Ein Pfälzer predigt im Wolfgangstift
KÖTHEN/MZ. - Am Wochenende besuchte Pfarrer Martin Grimm die Bachstadt. Für gewöhnlich predigt er in der pfälzischen Kirche Limburgerhof. Diesen Sonntag war er bei der Kirchengemeinde St. Jakob im Wolfgangstift zu Gast. Als stimmungsvoller Auftakt des Gottesdienstes erklang das Stück "Aire" von Johann Sebastian Bach.
Pfarrer Horst Leischner hieß seinen Kollegen von der Partnerkirche Limburgerhof herzlich willkommen. Auf das Miteinander der Gemeinden legte der Köthener Pfarrer schon immer Wert. "Ich hatte großes Interesse, die Kirchen zu öffnen", erinnerte sich Horst Leischner an die DDR-Zeit. Die Wende habe er als wichtige Befreiung empfunden.
Gastpfarrer Martin Grimm blickte in seiner Predigt auf den Fall der Berliner Mauer zurück. "Die evangelische Kirche in der damaligen DDR hatte einen großen Anteil daran, dass dies auf friedlichem Weg geschehen ist", verdeutlichte er. Seit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den Kirchengemeinden der neuen und alten Bundesländer statt.
Kontakte wurden jedoch weitaus früher geknüpft. Seit den 70er Jahren besteht die Partnerschaft zwischen der Lippischen Landeskirche und der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Die Verbindung zwischen Anhalt und der Pfalz reicht sogar noch weiter zurück. Ende der 40er Jahre fanden erste Treffen statt. Verhältnismäßig jung ist die Partnerschaft zwischen Köthen und Limburgerhof. Ihr Grundstein wurde 1985 gelegt.
In seiner Predigt unterstrich Pfarrer Martin Grimm die Bedeutung dieser Verbindungen. "Sie förderten, dass man sich gegenseitig kennen lernte und sich in seiner jeweiligen Welt wahrgenommen hat", betonte der 50-Jährige. Regelmäßige Fahrten nach Ostdeutschland seien damals für ihn üblich gewesen. An die Ereignisse vor der Wende könne er sich noch gut erinnern. "Wir philosophierten, ob die Mauer sich einmal öffnen würde", blickte Martin Grimm zurück.
Im Januar 1989 sei er mit Kollegen auf Ostberliner Seite an der Mauer entlanggelaufen. Als die Begrenzung zwischen Ost- und Westberlin aufgehoben wurde, machte er Urlaub auf Gran Canaria. Vom Mauerfall las Grimm in der Zeitung. "Ein solch geschichtliches Ereignis brachte viele Veränderungen mit sich", hob er hervor. Er bedauerte, dass 20 Jahre später nur noch wenig von der Euphorie des 9. November geblieben ist.
In ihren Fürbitten wiesen Mitglieder der Kirchengemeinde St. Jakob auf die Probleme der heutigen Gesellschaft hin. Sie thematisierten unter anderem das Bildungssystem und den globalen Klimawandel. Im Anschluss an den einstündigen Gottesdienst verschaffte sich Martin Grimm einen Eindruck von den Bauarbeiten in der Jakobskirche. Seine Kirchengemeinde unterstützt das Projekt finanziell.
Auch am kommenden Sonntag werden Gastpfarrer aus Lippe und der Pfalz in den Gotteshäusern der Evangelischen Landeskirche Anhalts zu Gast sein. Pfarrer Frank Wiehler aus Weidenthal in der Pfalz wird in Drosa begrüßt. Dekan Fritz Höhn aus dem pfälzischen Homburg hält eine Predigt in Gröbzig. Pfarrer Klaus Sommer aus dem lippischen Oerlinghausen weilt in Weißandt-Gölzau. Der Köthener Pfarrer Horst Leischner besucht an diesem Tag die Kirchengemeinde Limburgerhof.