Hochwasser Hochwasser : Land unter am Löbitzsee

Trebbichau/Wulfen/MZ - Das Saale-Wasser fließt etwas langsamer in die Niederungen bei Wulfen und Trebbichau, aber der Pegel steigt weiter. „Ich bin mir sicher, dass hier noch einiges zu erwarten ist“, sagt Lothar Huth vom Ordnungsamt der Einheitsgemeinde Osternienburger Land. „Wir werden noch mindestens vier Tage brauchen, bis alles zur Ruhe kommt.“ Huth behält in den letzten Tagen die „Wasserlinie“ Trebbichau-Wulfen genau im Auge. Auf seiner Inspektionsfahrt am Donnerstagnachmittag fuhr die MZ in seinem Geländewagen mit.
Der Landgraben, der eigentlich überflüssiges Nass von den hiesigen Wiesen wegbefördern soll, funktioniert in diesen Tagen genau umgekehrt, erklärte Huth den Mechanismus, der das niedrig gelegene Dorf Trebbichau in eine gefährliche Lage gebracht hat. Unter dem gewaltigen Druck der von der Saale kommenden Fluten strömt das Wasser durch den Graben in die hiesigen Teiche und dann auf die Wiesen, staut sich hier und läuft auf Trebbichau zu.
Die Folgen waren am Donnerstag nicht zu übersehen. In Trebbichau selbst standen gegen 16.30 Uhr vorerst zwar nur einige Häuser im Wasser, die in einer Niederung ausgangs des Ortes in Richtung Wulfen liegen. Einwohner eines Hauses hatten zwar eine Pumpe im Einsatz, doch das wegbeförderte Wasser bekam sofort den Nachschub.
Dramatisch ist die Lage in der Kleingartensiedlung am Löbitzsee. Gärten und Lauben stehen im Wasser. Straßen zwischen den Laubenreihen gleichen Kanälen. Nur selten ist ein Garten zu sehen, bei dem noch ein kleiner Teil der Fläche nicht unter Wasser steht. Das scheint aber nur eine Frage der Zeit zu sein. Mitglieder der Feuerwehr Trebbichau waren am Donnerstag mit einem Ruderboot in der Anlage unterwegs, um auf Bitte einiger Gartenbesitzer noch dies und das aus den Lauben zu holen. Die Einwohner von Trebbichau waren aufgefordert worden, ihre Häuser angesichts des steigenden Hochwassers zu verlassen. Viele sind nach Aussage der Feuerwehr dem Aufruf gefolgt. Aber bei weitem nicht alle. „Wer geblieben ist, hat seine Sachen schon ins Auto gepackt und beobachtet die Entwicklung, um, wenn es gefährlich wird, schnell wegzukommen“, weiß Lothar Huth. Die Straße von Trebbichau nach Wulfen ist wasserfrei. Die Fluten strömen nördlich durch die niedrig gelegenen Wiesen und Äckern. Ein Maisfeld, das am Mittwoch noch trocken war, steht nun zu einem großen Teil unter Wasser.
In Wulfen herrschte noch am Dienstag und Mittwoch Alarmstimmung. Aus Richtung Diebzig näherte sich das Hochwasser. Es kam bereits am Mittwoch bis auf etwa 700 bis 800 Meter an das Dorf heran. Viele Einwohner haben deshalb ihre Grundstücke mit Sandsäcken gesichert. Am Donnerstag kroch das Wasser weiter - aber mit deutlich geringerer Kraft. Auf der Fahrbahn aus Richtung Diebzig hatte ein Polizist am Mittwoch mit einem Strich die Stelle markiert, bis zu welcher die Fluten vordrangen. Am Donnerstag war das Wasser lediglich rund zehn Meter weiter.
Von Wulfen in Richtung Diebzig ist für gewöhnliche Fahrzeuge kein Durchkommen. Nur noch Landwirte auf Traktoren mit Riesenrädern trauen sich hier die Durchfahrt, um nach dem Rechten zu sehen. Lothar Huth hatte die Strecke nach Diebzig kurz zuvor in einem Polizeiboot über die Wiesen parallel der Straße zurückgelegt. Seine Beobachtung: Die Wiesen stehen zwei und mehr Meter unter Wasser.

