Fehlende Barrierefreiheit in Köthen Fehlende Barrierefreiheit in Köthen: Hohe Kanten, große Probleme

Köthen - Wenn Hans-Jürgen Werner seine Wohnung im Starenweg verlässt, um im nahen E-Center einzukaufen, ist das für ihn nicht einfach nur eine kleine Erledigung, die in ein paar Minuten gemacht ist. Denn der 68-Jährige sitzt im Rollstuhl und der Weg zum Einkaufen ist für ihn mit großen Problemen gespickt. „Zwei Stellen sind es, die mich absolut behindern“, berichtet der Köthener.
Für Werner gibt es mehrere Routen, auf denen er den Einkaufsmarkt erreichen kann. Entweder er fährt die Anhaltische Straße entlang und biegt dann auf die Lelitzer Straße ab - theoretisch. Denn soweit kommt Werner in seinem Rollstuhl nur mit Mühe. Auf der Anhaltischen Straße an der Einmündung zum Witwe-Aue-Weg ist nämlich Schluss. An beiden Seiten der Einmündung machen etwa zehn Zentimeter hohe Bordsteine dem Rollstuhlfahrer das Leben schwer.
Selbst wenn seine Frau Gabriele ihn begleitet, wird es an dieser Stelle gefährlich. Sie kann ihren Mann dann nur rückwärts über ein Stück Wiese neben dem Bordstein ziehen.
Eine gefährliche Alternative
„Aber ich habe schon Angst dabei. Wenn mein Mann mal aus dem Rollstuhl fallen sollte, kriege ich ihn nicht mehr hoch“, gibt Gabriele Werner bei solchen Manövern zu bedenken. Ähnlich schlimm sehe es wenige Meter weiter bei der nächsten Einmündung an der Anhaltischen Straße aus, erklärt das Paar.
Wegen der hohen Bordsteine bleibe ihm ja nur noch die Möglichkeit, mit dem Rollstuhl auf der Straße zu fahren, berichtet Hans-Jürgen Werner.
Aber das möchte er eigentlich nicht - nicht nur, weil es sehr gefährlich ist. „Ich bin dabei auch schon von Jugendlichen beleidigt worden. Die meinten, ich solle mich auf den Fußweg scheren. Bloß wie, bei den Bordsteinen?“
Ein Loch als Gefahrenquelle
Lieber als die Anhaltische Straße entlang würde Werner ja eine andere Route zum Supermarkt nutzen. Sie führt über die Adolf-Kolping-Straße und dann über einen Plattenweg zur Lelitzer Straße und wäre eine Abkürzung.
Doch auch hier haben es Gehbehinderte schwer. Am Anfang besagten Weges lauert ein großes Loch - Rollstuhlfahrer könnten darin stecken bleiben.
„Ich denke, es würde die Stadt nicht allzu viel kosten, hier etwas zu machen. Das muss doch möglich sein“, meint der 68-Jährige. Er gibt auch zu bedenken, dass in seiner Nachbarschaft viele Ältere wohnen. Auch ein Pflegeheim gibt es. Er sei also bestimmt nicht der Einzige, der auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sei.
Schnelle Hilfe bis Mitte Oktober
Die MZ fragte bei der Köthener Stadtverwaltung nach. „Mitarbeiter des Hoch- und Tiefbauamtes der Stadt Köthen haben sich die beschriebenen Örtlichkeiten angesehen. Die kurze Strecke – vom Starenweg über die Kolping-Straße zum E-Center – kann kurzfristig so hergestellt werden, dass dem Rollstuhlfahrer ein leichtes Befahren möglich ist“, antwortet Stadtsprecherin Caroline Hebestreit.
Bis zur 40. oder 41. Kalenderwoche, also Anfang oder Mitte Oktober, werde das Loch am Plattenweg beseitigt.
Eine mögliche dritte Route?
Im Quartier Theuerjahr-/ Franz-Krüger-Straße habe man vor Kurzem erst Gehwegabsenkungen vorgenommen, so Hebestreit weiter. „Mit einer Komplettierung von zwei weiteren Absenkungen in der Gemeindestraße An der Rüsternbreite könnte man alternativ dann das E-Center aus dem benannten Wohnquartier weitestgehend barrierefrei erreichen“, schlägt sie eine andere, dritte Route vor.
Diese Absenkungen würden „mittelfristig“ erledigt, also jedenfalls nicht mehr 2016, so die Sprecherin weiter. Was die hohen Bordsteine in der Anhaltischen Straße betrifft: Diese werden wohl bis auf weiteres so hoch bleiben, wie sie sind. (mz)
