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Hilfe für Flutopfer Hilfe für Flutopfer: Asyl mit "Sam" und "Mary"

Von matthias bartl 16.06.2013, 21:05
Natalie (l.) und Susanne Poltera mit zwei „BBS-Hunden“.
Natalie (l.) und Susanne Poltera mit zwei „BBS-Hunden“. ute nicklisch Lizenz

köthen/Aken/MZ - Fast die erste Idee, die Lars Geffert hat, als er vom Ende der Evakuierung hört, ist so schön alltäglich, dass sie an dieser Stelle nicht vergessen werden soll: „Wieder richtig rasieren“, sagt Geffert und streicht sich übers stopplige Kinn. Geffert war einer von 94 Akenern, die in der Berufsbildenden Schule am Köthener Badeweg für eine Woche lang eine Unterkunft gefunden haben, für die der Begriff „Notquartier“ durchaus keine Anwendung finden darf. Auch wenn Geffert selbst all die Tage in seinem Auto geschlafen hat („Das geht super“), hat er doch nur Lob für die Bemühungen der Lehrer und der anderen Helfer, die hier wirklich 24 Stunden am Tag bereitstanden, um den Evakuierten das Leben möglichst leicht zu machen. Dennoch: „Wir bekommen langsam den Lagerkoller“, sagt Geffert, der mit Labrador „Sam“ in die BBS gekommen war.

„Sam“ war im übrigen nicht der einzige Hund, der mit Herrchen oder Frauchen gemeinsam Quartier in der Einrichtung genommen hat. Acht Hunde insgesamt und die Schildkröte Amanda zählten zur tierischen Belegung des Hauses, um die sich eine Handvoll Jugendliche besonders intensiv kümmerte. Aber auch für die Besitzer waren die Tiere wichtige Bezugspartner und umgekehrt. Emily (4 Jahre alt) und die neunjährige Natalie hatten ihren Spaß daran, mit Hündchen „Bine“ zu spielen und American Stafford „Mary“ ließ Herrchen Stefan Stieler nicht aus den Augen, als dieser im Gespräch war. Kerstin Püttner freilich hatte ihren Liebling in Aken lassen müssen: eine Sudan-Schildechse namens „Archie“, ironischerweise ein Wüstentier. „Aber Archie ist ja im Terrarium und ich habe ihn vor der Evakuierung auch noch mit Futter und Wasser versorgt“, ist Kerstin Püttner zuversichtlich, dass die Echse die Zeit allein gut überstanden hat. Die junge Frau, die für einen Paketdienst arbeitet, musste übrigens eingangs der Unterbringung in der BS erst einmal ihren Ausweis zeigen, ob sie tatsächlich in Aken wohnt: Kerstin Püttner war erst Anfang Mai aus Berlin in die Elbestadt gezogen - und ihr Auto hat noch heute Berliner Kennzeichen. Ein wenig bangt sie auch um ihren Job: Trotz Evakuierung hat sie immer weiter gearbeitet und Pakete ausgeliefert, „doch dann ist mir nach und nach mein Liefergebiet abgesoffen: Gottesgnaden. Breitenhagen, Rajoch, Kühren. Mal sehen, wie es da jetzt weiter geht.“

Vorderhand noch gar nicht - zwar wurde am Sonnabend die Evakuierung von Aken, Susigke, Reppichau, Chörau, Mennewitz, Trebbichau und Obselau aufgehoben, aber Diebzig, Kühren und die Naherholungsgebiete Akazienteich und Löbitzsee bleiben weiter evakuiert. Daran hat sich auch am Sonntag nichts geändert - auch wenn ein Radiosender behauptete, Diebzig liege wieder trocken, so hat doch der Katastrophenschutzstab andere Erkenntnisse. „Die Aufhebung der Evakuierung kann noch kein Thema sein“, so Pressesprecher Udo Pawelczyk am Sonntag zur MZ.