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Der Bahnsinnige aus Köthen Der Bahnsinnige aus Köthen: Ein Leben für die Modelleisenbahn

Von Matthias Bartl 03.07.2017, 13:47
Wolfgang Fürderer an einem Abschnitt der im Aufbau begriffenen Anlage Spur 1.
Wolfgang Fürderer an einem Abschnitt der im Aufbau begriffenen Anlage Spur 1. Heiko Rebsch

Köthen - In Wolfgang Fürderer steckt nicht nur eine Geschichte. Eher drei oder vier. Denn Fürderer ist Sammler und Liebhaber auf vielen Gebieten -Tonträger und die dazugehörigen Abspielgeräte gehören dazu, Autos, Bücher und und und. Dass der 51-jährige Köthener nicht weiß, was Langeweile ist, glaubt man ihm unbesehen. Es gibt nicht viel, was ihn nicht interessiert: Fußball zählt dazu.

Eine Sache ist bei Wolfgang Fürderer aber in besonderem Maße Herzenssache: die Bahn. Das liegt nicht nur daran, dass er sein ganzes Berufsleben bei der Bahn verbracht hat und als Stellwerksmeister für reibungslose Abläufe auf den Gleisen sorgt. Das liegt vor allem daran, dass Wolfgang Fürderer ein leidenschaftlicher Modellbahnbauer ist.

Bahn-Faszination seit dem siebten Lebensjahr

Angefangen hat das mit sieben Jahren. „Da habe ich eine TT-Starterpackung bekommen, eine Spielzeugdiesellok, zwei Güterwagen, Gleis-Kreis und Batterie.“ So wie andere ein Plüschtier mit ins Bett genommen hätte, habe er sich die kleine Anlage nachts neben das Bett gestellt. „Ich war davon völlig fasziniert.“

Die Faszination hat angehalten. Und hat sich gesteigert. Immer wenn es möglich war, hat Fürderer dazugekauft und dazugebaut. An die Wohnung in der Friedrichstraße, in die er mit seiner Mutter gezogen war, erinnert er sich noch heute auch deswegen, weil der Bau am Ende so marode war, dass zwei Zimmer nicht genutzt werden konnten.

Von Menschen - aber für Modellbahnanlagen reichte es doch noch. Umso schwerer fiel der Umzug in ein anderes, kleineres Quartier. Allerdings wäre Fürderer nicht der, der er ist, begeistert für ungewöhnliche technische Lösungen, hätte er diese Herausforderung nicht angenommen - und seinen Schlafraum faktisch für sich und eine größere Anlage bewohnbar gemacht.

Viel Handarbeit und zu wenig Platz

Inzwischen hat sich der Eisenbahner ein Haus gekauft. Das aber längst nicht so groß ist, dass dort alles aufgebaut werden könnte, was Wolfgang Fürderer an Anlagen besitzt. Das geht schon los bei der Nachgestaltung der Radegaster Kleinbahn in H0. Dazu kommt die Kleinbahn Schildau-Mockrehna - 22 laufende Meter, an denen man die hohe Schule des Modellbahnbaus studieren kann.

Nicht nur, dass die Anlage an sich dem Original absolut getreu nachgebaut worden ist („Wo eine Kurve ist, ist eine eine Kurve“), dazu gehören auch die Bauten am Streckenrand, deren Modelle man natürlich nirgendwo kaufen kann, sondern selbst bauen muss. Nachdem man vorher die Strecke abgefahren ist und Recherchen betrieben hat.

Modelleisenbahnerstammtisch „Die Bahnsinnigen“

Auch in Archiven und Museen - manche der Bauten aus der Kleinbahnzeit stehen längst nicht mehr. „So etwas dauert Jahre“, sagt der Modellbauer. Der noch seitenweise über die anderen Anlagen erzählen könnte, über die kleine TT-Anlage auf drei Etagen, über die N-Anlage in ihrer speziellen Anpassung an das Zimmer, die riesige Spur 1-Anlage, die im Entstehen ist und deren Bahnhof allein neun Meter messen wird und als Kontrapunkt die Z-Anlage im Maßstab 1:220, die mehr ein Gag sein sollte, „aber mittlerweile ist es eine richtige Anlage geworden“.

Der Mann, dessen Lieblingstreff der Modelleisenbahnerstammtisch „Die Bahnsinnigen“ ist, der aber auch eine feste Bindung an Natur und Umwelt hat, hat so viel zu bauen und zu tun, dass er kaum noch dazu kommt, die Bahnen auch fahren zu lassen. Dabei fehlt es nicht an rollendem Material: Allein an Loks hat Wolfgang Fürderer 452 Stück im Depot. (mz)