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Freibad Glauzig Freibad Glauzig: Stimmung auf dem Tiefpunkt

Von helmut dawal 21.05.2013, 17:02
Im Juni vergangenen Jahres gab es eine Protestaktion. Bürger forderten, das Freibad für die Saison zu öffnen und es zu erhalten.
Im Juni vergangenen Jahres gab es eine Protestaktion. Bürger forderten, das Freibad für die Saison zu öffnen und es zu erhalten. mz Lizenz

glauzig/MZ - Ein großer Subbotnik war für den vergangenen Sonnabend im Freibad Glauzig angesetzt worden. Mitglieder des Kultur- und Freibadvereins wollten mit vielen Helfern bei diesem Arbeitseinsatz einen großen Schritt in Richtung Saisonstart machen. Doch daraus wurde nichts und das nicht nur wegen des Regens. Schon den ganzen Freitag lang war Vereinsvorsitzender Christian Meyer damit beschäftigt gewesen, die Helfer wieder auszuladen. „Uns wurden Auflagen erteilt, die den ganzen Subbotnik in Frage gestellt haben“, sagte er in einem MZ-Gespräch.

Feuerwehren waren bereit

Das Herzstück des Bades, das Schwimmbecken, sollte abgepumpt, gesäubert und undichte Stellen geflickt werden. Das Abpumpen der rund 1 000 Kubikmeter Wasser in den Mittelgraben wollten Kameraden der Feuerwehren Glauzig, Trebbichau, Görzig, Mösthinsdorf, Edderitz, Piethen, Maasdorf und Prosigk in einer Übung zum Errichten einer langen Schlauchstrecke übernehmen. Alles war vorbereitet, doch am Mittwoch erhielt Christian Meyer von der Verwaltung der Stadt Südliches Anhalt telefonisch die Mitteilung, dass das Abpumpen beantragt werden müsse und zudem eine Beprobung des Wassers aus dem Schwimmbecken erforderlich sei.

Christian Meyer kümmerte sich, nahm mit der unteren Wasserbehörde der Landkreisverwaltung in Bitterfeld Kontakt auf. Danach bekam der Vereinschef eine E-Mail einer Mitarbeiterin dieser Behörde, in der der Verein aufgefordert wurde, das Wasser, das in den Mittelbach gepumpt werden sollte, auf chemischen Sauerstoff und abfil-trierbare Stoffe testen zu lassen. Und die Mail enthielt außerdem die Auflage, das Wasser deutlich langsamer in den Mittelbach einzuleiten, mit maximal zehn Litern pro Sekunde. „Dann hätten die Kameraden 48 Stunden am Stück abpumpen müssen. Das konnten wir von ihnen doch nicht verlangen“, beschrieb Meyer die praktische Folge dieser amtlichen Festlegung.

Was das Wasser im Becken anbetrifft, so ist man im Verein der Auffassung, dass sich der Chlor von der letzten Badesaison längst verflüchtigt hat, zumal das Becken nicht ganz dicht ist und Oberflächenwasser eintritt. „Dass kein Chlor mehr drin ist, dafür haben wir von der Trinumer Firma Hoppe, die die Badchemie für das Freibad liefert, eine Unbedenklichkeitserklärung“, berichtete Christian Meyer. Diese Erklärung sei jedoch nicht anerkannt worden, weil die Firma kein zugelassenes Labor ist.

Kein Abpumpen, keine Beckensäuberung – zwei ganz wesentliche Dinge konnten am Sonnabend nicht stattfinden. Der Vereinsvorsitzende hätte sich gewünscht, von den Auflagen eher in Kenntnis gesetzt worden zu sein, dann hätte man noch reagieren können. Der anvisierte Saisonstart, der am 1. Juni mit einem bunten Kinderfest erfolgen sollte, wird nun nicht mehr zu halten sein. Und ob das Freibad überhaupt noch öffnen wird, ist immer mehr fraglich. „Die Stimmung bei unseren Vereinsmitgliedern ist auf dem Nullpunkt angelangt. Wenn jetzt nicht jemand sagt, wir helfen euch, dann werden wir wohl hinschmeißen“, sagte Christian Meyer resigniert. Und verwies auf viele Hürden, die der Verein bisher nehmen musste und die nach seinen Worten immer größer geworden sind.

Schon viele Stunden gearbeitet

Immerhin habe man den Status der Gemeinnützigkeit bekommen, was noch fehle, sei die Vereinseintragung. Die komme nicht voran, weil es unterschiedliche Auffassungen zum Gegenstand der Vereinsarbeit gebe. „Es heißt, wir sind ein Geschäftsbetrieb. Das sehen wir aber nicht so und sind der Auffassung, dass unsere Arbeit durchaus gemeinnützig ist“, sagte der Vorsitzende. Als Beispiel führte er ein Vereinsbad in Bayern an, in dem auch öffentliches Schwimmen stattfindet.

Die vergangenen Wochen waren für Christian Meyer sehr aufreibend. Auf der einen Seite hat der harte Kern des Vereins bereits viele Stunden im Freibad gearbeitet, auch zu Himmelfahrt, die Anlagen und die Grünflächen gepflegt, „mit unseren privaten Rasenmähern, mit unserem privaten Sprit“, wie er betonte.

Auf der anderen Seite gibt es auf dem Weg zur Übernahme des Bades beinahe jeden Tag einen neuen Stein, der zur Seite geräumt werden muss. „All das, was wir bisher erleben mussten, dient nicht dazu, das Ehrenamt zu stärken. Im Gegenteil, es nimmt die Lust, sich ehrenamtlich einzusetzen“, zeigte er sich verbittert.

Sollte das Freibad Glauzig in diesem Sommer nicht mehr öffnen, werde es seinen Bestandsschutz verlieren und zu einer Ruine verkommen, befürchtet der Vereinsvorsitzende. „Und unsere Kinder werden zum Baden die umliegenden Kiesgruben nutzen, die gefährlich sind und wo sie keine Aufsicht haben.“