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Feuerwehr Köthen Feuerwehr Köthen: Retter mussten zu 98 Bränden und 54 Personen in Not ausrücken

Von Karl Ebert 08.01.2021, 09:28
Diese 13 Kameradinnen und Kameraden hatten sich bereit erklärt, die Silvester-Neujahrs-Bereitschaft in Köthen zu übernehmen.
Diese 13 Kameradinnen und Kameraden hatten sich bereit erklärt, die Silvester-Neujahrs-Bereitschaft in Köthen zu übernehmen. Feuerwehr

Köthen - Das gab es in den letzten Jahren höchst selten. Die Kameraden der Feuerwehr Köthen - und damit sind ausnahmslos alle einschließlich der dazugehörigen Ortswehren gemeint - sind in der Nacht von Silvester auf Neujahr 2021 arbeitslos geblieben. „Es war nichts los, sehr ruhig.

Ja, es war bis 0 Uhr sogar eine echt gespenstische Stimmung in der Stadt“, berichtet der stellvertretende Stadtwehrleiter Yves Kluge, der zusammen mit weiteren zwölf Kameraden von 18 Uhr am Silvesterabend bis 2.30 Uhr am Neujahrsmorgen einen Bereitschaftsdienst im Feuerwehrdepot an der Bärteichpromenade geschoben hat. „Wir haben eine einzige Probefahrt durch Köthen absolviert. Das war’s“, so Kluge.

So ruhig wie am letzten Tag des alten oder auch an den ersten Tagen des neuen Jahres war es für die 140 aktiven Feuerwehrleute nicht im gesamten Jahr 2020. Insgesamt 248 Einsätze sind sie gefahren, das sind 21 pro Monat. Die Kameraden haben dabei mehr als 5.100 Stunden Einsatzzeit abgeleistet, über 3.800 im aktiven Einsatz und gut 1.300 in der Bereitschaft. „Das war ein Jahr am Rande der Belastbarkeit, auch wenn es durch die Corona-Pandemie mit anderen Problemen behaftet war als die Jahre zuvor“, sagt Stadtwehrleiter Heiko Schmidt.

Corona-Verordnungen haben auch den Feuerwehrleuten die Arbeit extrem kompliziert gemacht

Die Corona-Verordnungen haben auch den Feuerwehrleuten die Arbeit extrem kompliziert gemacht. „Wir hatten keine Versammlungen, konnten keine Ausbildungen durchführen. Alle Veranstaltungen - darunter zum ersten Mal seit 1990 auch der Tag der offenen Tür - sind ausgefallen“, erklärt Schmidt. Einzige Ausnahme: Vor dem Lockdown im Frühjahr konnten die Köthener noch einen Grundlehrgang abschließen und in dessen Folge sechs Kameraden neu in den aktiven Dienst aufnehmen.

Ansonsten konnten lediglich alle 14 Tage an einem festen Wochentag nur kurze Schulungen von zwei bis drei Stunden Dauer durchgeführt werden. „Mehr war unter diesen Umständen nicht möglich. Deshalb möchten wir uns auch ausdrücklich für die Einsatzbereitschaft aller Köthener Feuerwehrleute bedanken. Sie waren zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit. Und dies, obwohl Corona ihnen und ihren Familien das Leben auch nicht gerade einfach gestaltet hat“, sagt Schmidt. Um so erfreulicher ist es, dass die Ortswehren für das neue Jahr bereits wieder Interessenten für eine Ausbildung angemeldet haben.

Insgesamt acht Brände der mittleren und schweren Kategorie hatte die Feuerwehr Köthen mit den Kameraden aus den Ortsteilen im Jahr 2020 zu bekämpfen.

28. Februar: Die leerstehende alte Mühle von Baasdorf wird ein Raub der Flammen. Sechs Feuerwehren mit etwa 30 Kameraden waren zur Brandbekämpfung im Einsatz.

5. April: Etwa 25.000 Quadratmeter Ödland brennen an der Maxdorfer Straße.

23. April: Zwei Lauben stehen in der Gartensparte „Am Wasserwerk“ in Flammen.

13. Juli: Ein großer Feldbrand bei Löbnitz muss gelöscht werden.

30. Juli: Grünschnitt brennt auf der Deponie im Elsdorfer Weg.

15. August: Mehr als 80 Feuerwehrleute bekämpfen Brand in Dohndorf.

14. November: Brennende Küche in einem Keller eines Gebäudes in der Langen Straße

9. Dezember: Ein technischer Defekt löst einen Wohnungsbrand im Köthener Karl-Windschild-Weg aus. Das Feuer fordert ein Todesopfer.

98 Brände waren im Jahr 2020 zu löschen, darunter acht der Kategorien „mittel“ bis „schwer“

Die nackten Zahlen belegen, wo die Männer in den schwarzen Anzügen überall gebraucht wurden. 98 Brände waren im Jahr 2020 zu löschen, darunter acht der Kategorien „mittel“ bis „schwer“. 54 Mal waren Personen in Not, mussten Türen geöffnet oder Tragehilfen geleistet werden. In 41 Fällen mussten Schmidt und Kluge mit ihren Männern ausrücken, um technische Hilfe beispielsweise bei Sturmschäden oder der Beseitigung von Ölspuren zu leisten.

Noch öfter, nämlich 46 Mal, erforderten Fehlalarme von Brandmeldeanlagen ihre Aufmerksamkeit. Und sechs Mal waren sie auch in 2020 bei Verkehrsunfällen gefordert. „Letztere hatten wir in den vergangenen Jahren schon mehr. Auch die Anzahl der Kameraden, die bei den Einsätzen leicht verletzt wurden, ist mit vier zurückgegangen“, erzählt Wehrleiter Schmidt und verweist hierbei vor allem auf Einsätze bei den in 2020 deutlich weniger gewordenen Feld- und Ödlandbränden, wo durch die enorme Hitze hin und wieder mal Kreislauf- oder Atembeschwerden zum Abbruch der Arbeit führen.

Doch die Köthener Feuerwehrleute hatten nicht nur Schwerstarbeit in 2020 zu leisten, sondern kurz vor dem Jahresende auch einen Grund zur Freude. Am 10. Dezember rollte der neue Einsatzleitwagen „Florian 12“ in die Hallen ihres Depots. „Dieses Fahrzeug wird uns die Arbeit enorm erleichtern, damit sind wir auch auf eine Großeinsatzlage vorbereitet“, sagt Wehrleiter Heiko Schmidt. (mz)