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Hochwasser Hochwasser: Aken noch im Alarmzustand

Von wladimir kleschtschow 16.06.2013, 20:48

aken/MZ - Die Überschwemmungsgefahr ist vorüber, der Pegel der Elbe fällt. Doch die Lage in Aken bleibt angespannt. Es ist immer noch zu viel Wasser in der Stadt, was das Abwasserbeseitigungssystem fast kollabieren lässt. Stellenweise tritt das Abwasser an die Oberfläche. „Wir werden noch in der eigenen Sch... ersticken“, hieß es am Sonntag drastisch im Rathaus. Und es gibt nicht überall Strom. Die Situation wird dadurch noch komplizierter, da viele Akener, die die Stadt auf der Flucht vor dem Hochwasser verlassen hatten, nun in ihre Häuser zurückkommen, um nach dem Rechten zu sehen. „Sie wollen dann aber ihre Keller auspumpen oder Wäsche waschen - und das schmutzige Wasser fließt auf die Straße oder zum Nachbarn“, sagt Ronald Doege von der Stadtverwaltung.

Möglicherweise war der Krisenstab des Landkreises aus der Sicht der Akener Stadtverwaltung zu schnell, als er die Evakuierung der Stadt aufhob. Viele Akener nutzen die Möglichkeit, fuhren mit ihren Fahrzeugen zurück und begannen mit den Aufräumungsarbeiten auf ihren Grundstücken. Auch am Sonntag herrschte auf der Straße aus Richtung Osternienburg kräftiger Verkehr.

Sehr zum Leidwesen des Krisenstabes. „Wie haben noch eine Katastrophenlage“, sagte dessen Leiter Bernhard Böddeker am Sonntag der MZ. „Zwar besteht keine Gefahr mehr für Leib und Leben, das ist aber auch alles. Strom- und Abwasserentsorgung funktioniert nicht, und wir sind nicht imstande, die gesamte Bevölkerung mit Dixi-Toiletten zu versorgen. Darüber müssen alle im Klaren sein, die zurückkommen und bleiben.“ Böddeker zufolge wäre es besser, erst einmal in den Notunterkünfte zu bleiben. „Der Katastrophenalarm ist noch nicht aufgehoben und angedacht ist dies auch noch nicht.“

Doch offenbar stört dies viele Akener nicht. Zwar sieht die Stadt immer noch relativ leer aus. In einigen Stadtteilen werden jedoch schon emsig überflutete Räume leergeräumt. Sperrmüll türmt sich zum Beispiel in der Köthener Landstraße, obwohl die Grundstücke hier teilweise noch im Wasser stehen. Im Bereich Waldsiedlung/Amselweg/Storchenstraße hat sich das Wasser noch nicht überall so weit zurückgezogen, dass alle Anwohner trockenen Fußes in ihre Häuser können.

Hier steht auch ein starker charakteristischer Geruch in der Luft: Öl aus den Heiztanks der Einfamilienhäuser ist ausgelaufen. „Wir haben die Öltanks in den Kellern inspiziert und aufgerichtet“, sagt Michael Wichmann, Feuerwehrchef der Stadt Südliches Anhalt. „Keller können wir jedoch nicht auspumpen, ohne zuvor eine Fachfirma hinzuzuziehen.“ Noch tief im Wasser stehen die Häuser zwischen dem alten Elbdeich und der Dessauer Straße. Damit die Bewohner überhaupt die Eingänge erreichen können, montierten am Sonntag Arbeiter der Firma Kapuhs Gerüstbau aus Kühren im Auftrag der Stadt provisorische Metallstege zu jedem Haus.

Apropos Kühren. Auch in dem Ortsteil von Aken ging das Wasser zurück, wenn auch bei weitem nicht überall. „Es gibt keinen Strom und die Abwasserleitung funktioniert nicht“, sagte Bernd Wehling. Die Wehlings betreiben in Kühren eine Bäckerei. „Wir wollten wenigstens den Hof aufräumen, aber ohne Strom geht es nicht.“