Förderprogramm Erasmus+ Förderprogramm Erasmus+: Franzosen und Spanier besuchen VHS-Bildungswerk Köthen

Köthen - Silvia Camps ist beeindruckt. Die Spanierin aus der katalanischen Kleinstadt Badia de Vallès ist zu Besuch in Köthen und schaut sich die Arbeitsräume des VHS Bildungswerks an. Dort üben Jugendliche den Umgang mit Lötkolben, bearbeiten Holz und Metall oder fügen kleine Fliesen zu Mosaiken zusammen. „Dass Schüler hier so praktische, nützliche Dinge lernen, finde ich sehr gut. Es wird ihnen später bei der Berufssuche helfen“, meint Camps.
Genau darum geht es. Im Rahmen des europäischen Förderprogramms „Erasmus+“ arbeiten unter anderem Vertreter des Landkreises Anhalt-Bitterfeld und des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft daran, Schüler bei der Berufsorientierung besser zu unterstützen.
Dazu tauschen sie sich mit Lehrern, Verwaltungsexperten und Sozialarbeitern aus Badia de Vallès und Paris aus. Die Partner aus Spanien und Frankreich kamen diese Woche nach Köthen zu Besuch, um sich anzuschauen, wie hiesige Schüler auf die Arbeitswelt vorbereitet werden.
Da die ausländischen Gäste kein Deutsch sprechen, war die Besichtigung für einige Schüler der Sekundarschule „Völkerfreundschaft“ gleich eine willkommene Gelegenheit, die eigenen Englisch-Kenntnisse zu testen. Die Neuntklässler Sarah Göttl und Christian Woköck erklärten den Gästen, was die Schüler in den Werkräumen machen. Beide wurden von ihren Englischlehrern für diese Aufgabe empfohlen. „Ich war schon ein bisschen nervös. So viel Englisch wie heute habe ich noch nie in meinem Leben gesprochen“, sagte Christian nach der Führung durch die Räume des Bildungswerks.
Bei der 14-jährigen Sarah hatte die Berufsorientierung bereits Erfolg. „Ich würde später gern Versicherungsfachangestellte werden.“ Nach der Führung durch die Bildungswerke besichtigte die internationale Gruppe noch das Gewächshaus und das Schafgehege im „Grünen Daumen“, die von Schülern der „Völkerfreundschaft“ gepflegt werden.
Ziel des Projektes sei, zusammen mit den Partnern aus Spanien und Frankreich einen „Methodenkoffer“ zu entwickeln, erklärt Ina Butz. Sie leitet den Arbeitskreis Schule-Wirtschaft. „Wir wollen die Berufsorientierung für Sekundarschüler in allen Fächern stärken“, erklärt Butz. Dazu gehöre auch, entsprechende Arbeitsmaterialien zu erstellen.
Um Erfahrungen auszutauschen, gab es in diesem Jahr bereits zwei weitere Treffen, zu denen die Vertreter aus Anhalt-Bitterfeld nach Paris und Badia des Vallès reisten. In der Heimat von Silvia Camps beispielsweise gibt es Einrichtungen wie das VHS Bildungswerk nicht, erzählt sie. „Dafür besuchen die Schüler sechs Monate lang jeweils einen Tag pro Woche verschiedene Unternehmen und arbeiten dort mit.“
Im Vergleich mit dem französischen und spanischen Bildungssystem zeichne sich Deutschland durch eine enge Verknüpfung von Schule und Wirtschaft aus, so Butz. „Unser duales Ausbildungssystem bewährt sich. Trotzdem müssen auch wir noch mehr Wert auf die Berufsorientierung legen“, meint die Leiterin des Arbeitskreises. (mz)
