder warten. Im Oktober 2021 erfolgten schließlich weitere Voruntersuchungen. Kurz darauf stand fest: Niklas Ponndorfs Stammzellen sind kompatibel - er hat sozusagen einen genetischen Zwilling, dem er mit seinen Stammzellen helfen kann.

Einige Tage zuvor musste er sich zu Hause spritzen, um die Zahl der Stammzellen zu erhöhen. „Das hat etwas Überwindung gekostet“, gesteht er. Der eigentliche Eingriff erfolgte dann am 6. Dezember 2021. Im Blutspendeinstitut in Dessau erfolgte die Entnahme seiner Stammzellen. „Ich konnte nebenbei essen, auf dem Tablet schauen. Wie gesagt, das läuft ähnlich wie bei einer Blutspende ab“, berichtet er von der Prozedur. Die Stammzellen mussten nicht aus dem Rückenmark entnommen werden, sondern wurde direkt aus dem Blut gewonnen.

„Ich würde es wieder machen“

Ein kurioser Zufall: Ein guter Freund von ihm hat zur gleichen Zeit an dem Tag seine Stammzellen jemanden gespendet - nur in Berlin. „Das war gut, man konnte sich in dem Moment austauschen, wir haben uns gegenseitig Bilder geschickt, wie wir da gerade liegen“, berichtet er. Nach rund vier Stunden war alles vorbei und er konnte am selben Tag wieder nach Hause. Dass er mit seiner Spende einem Menschen helfen konnte, war ihm zunächst gar nicht so wirklich bewusst. „Das Gefühl ist schwer zu beschreiben. Man realisiert das erst nach und nach“, erklärt Ponndorf.

Zu der Empfängerin hatte er noch keinen Kontakt. Nur so viel weiß er, es handelt sich bei ihr um eine 60 Jahre alte Frau aus Deutschland. Mehr erfährt er zunächst nicht. „Man kann anonym Kontakt aufnehmen, Briefe über die DSD schreiben“, erklärt er. Das hat er auch zeitnah vor. Wie die Spende ausgegangen ist und ob seine Stammzellen auch tatsächlich erfolgbringend waren, weiß er ebenso nicht. „Das hört sich vielleicht jetzt etwas dramatisch an, aber ich weiß tatsächlich nicht, ob sie noch am Leben ist“, sagt Ponndorf. Auch die DSD hat derzeit keine aktuellen Daten über den Gesundheitszustand der Frau. Für Niklas Ponndorf steht auf jeden Fall eins fest: „Ich würde es wieder machen.“