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Corona-Folgen Corona-Folgen in Köthen: Boutique-Chefin Marlies Göldner kämpft mit kaputten Lieferketten

Von Sylke Hermann 11.09.2020, 13:23
Marlies Göldner stemmt sich mit ihrer Wäscheboutique „Tendenz“ gegen die Krise. Einfach ist das nicht.
Marlies Göldner stemmt sich mit ihrer Wäscheboutique „Tendenz“ gegen die Krise. Einfach ist das nicht. Ute Nicklisch

Köthen - Man muss schon genau hinsehen, um in der Marlies Göldners Wäscheboutique „Tendenz“ den Unterschied zu erkennen. Den Unterschied zu Zeiten vor Corona. Die Fachfrau sieht und sagt, was fehlt: die Vielfalt - und die Farben der Saison.

In dem kleinen Laden in der Schalaunischen Straße in Köthen gibt es vor allem Produkte deutscher Hersteller. Keine Billigmarken, betont die 53-Jährige, die mittlerweile bei ihrem Mann angestellt ist. Einige Firmen, die sie im Repertoire hat, sind seit 25 Jahren hier gelistet. Die Stammkundschaft weiß das. Und Marlies Göldner betont: „Ohne unsere Stammkunden wären wir aufgeschmissen gewesen.“

Die Wäscheboutique kämpft in vielerlei Hinsicht mit der Krise. „Wir mussten zum Beispiel viel länger als sonst auf Ware warten“, berichtet Marlies Göldner. Einige Serien werden gar nicht erst produziert. Modelle, die eigentlich für den Sommer 2020 angekündigt waren, fallen einfach der Krise zum Opfer.

„Wir sind darauf angewiesen, dass Lieferketten reibungslos funktionieren“

Manchmal wegen einer winzigen Unstimmigkeit. Wenn zum Beispiel ein bestimmter Faden in einer gewissen Qualität und Farbe nicht lieferbar ist, kann die Wäsche eben nicht produziert - und demnach nicht geliefert werden. Damit muss sie sich abfinden und kann noch so oft bei den Herstellern anrufen; sie ändert die Lage nicht.

„Wir sind ganz am Ende der Kette“, schildert Marlies Göldner, weshalb sie auch geneigt ist, die Lage zu nehmen, wie sie ist. „Wir sind darauf angewiesen, dass Lieferketten reibungslos funktionieren.“ Das könne man als kleiner Händler nicht beeinflussen. Anfang September, erzählt sie, hat sie zum Beispiel Ware bekommen, die sie im Sommer verkaufen wollte. Die vor Monaten geordert war. Aber die Prozesse verzögern sich spürbar.

Ende Januar hat sie alles bestellt, was sie diesen Herbst und Winter gern verkaufen würde. „Das muss ich auch nehmen.“ Aber sie weiß nicht, was überhaupt geliefert wird und wann die Pakete kommen. „Normalerweise wäre die erste Winterware im Juli in den Regalen.“ Und schon verkauft. Das ist anders in diesem Jahr. „Es fängt gerade erst an.“ Allmählich kommen die neuen Modelle für die kühlere Jahreszeit.

An Normalität glaubt Marlies Göldner vorerst nicht

Sie hat jetzt schon wieder für den Sommer 2021 eingekauft. Aber entschieden vorsichtiger als bisher; „das ist für die Firmen auch nicht einfach“. „Ich denke viel mehr darüber nach, was ich wirklich brauche und verkaufen kann.“ Für die Geschäftsfrau die logische Konsequenz aus der Corona-Erfahrung. Sie muss ihren Weg finden - zwischen vielen Rechnungen und spürbaren Umsatzverlusten.

Aber ans Aufhören denkt sie nicht. Stattdessen greift sie die Reserven an, wie das vermutlich jeder Einzelhändler in den vergangenen Monaten tun muss, sagt sie. „Wir können nur abwarten, wie es weitergeht.“ In den Firmen. Mit der Krise. An Normalität glaubt Marlies Göldner vorerst nicht. Große Ordermessen wird es wohl auch 2021, glaubt sie, noch nicht geben. Aber eine neue Sommerkollektion mit neuen Farben. Die Frage ist, was davon in den Köthener Tendenz-Wäsche-Regalen landen wird. (mz)