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Grundschule in Kleinpaschleben Grundschule in Kleinpaschleben: Keine erste Klasse mehr

Von Claus Blumstengel 26.06.2015, 19:34
Die Grundschule in Kleinpaschleben
Die Grundschule in Kleinpaschleben ARchiv/Rebsch Lizenz

Kleinpaschleben - In der Grundschule in Kleinpaschleben wird es in diesem Jahr zum ersten Mal keine Einschulung geben. Die Eltern, deren Kinder ab dem kommenden Schuljahr die erste Klasse in der Grundschule in Wulfen besuchen werden, haben das auf einer Versammlung am 17. Juni erfahren. Gegenüber der MZ kritisierte der Vater eines künftigen Erstklässlers diese seiner Meinung nach sehr späte Information. Am Mittwoch gab es eine weitere Elternversammlung zu diesem Thema an der Grundschule in Wulfen.

Die Grundschule Kleinpaschleben ist schon länger in ihrer Existenz gefährdet. Laut Vorgabe des Landes muss eine erste Klasse mindestens 15 Schüler und eine Grundschule insgesamt mindestens 60 Schüler haben. Die Grundschule Kleinpaschleben besuchen 57 Schüler. 2015 wären nur neun Erstklässler hinzugekommen, wenn das Landesschulamt zugestimmt hätte. 2016 wird es voraussichtlich nur acht Erstklässler geben, die dann auch in Wulfen eingeschult werden. Die Erstklässler fehlen nun in Kleinpaschleben.

Die Gemeinde hat beim Landesschulamt eine weitere Ausnahmeregelung beantragt. Weil die Grundschule Kleinpaschleben weniger als 60 Schüler hat, soll sie bis zum Ende des Schuljahres 2017/18 als Außenstelle der Grundschule Wulfen weitergeführt werden dürfen.

Über diesen Antrag hat das Landesschulamt noch nicht entschieden.

Die Entscheidung, dass es keine erste Klasse in Kleinpaschleben geben wird, traf das Landesschulamt. In einem Schreiben vom 2. Juni teilte die Behörde der Verwaltung der Gemeinde Osternienburger Land mit, dass sie einen Ausnahmeantrag ablehnt. Der Grund: In Kleinpaschleben gibt es gerade mal noch neun Einschüler. Eine Verordnung des Landes legt mindestens 15 Schüler in der ersten Klasse fest.

Der Landkreis sei darüber informiert, dass ab dem kommenden Schuljahr Schüler von Kleinpaschleben in die Grundschule nach Wulfen transportiert werden müssen, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Jeanette Streuber. Sie vertritt zurzeit Bürgermeister Stefan Hemmerling, der sich in Elternzeit befindet. Wie das konkret geregelt wird, sei aber noch nicht bekannt, zumal einige Eltern ihre Kinder in Köthen zur Schule schicken wollen und entsprechende Ausnahmeanträge gestellt hätten.

Auf den Hort in Kleinpaschleben hat die Entscheidung des Landesschulamtes voraussichtlich keine Auswirkungen. „Wir gehen davon aus, dass wir den Hort so weiterführen wie bisher“, äußerte die stellvertretende Bürgermeisterin. Die Kleinpaschleber Kinder könnten zwar den Hort in Wulfen besuchen, die meisten Eltern hätten jedoch den Wunsch geäußert, sie im einheimischen Hort betreuen zu lassen. Allerdings muss der Landkreis auch hierfür den Transport nach dem Unterricht organisieren.

„Ich habe immer auf eine Ausnahmeregelung gehofft; denn es ist nicht schön, wenn die Kleinsten mit dem Bus zur Schule fahren müssen“, sagt der Vorsitzende des Gemeindeelternrates, Karsten Todte, der in Kleinpaschleben wohnt. Seine älteste Tochter besucht die dortige Grundschule, seine jüngste wird im kommenden Jahr voraussichtlich in Wulfen eingeschult. Schulleiterin Heidrun Ernst habe den Eltern der Erstklässler zugesichert, dass die Kinder aus Kleinpaschleben innerhalb der flexiblen Schuleingangsphase in eine Lerngruppe kommen, um für den Rücktransport den einheitlichen Unterrichtsschluss zu gewährleisten.

Im vorigen Jahr habe man die Mindestzahl von 15 Einschülern in Kleinpaschleben gerade so erreicht. Durch Umzüge von Familien und weil einige Eltern ihre Kinder nach Köthen in die Evangelische Grundschule oder die Freie Schule Anhalt schicken, läge man 2015 weit darunter. Jeanette Streuber und die Vorsitzende des Sozialausschusses Irene Witzki (Die Linke) hätten beim Landesschulamt um eine Ausnahme gekämpft, „aber die Zeit hat uns überholt“, stellt Karsten Todte resigniert fest.

Irritiert sei Todte über das Desinteresse mancher Eltern, die nur vereinzelt oder gar nicht Sitzungen des Gemeinderates oder des Sozialausschusses zum Thema Schulentwicklung besuchen würden. Allerdings lautete der einzige Tagesordnungspunkt der Sozialausschuss-Sitzung vom 15. Juni, auf der es um die Grundschule Kleinpaschleben ging, „Besichtigung der Kindertagesstätte Wulfen“. Laut Hauptamtsleiterin Streuber sei das Schreiben des Landesschulamtes erst eingegangen, nachdem die Ankündigung der Sitzung veröffentlicht war. Gemeinde- und Schulelternrat wurden mündlich benachrichtigt, dass es unter dem Punkt „Informationen der Verwaltung“ ein zusätzliches Thema gibt. Öffentlichkeit und Presse erfuhren davon nichts.