1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Wildschweine verziehen sich ins Maisfeld

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Wildschweine verziehen sich ins Maisfeld

Von UTE NICKLISCH 22.11.2010, 18:02

DIEBZIG/MZ. - "Wir hatten etwas mehr erwartet. Aber es lag sicherlich nicht an den Treibern", verkündete Revierförster Peter Fritzsching zum Abschluss der diesjährigen Treibjagd in Diebzig. Trotz bestem Wetter war die Ausbeute mit nur einem Wildschwein, zehn Rehen und sechs Füchsen geringer als in den vergangenen Jahren.

Insgesamt wurden am Sonnabend im gesamten Diebziger Busch nur vier Wildschweine gesichtet. Fritzsching vermutet als Grund dafür den immer noch auf vielen Äckern stehenden Mais. Dieser wird von den Schwarzkitteln als Futter bevorzugt. Dadurch halten sich die Tiere vermehrt auf den Äckern und weniger in den Wäldern auf. Zudem spielen für eine reiche Jagdausbeute viele Faktoren eine Rolle.

An Treibern mangelte es auf jeden Fall nicht. Etwa 50 bis 60 Helfer teilten sich in verschiedene Gruppen auf. Mit ihren Hunden durchkämmten sie den Wald, um das Wild aufzustöbern. Eine dieser Treiberinnen war Silvana König. Sie war mit ihrem Beaglerüden "Jonny" zum ersten Mal dabei. Angst vor den Schweinen hatte sie offensichtlich nicht "Die haben doch mehr Angst als ich", scherzte die junge Staßfurterin.

Sie kam mit ihrem Arbeitskollegen Andy Schaub am Samstag nach Diebzig. Er war inzwischen schon mehrere Male bei jenem Spektakel mit dabei: "Ich mache einfach aus Jux mit. Einmal bin ich auch schon in den Dreck gefallen", erklärt der Wulfener schmunzelnd. Auch Christian Schmidt aus Baasdorf reihte sich in die muntere Treiberkette mit ein. "Eigentlich bin ich Jäger, aber als Treiber sieht man mehr. Außerdem ist es total lustig", so Schmidt. Nach dem Regen der vergangenen Tage hatten sich jedoch im Wald größere Tümpel gebildet, die umgangen werden mussten.

Als schließlich um die Mittagszeit die Jagd für beendet erklärt wurde, fanden sich die insgesamt 40 Jäger, zehn Durchgehschützen sowie alle Treiber zum so genannten Schüsseltreiben ein, wie das gemeinsame Mittagessen unter den Jägern bezeichnet wird.

Zur Ehrung der erlegten Tiere wurde im Anschluss durch die Lödderitzer Jagdhornbläser die Wildstrecke verblasen. Dabei hat jede einzelne Wildart ein entsprechendes Signal. Mit der offiziellen Ehrung der Jäger wurde die Veranstaltung am Samstagvormittag schließlich beendet. Dabei gilt als altes Jagdritual die Übergabe eines so genannten Schützenbruches. Dieser kleine Fichtenzweig ziert den Hut derjenigen Schützen, die erfolgreich an der Jagd teilnahmen.

Jagdkönig der Diebziger Treibjagd wurde Frank Gerauch aus Klein Rosenburg. Er erlegte das einzige Wildschwein dieses Tages.

Auch Jens-Torsten Franke durfte sich mit einem solchen Schützenbruch schmücken. Er erlegte ein junges Reh. Der Calbenser ist schon seit über 30 Jahren begeisterter Jäger. "Man sollte schon überlegen, was man jagt", erklärt Franke. Bei der Jagd gebe es viele Regeln zu beachten. Eine davon besagt, dass Jungwild vor dem Altwild geschossen wird. Dabei erinnert sich Franke an einen Höhepunkt seiner Laufbahn als Jäger. Vor zwei Jahren nämlich erlegte er bei einer Treibjagd in Diebzig einen Sechser-Rothirsch. Dieser wird von den Jägern als König des Waldes bezeichnet. "Wir haben das hier anschließend noch ordentlich begossen", erinnert sich der Jäger und blickte schmunzelnd in die Runde seiner Kollegen.

Die Jagd hat jedoch nicht nur Befürworter, sondern auch zahlreiche Gegner. Denen entgegnet Peter Fritzsching als Revierförster des Forstbetriebes Anhalt, dass die Jagd zwingend notwendig sei, um ein gewisses Gleichgewicht der Population zu halten. Wenn das Rotwild üerhand nehme, käme es zu starkem Verbiss junger Bäume, was den Wald schädige. Zu große Wilddichte würde außerdem die Ausbreitung von Krankheiten begünstigen.

Obwohl die Ausbeute der diesjährigen Treibjagd in Diebzig eher gering ausfiel, schien dies der guten Stimmung unter den Teilnehmern keinen Abbruch zu tun. Als nächsten Jagdtermin nannte Peter Fritzsching den 4. Dezember in Lödderitz.