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Flüchtlinge in Gröbzig Flüchtlinge in Gröbzig: Häufige Abwesenheit: Integration gestaltet sich schwierig

Von Doreen Hoyer 12.03.2018, 14:14
Dirk Honsa bemängelt, dass es keine Deutschkurse mehr in Gröbzig gibt. 2015 und 2016 war das anders, wie dieses Bild zeigt.
Dirk Honsa bemängelt, dass es keine Deutschkurse mehr in Gröbzig gibt. 2015 und 2016 war das anders, wie dieses Bild zeigt. Rebsch

Gröbzig - Dirk Honsa ist ziemlich unzufrieden: So, wie es gerade laufe, könne die Integration von Flüchtlingen nicht richtig funktionieren, sagt der Ortsbürgermeister von Gröbzig.

Aufenthaltsort der in Gröbzig untergebrachten Flüchtlinge ist oft ein anderer

Und verweist dabei auf die Situation in seinem Heimatort: Dort seien knapp 50 Flüchtlinge untergebracht. „Jedenfalls auf dem Papier. In Wirklichkeit sind vielleicht 20 oder 30 hier vor Ort.“ Der Rest sei nicht oder zumindest kaum in Gröbzig.

Wo die übrigen Personen sich aufhalten, weiß Honsa nicht. Er vermutet, dass es sie in größere Städte gezogen hat. „Vielleicht nach Dessau oder Halle. Da gibt es mehr Infrastruktur - oder sie haben dort Bekannte aus ihren Heimatländern.

Auch in Gröbzig gibt es neben Familien viele geflüchtete Einzelpersonen

Diane Gardyan, Leiterin des Amtes für Ausländerangelegenheiten im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, bestätigt, dass viele Asylsuchende häufig nicht in der Stadt anzutreffen sind, in der sie doch zumindest theoretisch leben. Gerade in Gröbzig gebe es neben einigen Familien auch ungefähr 20 Einzelpersonen, meist aus afrikanischen Ländern.

Diese seien häufig nur zum Zahltag da oder wenn ihre Duldung verlängert werden muss. Letzteres könne einmal im Monat, in manchen Fällen auch einmal in der Woche sein. „Teilweise haben die Leute auch eine Wohnsitzauflage - aber das bedeutet trotzdem nicht, dass sie immer da sein müssen.“ Wo die Personen sich ansonsten aufhalten, könne man nicht kontrollieren, so Gardyan. Was dabei klar ist: In eine bestimmte Stadt einsperren kann man niemanden.

Fehlende Sprachkurse bilden eine Hürde bei der Integration im Ort

Aber auch für die Flüchtlinge, die tatsächlich dauerhaft in Gröbzig sind, sei die Situation sehr unbefriedigend, fährt Ortsbürgermeister Dirk Honsa fort. „Der Mensch braucht eine Aufgabe, sonst kann er nicht heimisch werden.“

Aber genau damit sehe es schlecht aus - schon weil die Integration oft an der ersten großen Hürde scheitere: der Sprache. 2016 habe es vier Sprachkurse in Gröbzig gegeben, erinnert sich Honsa. „Und 2017 gab es dann gar keine Sprachkurse mehr. Das behindert die Integration.“

Da immer weniger Geflüchtete ankommen, werden Integrationskurse nur noch in größeren Städten angeboten

Als besonders viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, habe der Landkreis selbst Sprachkurse angeboren, so Diane Gardyan. Jetzt sei die Situation aber eine andere. Viele Flüchtlinge, die in Anhalt-Bitterfeld ankämen, hätten bereits eine Aufenthaltserlaubnis, womit sie unter die Regelungen des Sozialgesetzbuches II fallen und an einem Integrationskurs teilnehmen können.

Da aber nicht mehr so viele Geflüchtete ankämen, gebe es solche Kurse nur noch in größeren Städten wie Köthen.

Auch im Jahr 2018 werden dem Landkreis weiter Flüchtlinge zugewiesen - allerdings in unterschiedlicher Zahl. So kamen zum Beispiel in der dritten Kalenderwoche 15 Menschen an, in der vierten aber niemand. Es handele sich dabei um syrische Familien, aber auch Menschen aus der russischen Föderation und verschiedenen afrikanischen Ländern seien dabei, informiert die Amtsleiterin.

Unterbringung in Wohnungen anstatt in Sammelunterkünften erleichtere die Integration

So ist also der Stand. Honsa betont, die Lage in Gröbzig sei freilich nicht so angespannt wie in größeren Städten, wo es häufiger Probleme, etwa Gewalttaten, gebe.

Dass die Asylbewerber in Gröbzig in Wohnungen lebten statt in Sammelunterkünften, erleichtere die Integration. Dennoch laufe vieles nicht optimal. „Aus meiner Sicht ist hier der Gesetzgeber im Bund gefragt, etwas zu unternehmen“, sagt Honsa. Deswegen sei er gespannt, wie sich eine neue Bundesregierung mit dem Thema befassen werde. (mz)