Hausbau Hausbau: Der Trend zum Eigenheim wächst
Köthen/Edderitz/MZ. - Niedrige Zinsen für Baukredite sowie Angst vor der Inflation sorgen auch in der Köthener Region dafür, dass deutlich mehr Menschen in die eigenen vier Wände investieren. "Per 30. November 2012 haben wir im Landkreis Anhalt-Bitterfeld rund 28 Prozent Baukredite mehr an Privatpersonen vergeben als bis zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres", teilte Markus Klatte, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, auf MZ-Anfrage mit.
Auch der Finanzdienstleister Bonnfinanz bestätigt den Trend, der offensichtlich altersübergreifend gilt. "Zu uns kommen junge Berufsstarter, aber auch Rentner, die bauen wollen", so Andreas Böhme von der Köthener Bonnfinanz-Filiale.
Ein Eigenheim stehe ganz oben auf der Skala der Wünsche, Eigentumswohnungen spielen dagegen kaum eine Rolle, sagt Böhme. Manche entscheiden sich für einen Neubau, andere wiederum kaufen ein gebrauchtes Haus und lassen es modernisieren, weiß Böhme aus Erfahrung. "Wenn jemand ein Haus für 100 000 Euro kaufen will und 40 000 Euro Eigenkapital hat, bekommt er Kredit-Konditionen mit einer zwei vor dem Komma. Da sind die monatlichen Rückzahlungsraten oft deutlich kleiner als die Miete."
Wer ein Haus errichten will, muss eine Baugenehmigung beantragen. In Köthen ist dafür die Stadtverwaltung zuständig, Baugenehmigungen für alle anderen Städte und Ortschaften des Altkreises Köthen werden vom zuständigen Amt der Landkreisverwaltung erteilt. Die MZ bat die beiden Verwaltungen um die Auskunft, wie sich die Zahl der eingereichten Anträge in den letzten beiden Jahren entwickelt habe.
Die Landkreisverwaltung konnte mit Zahlen nicht dienen. Eine Statistik über Baugenehmigungen für Eigenheime führen wir nicht, hieß es dort. Man habe jedoch den Eindruck, dass sich die Anzahl solcher Baugenehmigungen merklich erhöht habe. Eine genaue Beantwortung der Frage würde einen Mitarbeiter einen ganzen Tag beschäftigen. Zu viel Aufwand.
Konkrete Zahlen gab es dagegen bei der Stadtverwaltung Köthen. "Im Jahre 2012 wurde für 33 Einfamilienhäuser eine Genehmigung beantragt", teilte Pressesprecherin Caroline Hebestreit mit. Im Vergleich zum Jahr zuvor bedeute dies eine Steigerung um gut ein Drittel, denn 2011 habe es nur 20 Anträge gegeben.
Gebaut wird nicht nur in Köthen, sondern auch in manchen Dörfern. So ist in Edderitz auf der Fläche hinter der Gartensparte ein kleines Neubaugebiet entstanden. Das Ingenieurbüro Honsa aus Gröbzig hat dazu einen Beitrag geleistet. "Wir haben drei Eigenheime in Edderitz geplant", sagte Dirk Honsa. "Zwei davon wurden 2012 gebaut, bei dem einen geht es jetzt im Frühjahr los." Auch von Bauherren aus Köthen bekommt das Gröbziger Ingenieurbüro Aufträge.
Honsa weiß aus Gesprächen mit den Bauherren, dass vor allem die Befürchtung, das Angesparte durch die Krise zu verlieren, und die günstigen Kredite ausschlaggebend für die Entscheidung sind, ein Eigenheim zu bauen. "Als ich 1993 mein Haus gebaut habe, bekam ich einen Kreditzins, der damals als günstig galt: 8,75 Prozent", erinnert sich der Gröbziger. "Kein Vergleich zu den wirklich niedrigen Zinsen von heute. Das Bauen ist jetzt finanziell viel günstiger als damals, obwohl die Eigenheimzulage, die es damals noch gab, später abgeschafft wurde."
Annelie Fiedler, Ortsbürgermeisterin von Edderitz, freu sich über die neue Eigenheimsiedlung im Dorf, die den Namen "Wohnen am Gartenweg" trägt. "Das ist gut, dass junge Menschen nach Edderitz kommen", sagt sie. "Wir haben viele alte Menschen in unserem Dorf. Wenn sich junge Familien hier niederlassen, die Kinder haben oder bald welche bekommen, so ist das gut für die Bevölkerungsentwicklung." Übrigens: Auch der Sohn von Finanzberater Andreas Böhme, Kevin Böhme, und dessen Freundin Nancy Starrach bauen ein Eigenheim in Edderitz. Niedrige Zinsen erleichterten ihnen diese Entscheidung. Das Haus ist so gut wie fertig.
Annelie Fiedler beobachtet mit Wohlwollen, dass auch manche Investoren in Edderitz in Wohnimmobilien investieren, um sie zu sanieren und dann zu vermieten. Auch das ist ein Beitrag zur Zukunft des Dorfes, sagt sie.