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Entdeckungsreise zu später Stunde

Von STEFANIE GREINER 21.09.2008, 16:28

KÖTHEN/MZ. - Ein besonderer Höhepunkt war die Besichtigung des Balgraumes, welcher der Öffentlichkeit an diesem Abend erstmalig zugänglich gemacht wurde. "Das Besondere ist die Decke", betonte Christian Tischendorf und verwies auf die filigranen Ornamente. "Der Raum von 1608 ist original erhalten. Hier werden die Blasebalge der Schlosskapelle gelagert", erklärte der 18-jährige Stadtführer.

"Es ist wirklich spektakulär", beschrieb Astrid Helmuth ihre Eindrücke beim Anblick der teilweise erhaltenen Deckenmalerei. Die Kultur und Marketing GmbH sucht nun nach Möglichkeiten, den einst reich verzierten Raum zu restaurieren. "Ich mag das Alte und finde es schön, dass so etwas erhalten wird", lobte Katrin Tischendorf.

Ein weiterer Anziehungspunkt der Veranstaltung war die Wanderausstellung "Schöne Grüße aus Anhalt-Bitterfeld", die im Rahmen der Museumsnacht eröffnet wurde. "Es ist eine Ausstellung, die Ansichten aus dem neuen Landkreis vereint", erklärte Michael Schuster. Der Geschäftsführer der Kultur und Marketing GmbH betonte, dass die historischen Motive dazu anregen sollen, sich Zeit für die Schönheiten des Landkreises zu nehmen.

Neben diesen vergrößerten Kopien der Postkarten aus Köthen, Bitterfeld-Wolfen, Zerbst und Zörbig konnten verschiedene technische Leihgaben des Industrie- und Filmmuseums Wolfen bestaunt werden. "Was muss sich damals ein Fotograf geplagt haben", staunte Besucher Werner Schuhmann angesichts der Reise-Plattenkamera aus Holz, die hinsichtlich ihrer Größe einige Fragen in Bezug auf deren Transport aufwarf. In den vergangenen Jahren hat der Radegaster ein reges Interesse für die Geschichte seiner Heimat entwickelt. "Die Museumsnacht ist eine tolle Idee", lobte Werner Schuhmann. "Zu später Stunde nimmt man viele Dinge ganz anders wahr", beschrieb er die Besonderheit der nächtlichen Ausstellung.

Im Marstall zeigten Mitglieder des Heimatvereins Weißandt-Gölzau Filme über die Industriegeschichte der Ortschaft, in der Prähistorischen Ausstellung wurden Führungen angeboten. Auch für die musikalische Umrahmung des Abends wurde gesorgt. Während der Kammerchor Lüneburg und die Köthener Musikschule "Johann Sebastian Bach" im Ambiente des Spiegelsaals zünftige Abendmusik präsentierten, erklärte und spielte Steffen Fischer historische Blasinstrumente in der Schlosskapelle.

Für die jüngsten Besucher avancierte die Museumsnacht zu einer interessanten Entdeckungsreise. Nach dem Rundgang durch das Schloss besuchten Corinna Kranz und Mike Haring gemeinsam mit Sohn Philipp Kranz und Nichte Lisa-Marie Rühle das Naumann-Museum. "Der ist aber groß", staunte Lisa-Marie über den ausgestopften Pelikan. In einem Vortrag informierte Museumsmitarbeiter Bernhard Just über Brutplätze und die Sinnesleistungen heimischer Eulen. "Diese Vögel haben ein ausgeprägtes Gehör", erklärte Just und verdeutlichte das Zusammenspiel der Ohren einer Eule an einem Schauobjekt. Im Anschluss an den Vortrag konnte das gewonnene Wissen in einem Eule-Quiz, das von Andy Just und Jane Heydrich betreut wurde, unter Beweis gestellt werden. Für den siebenjährigen Philipp und die achtjährige Lisa-Marie war die Entdeckungsreise durch das Schloss damit noch nicht zu Ende. Auch die bunten Exemplare in der Sonderausstellung "Käferwelten" ließen sie sich nicht entgehen. Ein besonderes Angebot für die jüngsten Besucher war der nächtliche Rundgang durch den Außenbereich des Schlosses, bei dem Sportlichkeit, Geschick und Mut gefragt waren. Unter den wachsamen Augen von Museumspädagogin Uta Guse wurden kleine Lampions gebastelt. "Die Idee ist sehr gut angekommen", beschrieb sie den Enthusiasmus der 50 teilnehmenden Kinder und die lobenden Worte der Eltern. "Das muss wieder gemacht werden", waren sich Anja Melzer und Regina Baufeld im Schein des Lagerfeuers im Schlossgarten einig. In Form eines Feuerwerks im Schlosshof fand die "1. Köthener Museumsnacht" ihren krönenden Abschluss.