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Preisgekrönte Abschlussarbeit Hochschule Anhalt in Köthen: Mandy Hirschmann ist Bachelor of Beer

Von Oliver Müller-Lorey 20.02.2017, 13:25
Aus Malz wird Bier, wird eine preisgekrönte Abschlussarbeit, wird eine überglückliche Hochschul-Absolventin: Mandy Hirschmann.
Aus Malz wird Bier, wird eine preisgekrönte Abschlussarbeit, wird eine überglückliche Hochschul-Absolventin: Mandy Hirschmann. Oliver Müller-Lorey

Köthen - Wenn Mandy Hirschmann erzählt, womit sie sich in ihrer Bachelorarbeit beschäftigt hat, dann sind die Reaktionen immer gleich: Grinsen, große Augen und anerkennende Worte. „Wow, du hast deine Arbeit über Bier geschrieben? Wahnsinn!“ Das Lieblingsgetränk vieler Studenten mit der Arbeit an der Uni verbinden; Wer würde da nicht mit der Studentin, der „Bachelor of Beer“, tauschen wollen?

Doch ganz so feucht-fröhlich, wie sich die Arbeit anhört, war sie nicht. Genaugenommen beschäftigte sich Mandy Hirschmann an der Hochschule in Köthen nämlich nicht mit fertigem Bier, sondern nur mit dem Brauprozess. Das beliebte Endprodukt stellte sie nicht her. So konnte sie weder ihrem Mann, noch der Familie auch nur eine Flasche Selbstgebrautes mitbringen und auch ans Selbertrinken war nicht zu denken - jedenfalls nicht in der Hochschule.

Mandy Hirschmann ist schon lange eine Bierliebhaberin

Lebensmittel und besonders Bier haben es der heute 30-Jährigen schon immer angetan. „Vor dem Studium habe ich eine Lehre als Köchin gemacht. Und das Feierabendbier war da an der Tagesordnung“, sagt sie. Sie experimentierte schon damals, welche Sorte ihr am besten schmeckte.

Als Bierliebhaberin in einem Männerberuf war sie schon damals etwas Besonderes. Irgendwann besuchte sie die Brauerei in der Wasserburg Gommern. „Und da war es um mich geschehen.“ Von da an wusste Mandy Hirschmann: Bier ist ihre Leidenschaft. Das will sie beruflich machen.

Eine Bachelorarbeit mit Auszeichnung

So kam es, dass sie ein Lebensmitteltechnologie-Studium in Köthen aufnahm - und erfolgreich abschloss. Kürzlich wurde sie für ihre Bachelor-Arbeit, die mit „sehr gut“ bewertet wurde, von der Barth-Haas-Grant-Stiftung mit einem Preis und 2.000 Euro ausgezeichnet.

„Das Geld ging aber an die Hochschule. Damit wurden die Materialien bezahlt“, sagt Mandy Hirschmann. Doch sie ärgert sich nicht darüber. Schließlich war die Arbeit, die sie in der Hochschulbrauerei leistete, wirklich aufwendig: Zunächst stellte sie unter sehr genauen Vorgaben Maische her, also mit Wasser gemischtes Malz.

Durch welche Stoffe bekommt das Bier den meisten Geschmack?

Die Maische, die noch keinen Alkohol enthält, ist die Grundlage eines jeden Bieres und steht in der Produktion ganz am Anfang. Nach dem Maischen fügen Brauer der trüben Suppe Hopfen hinzu. Den gibt es in unterschiedlichen Formen: Etwa als ganze Dolde oder als Pellet - als gepresster und getrockneter Hopfen.

„Ich habe drei verschiedene Hopfenpräparate hinzugefügt und untersucht, wie viele Bitterstoffe dadurch hinzukommen“, erklärt die frisch gebackene Akademikerin. Vereinfacht gesagt: Durch welche Zugabe bekommt das Bier den meisten Geschmack?

Insgesamt fertigte die Studentin 13 unterschiedliche Proben an, die sich nur mit komplizierten Analysen voneinander unterscheiden ließen. „Weil die Verwechslungsgefahr so groß war, habe ich am Tag nur eine Untersuchung gemacht“, sagt Mandy Hirschmann.

Bierbrauer auf der ganzen Welt könnten dann von Mandy Hirschmanns Forschungen profitieren

Was genau bei ihren Experimenten herausgekommen ist, darf sie noch nicht verraten. Denn ihre Ergebnisse werden wohl bald in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht. Bierbrauer auf der ganzen Welt könnten dann von Mandy Hirschmanns Forschungen profitieren und Bier noch leckerer machen.

Dass die junge Frau einen solchen Hit landet, war nicht selbstverständlich. Denn drei Jahre, nachdem sie ihr Studium aufgenommen hatte, brachte sie einen Sohn zur Welt. Dazu kam die lange Fahrt von ihrem Wohnort Gnadau (Salzlandkreis) zur Hochschule mit dem Zug, denn einen Führerschein hatte die Studentin zunächst nicht. Um sich das Studium zu finanzieren, ging sie nebenbei arbeiten.

Nächste Station: Gütekontrolleurin in einer Getränkefirma

Auf ein Masterstudium im Anschluss an ihren Bachelor verzichtet Mandy Hirschmann wohl oder übel, obwohl sie gerne weiterstudiert hätte. „Aber wegen meiner Familie mache ich das nicht. Die finanzielle Belastung würde mein Mann tragen“, sagt sie. Die Akademikerin hat beim Getränkehersteller Duphron und Franke in der Nähe einen Job als Gütekontrolleurin gefunden.

Dort überprüft sie die Qualität der Getränke. Unter anderem wird die aus DDR-Zeiten bekannte Quick-Cola in diesem Werk hergestellt. Doch langfristig, sagt Mandy Hirschmann, will sie auch dort mit Malz arbeiten und neue Erfrischungsgetränke vorschlagen. Vom Grundstoff für’s Bier kann sie einfach nicht die Finger lassen. (mz)

Die Studentin wurde mit einer Glasskulptur und 2.000 Euro Preisgeld geehrt. Sie erforschte, mit welchem Hopfen Bier noch leckerer wird. Da werden ihr nicht nur Brauereien, sondern auch Millionen Biertrinker dankbar sein. Ganz zu schweigen von ihren Kommilitonen...
Die Studentin wurde mit einer Glasskulptur und 2.000 Euro Preisgeld geehrt. Sie erforschte, mit welchem Hopfen Bier noch leckerer wird. Da werden ihr nicht nur Brauereien, sondern auch Millionen Biertrinker dankbar sein. Ganz zu schweigen von ihren Kommilitonen...
Müller-Lorey