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Auf den Spuren der Turmfalken

Von Katharina Schulz 27.05.2008, 17:51

Köthen/MZ. - Ein Blick runter am Fensterrand zeigt, was sie zurück gelassen hat: zwei Jungtiere, "höchstens einen Tag alt", wie der Ornithologe feststellt. Neben dem eigentlich für die Turmfalken angebrachten Kasten liegen noch zwei weitere Eier. Der Kasten selbst ist voller Taubenkot. Der Blick in den Kasten am gegenüberliegenden Fenster birgt eine Überraschung: Unerwartet entdeckt Wolff ein weiteres Falkengelege, mit einem Ei. Für den Köthener Ornithologenverein hat sich die Turmfalkenexkursion gelohnt. Dass in diesem Jahr außer der Presse keine weiteren Zuschauer gekommen sind, stört Rinaldo Wolff und Jens Bugner nicht. Für die beiden Ornithologen ist die Exkursion eine "Pflegesache", die der Kontrolle der Kästen und, wenn erforderlich, deren Säuberung dient.

Groß publik wurde die Exkursion erst gar nicht gemacht: "Wir legen keinen Wert darauf, dass möglichst viele Leute zur Brutzeit hoch kommen", sagen die Fachleute und haben für diese Haltung auch ihre Gründe. "Wir wollen die Störungen in Grenzen halten, ansonsten bringt das mehr Schaden als Nutzen", erklärt Bugner.

Einmal im Jahr bekommen Turmfalken Nachwuchs. Hohe Bauwerke mit Mauervorsprüngen und Nischen gehören zu den bevorzugten Nistplätzen der ursprünglich auf Bäumen und Felsen brütenden Vogelart. "Die Jakobskirche bildet traditionell einen der bedeutendsten Brutplätze der Art im Stadtgebiet Köthen", erklärt Jens Bugner. An der Kirche brüten die Turmfalken in unmittelbarer Nachbarschaft mit den Tauben, gegen die sie ihren Brutplatz regelmäßig verteidigen müssen, wie die Ornithologen wissen.

Erkennen lassen sich die Falken an ihren "schrillen Rufen und eleganten Flugmanövern". Kleinnager, vor allem Mäuse, bilden die bevorzugte Nahrung der Greifvögel, aber auch Jungvögel kleinerer Arten und Insekten gehören dazu.

"Der Bestand dieser Vogelart ist im Gebiet Köthen nicht unmittelbar gefährdet, unterliegt jedoch mehr oder weniger großen Schwankungen", der Erhalt geeigneter Brutplätze und ein ausreichendes Nahrungsangebot seien daher wichtig. Wie sich die Jungtiere an der Jakobskirche in den nächsten Tagen entwickeln werden, ist vor allem witterungs- und nahrungsabhängig. Gifte, wie etwa Mäusebekämpfungsmittel, sind für die am Ende der Nahrungskette stehenden Turmfalken ein großer Gefährdungsfaktor.

In den nächsten vier bis sechs Wochen werden die jungen Turmfalken ausfliegen. Doch bevor es so weit ist, wird der Ornithologenverein mit weiteren Ausflügen auf die Spitze der Jakobskirche den Bruterfolg weiter kontrollieren und vor ihrem endgültigen Abflug noch beringen.