Bürger helfen Bürgern Bürger helfen Bürgern in Zeiten von Corona: Raymond Schulz und seine Helfer aus Köthen wollen nicht tatenlos zusehen

Köthen - Panikmacher. Hobby-Virologen. Raymond Schulz und seine Helfer müssen sich in diesen Tagen viele spöttische Bemerkungen gefallen lassen. An ihrer Einstellung ändert das nichts. Sie wollen in Corona-Zeiten helfen. Mit ihrer mobilen Abstrichstelle. Mit alltäglichen Erledigungen wie Einkaufen und Gassi gehen. Mit Spenden.
„Bürgerhilfe kann staatliche Maßnahmen sinnvoll ergänzen“, sagt der Gründer der gleichnamigen Sanitätsschule in Köthen. Er hat schon viele Krisen durchgemacht. Das Hochwasser 2013. Die Flüchtlingskrise 2015. Und auch jetzt will er sich einbringen. „Die Abläufe sind die gleichen“, sagt er. Bei jeder Krise. Eine strukturierte Führungskultur sei gefragt. Helfer müssten gewonnen werden.
Raymond Schulz hat viele davon. 56 Helfer stehen ihm zur Seite. 24 Firmen unterstützen seine Arbeit mit Kooperationen oder Sachspenden. Er nutzt vor allem Facebook, um Spenden zu sammeln. Gebraucht werden Decken, Matratzen und Bettwäsche, außerdem Plastikeimer, Schüsseln, Handschuhe und Seife. Auch Lebensmittel-Spenden nimmt die Sanitätsschule an. „Wir bekommen viele Angebote“, sagt deren Gründer.
Spöttische Bemerkungen erklärt sich der Helfer mit der Angst der Leute
Die mobile Abstrichstelle war schon etliche Male gefragt. Kleine Hilfen im Alltag dagegen werden bislang kaum in Anspruch genommen. Das Gassi-geh-Angebot schon, der Einkaufsservice nicht. Ein paar Spenden wurden schon abgeholt, darunter kleinere Mengen an Essen. „Der Dank überwiegt“, sagt Raymond Schulz. Spöttische Bemerkungen erklärt sich der Helfer mit der Angst der Leute vor dieser unsichtbaren Bedrohung.
Nach Hochwasser und Flüchtlingskrise will Raymond Schulz auch diese Aufgabe meistern. „Ich habe mich nicht darum beworben“, macht er deutlich. „Ich wurde vom Landkreis angesprochen und gefragt, ob ich es mache.“ Eine Frage, auf die er auch dieses Mal wieder eine schnelle Antwort gab. „Die Frage war nicht, ob ich es mache, sondern wie ich diese Aufgabe bestmöglich erfüllen kann.“
Er erinnert sich noch gut an eine Weiterbildung, die er 2004 gemacht hat. Der deutsche Virologe Christian Drosten sprach zum Thema SARS. Das Virus hatte 2002 und 2003 eine Pandemie mit weltweit knapp 800 Toten ausgelöst - verursacht durch ein damals völlig neuartiges Virus aus der Familie der Coronaviren. Christian Drosten gehörte zu den Mitentdeckern dieses SARS-assoziierten Coronavirus’. Heute vergeht kein Tag, an dem der Virologe nicht in irgendeinem Medium zum aktuellen Corona-Virus spricht.
Wie gefährlich das Corona-Virus ist, weiß Raymond Schulz aus Italien
„Das Schlimmere steht uns noch bevor“, gibt Raymond Schulz sinngemäß die Worte des Forschers nach der SARS-Pandemie wieder. Jetzt weiß der Köthener: Christian Drosten hatte Recht. Denn das jetzige Virus ist weitaus tödlicher als das damalige.
Wie gefährlich das Corona-Virus ist, weiß Raymond Schulz aus Italien. Er pflegt ein enges Netzwerk zu anderen Hilfsorganisationen. Über Deutschland hinaus. Gerade die Kontakte nach Italien helfen ihm in Corona-Zeiten sehr. „Frühzeitig erreichte mich die Warnung, dass das eine harte Prüfung wird“, sagt er.
Der Helfer hat großen Respekt vor dieser Krankheit. Er hat seine Leute - je nach ihrer Ausbildung - in drei Gruppen unterteilt. Einige sind ausschließlich für die Bürgerhilfe zuständig, andere für Sanitäts- und Betreuungsdienste. Er selbst übernimmt mit Sebastian Scholz die Arbeit der mobilen Abstrichstelle.
Sowohl sich und seine Helfer als auch Bürger, die die Hilfe der Sanitätsschule in Anspruch nehmen, versucht Raymond Schulz bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen. Ein direkter Kontakt wird - beispielsweise beim Einkaufsservice - vermieden. Wo es nicht anders geht, legen die Helfer ihre Schutzkleidung an. (mz)
Sachspenden werden in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 14 a in Köthen rund um die Uhr entgegen genommen. Telefonisch erreichbar ist die Sanitätsschule „Raymond Schulz“ unter 03496/508999 sowie unter 0151/72727211.
