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Eltern in Quellendorf: An der Kita lauert Gefahr

Von Wladimir Kleschtschow 09.12.2011, 18:01

Quellendorf/MZ. - Große Sorgen hatten die Erzieherinnen der Kindertagesstätte von Quellendorf und die Eltern bis März dieses Jahres. Der Grund war das Hochwasser, das auch die Kita "belagerte". Die Stadt Südliches Anhalt handelte rasch, ein Graben wurde gezogen, durch den das nasse Element besser abfließen kann. Doch die Erleichterung in Quellendorf wich schnell einem anderen Gefühl - der Angst, dass die Sicherheit der Kinder in der Einrichtung nicht mehr gewährleistet werden kann.

Der Graben, der von der Straßenseite gezogen wurde, ist tief. Und von der Kita und dem Spielplatz aus nicht einsehbar. Fällt ein Kind hinein, könnte dies tragische Folgen haben, befürchten die Eltern und die Erzieherinnen. Zwar sind das Gebäude und der Spielplatz durch einen provisorischen Zaun vom Graben getrennt. Doch an einigen Stellen könnte ein Kind mühelos durchschlüpfen, an den Rand des Grabens gelangen und...

Nadine Putzing, Vorsitzende des Elternkuratoriums, geht dieser schreckliche Gedanke nicht aus dem Kopf. Wie auch anderen Müttern und Vätern, die ihre Sprösslinge tagtäglich in die Kita bringen. Insgesamt 91 Kleine in einem Alter von unter einem Jahr bis sechs Jahre besuchen die Quellendorfer Einrichtung. "Wir haben große Angst, dass es zu einem Unfall kommt", so Nadine Putzing. "Und die Erzieherinnen stehen mit einem Fuß im Knast." Ein Kind habe man schon einmal aus dem Gestrüpp am Rande des Spielplatzes rausholen müssen, wo es beim Versteck-Spiel hineingekrochen war. Von hier aus könnten die Kinder leicht den Spielplatz verlassen. Und dahinter lauert der Wassergraben.

Eine schmale Metallbrücke, die über den Graben gelegt wurde, verbindet die Kita mit der Außenwelt. Hier kommen die Eltern mit ihren Kindern früh in die Einrichtung, hier geht es am Nachmittag oder am Abend zurück. Kaum Probleme - zumindest solange alles ruhig abläuft. "Was ist aber, wenn es in der Kita brennt?", fragt die Vorsitzende des Elternkuratoriums. Die enge Brücke könnte im Falle einer Evakuierung zu einer Falle werden. Zumal die Kleinsten, die noch nicht laufen können, in Wagen in Sicherheit gebracht werden müssen. Der große Wagen mit mehreren Kindern drin auf der schmalen Brücke, der in der Hektik schwer durchkommt und andere Flüchtlinge behindert: ein Horrorszenario. "Vor einem Notfall haben wir am meisten Angst", so Nadine Putzing. Im Ernstfall könnten weder ein Löschfahrzeug noch ein Krankenwagen direkt auf das Gelände fahren.

Ihr zufolge entstünden nach dem Bau des Grabens auch weitere Nachteile für den Kita-Betrieb. So ging ein Teil der Fläche verloren, so dass die Sicherheitsabstände bei bestimmten Geräten auf dem Spielplatz nicht mehr eingehalten werden. Das Gelände sei nicht ebenerdig. "Dies hätte mit der Erde ausgeglichen werden können, die beim Aushub des Grabens anfiel", sagt die Kuratoriumsvorsitzende. "Doch auf uns hörte keiner, die Erde wurde abtransportiert. "

Burkhard Bresch, Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt, weiß, dass an der Kita in Quellendorf noch einiges gemacht werden muss. "Wir beginnen jetzt mit den Haushaltsplanungen fürs nächste Jahr, dort wollen wir auch die Quellendorfer Kita berücksichtigen", sagt er. Vorgesehen seien dort ein komplett neuer Zaun, eine komplette Umgestaltung des Spielplatzes und eine neue Zuwegung. Auch die Unebenheiten des Geländes sollen beseitigt werden. Das alles müsse aber noch der Stadtrat beschließen.

In diesem Jahr sei nichts mehr zu machen, so der Bürgermeister. Dafür gebe es kein Geld. Und eine Gefahr in Verzug sehe die Stadtverwaltung in Quellendorf nicht. Immerhin stehe da ein Zaun, und für Notfälle gebe es noch einen zweiten Fluchtweg. Im Übrigen sei ein Gespräch mit dem Elternkuratorium zum Thema geplant gewesen, welches von den Eltern abgesagt worden sei.

Die Eltern behaupten dagegen, die Verwaltung reagiere nicht auf die Kritik. Und dass die Kita nicht zwei, sondern einen einzigen Fluchtweg für Notfälle hat - eben den über die schmale Brücke.

Nicht nur die Quellendorfer Eltern, sondern auch etliche Stadträte des Südlichen Anhalt sehen im Kita-Fall einen dringenden Handlungsbedarf. "Hier ist das Leben kleiner Kinder in Gefahr", sagt beispielsweise Monika Reinbothe, Vorsitzende des Kultur- und Sozialausschusses des Stadtrates Südliches Anhalt. "Hier müssen Lösungen geschaffen werden - und zwar umgehend."