"Fritten-Ralf" aus Aken "Fritten-Ralf" aus Aken: Immer unterwegs mit der Gulaschkanone

Aken/Köthen - „Einmal Hefeklöße zum Mitnehmen, bitte.“ „Die sind noch nicht fertig, in zehn Minuten vielleicht“, schätzt Ralf Müller, besser bekannt als „Fritten-Ralf“, und guckt auf die Uhr. Es ist kurz vor elf. Höchste Eisenbahn, fertig zu werden.
Der Kunde wartet die paar Minuten. Und beobachtet den Akener dabei, wie er kräftig in den Kesseln rührt und das Essen vorbereitet. Je nachdem, was auf der Speisekarte steht, fängt er morgens halb sieben an und macht erst mal Feuer, schildert er.
Ein paar Stunden später geht’s los - mit dampfenden Kesseln. Richtig gekocht werde das Essen dann an Ort und Stelle.
„Fritten-Ralf“ will nicht sesshaft werden
100 bis 150 Portionen verkauft Ralf Müller jeden Tag an seiner Feldküche. Die steht zurzeit Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag in Köthen auf dem Marktplatz, donnerstags beköstigt er die Akener.
Seit ungefähr zehn Jahren fährt er mit der Gulaschkanone umher. Und liebt seine „kleine mobile Gastronomie“. So sehr, dass er schon so manches Angebot ausgeschlagen habe, mit einem Restaurant, einer Kneipe irgendwo in der Region sesshaft zu werden.
Es gäbe genügend Gastronomen, die aufgeben müssten, weil sie keinen Nachfolger finden, weiß er. Auch in Aken. Aber das will er nicht, sesshaft werden. „Schuster bleib bei deinen Leisten“, sagt er sich.
Seit 1991 tourt Ralf Müller mit seinem Imbiss durch die Lande
Schon im Februar 1990 meldet er beim Landkreis Köthen sein Gewerbe an. Da ist er noch mitten in der Lehre, allerdings schon 18. Bei Abus in Dessau wird er zum Facharbeiter für maschinelle Elektronik ausgebildet. Doch von 1991 an tourt er mit dem Imbisswagen durch die Lande, bietet Kammsteak, Bockwurst oder Bouletten an, und Pommes frites natürlich.
Daher der Name „Fritten-Ralf“. Noch heute, erzählt er lächelnd, stehe auf der Gewerbeanmeldung, dass er sich um die Beschaffung der Waren selbst kümmern muss. Weiß er. Tut er. Bauer Feuerborn zum Beispiel liefert ihm die Kartoffeln. „Wir könnten auch fertig geschälte nehmen, aber das machen wir lieber selber“, sagt er, wegen des Geschmacks.
Kochen mit der Gulaschkanone braucht „Fingerspitzengefühl“
Kochen gelernt hat der „Wilddieb von Aken“, wie man ihn auch kennt, zu Hause - nicht bei Muttern, sondern mit Unterstützung befreundeter Gastronomen, die ihm nach und nach beigebracht haben, wie man eine ordentliche Suppe zubereitet. Weiße Bohnen, Möhren, Linsen, Weißkohl und Erbsen natürlich; die seien „der Renner“, jeden Tag.
Dass das Essen aus der Gulaschkanone besser schmecken soll, weil es im großen Kessel vor sich hin köchelt, verneint der 46-Jährige. Er bekäme die Erbsensuppe auch im kleinen Topf genauso gut hin. Worauf es beim Kochen mit der Gulaschkanone ankäme? „Fingerspitzengefühl“ - und: Man müsse mit Herzblut bei der Sache sein. (mz)