Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Schneller wieder Fuß fassen und Zeit für Stabilisierung
BITTERFELD/KÖTHEN/MZ. - An den Bürotüren hängen Namenschilder aus Papier. "An der Nummerierung der Räume wird sich noch etwas ändern", erläutert KomBA-Vorstand Bärbel Wohmann. Früher befanden sich in dem Objekt die Büros verschiedener Chemiepark-Firmen, da trugen auch die Flure Zimmer-Nummern. Darauf war man bei der KomBA nicht eingestellt. Auch die Beschilderungen für die Parkplätze steht noch aus.
Schwierige Umstellung
Während die Bitterfelder Kunden sich erst an das neue Haus gewöhnen müssen, dessen Büros über fünf Stockwerke verteilt sind, hat sich am Standort Köthen nichts verändert. Die Nebenstelle der neuen KomBA befindet sich nach wie vor in der Neustädter Straße 14.
Die Zusammenführung der beiden Modelle zur Betreuung Langzeitarbeitsloser im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der Arge Anhalt-Bitterfeld und KommBA Zerbst, war mit einem großen logistischen Aufwand verbunden. Im Mittelpunkt stand dabei die Eingabe sämtlicher Daten für die 14 500 Bedarfsgemeinschaften des Landkreises in ein völlig neues Softwareprogramm, das 40 Mitarbeiter über mehrere Wochen beschäftigte. Dabei galt es nicht nur den Leistungsbezug zu sichern, sondern auch sämtliche Angaben zu den etwa 20 000 Personen mussten von einem in das andere System übertragen werden - von der Adresse bis hin zum Werdegang. Hinzu kamen sämtliche Daten von Eingliederungszuschüssen bis hin zu den Maßnahmeträgern. Im Vergleich zu dieser riesigen Datenmenge, "die nicht einfach nur überspielt werden konnte", wie Bärbel Wohmann sagt, seien die Probleme, die am 3. Januar im Leistungsbezug auftraten, gering gewesen, schätzt die KomBA-Chefin ein. Die Mitarbeiterschulungen für die neue Software seien während des laufenden Betriebes erfolgt, "am 3. Januar war erstmals Echtzeitbetrieb."
In Köthen mussten wegen der Umstellung etwa 17 Barchecks ausgestellt werden, am Standort Bitterfeld seien es 40 gewesen - von insgesamt 1 100 Weiterbewilligungen, zeigt Wohmann die Relationen auf. Unter den 40 seien aber auch Kunden gewesen, die ohnehin Barchecks bekommen, weil sie kein eigenes Konto haben. Warum es zu den technischen Anlaufschwierigkeiten kam, werde geprüft.
Überhaupt wolle man verstärkt Hinweise der Bürger aufgreifen, wie die Arbeit in der neuen Anstalt verbessert werden kann. Dazu soll ein Briefkasten aufgestellt werden. Den Bürgerhinweis, dass der Datenschutz im Service-Point zu wünschen übrig lasse, werde wohlwollend geprüft, nennt Bärbel Wohmann ein Beispiel.
Weniger Bürokratie
Mehr Eigenregie und weniger zentrale Vorgaben von der Bundesagentur in Nürnberg und vom Landkreis, so bringen KomBA-Chefin Bärbel Wohmann und Carsten Kiunke, Teamleiter Verwaltung, auf den Punkt, was das einheitliche Optionsmodell zur Betreuung Langzeitarbeitsloser in Anhalt-Bitterfeld verändern soll. Langfristig erhoffen sich beide davon den Abbau von Bürokratie, weniger statistische Aufarbeitungen, mehr Zeit für Vermittlungstätigkeit und ein schnelleres Reagieren auf aktuelle Entwicklungen am Arbeitsmarkt. Obwohl andererseits auch zusätzliche Aufgaben, wie zum Beispiel Lohn- und Gehaltsabrechnungen, Personaleinstellungen oder Ausschreibungen, von der KomBA übernommen werden. Nicht zu vergessen der Telefonservice im Vermittlungs- und Leistungsbereich. Sechs Mitarbeiter sind künftig dafür abgestellt, Kundenfragen zu beantworten, die ab sofort direkt bei der KomBA in Köthen, Bitterfeld und Zerbst eingehen und nicht mehr über eine zentrale Hotline umgeleitet werden. Maßgeblich dafür, welche Telefonnummer ein Kunde wählen muss, ist die Bedarfsgemeinschafts-Endnummer (die MZ berichtete).
Die Zielvorgaben, die die Anstalt mit ihrer Gründung vom Landkreis übertragen bekam, sind: Steigerung der Integration in den ersten Arbeitsmarkt, Senkung der Kosten der Unterkunft und der Hilfebedürftigkeit sowie die Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit, zählt Bärbel Wohmann auf. Der Weg, wie das zu erreichen ist, werde eigenständig in der KomBA in Abstimmung mit dem Verwaltungsrat festgelegt. Vorgaben der Agentur für Arbeit, die zum Beispiel genau festlegte, wie oft jeder Kunde bei der Arge im Monat vorsprechen muss, sind mit der neuen Struktur hinfällig. In der Vergangenheit machten diese Gespräche etwa 60 Prozent der Arbeitszeit eines Mitarbeiters aus.
"Wir wollen uns künftig darauf konzentrieren, Personen, die aufgrund ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten gut vermittelbar sind, auf dem ersten Arbeitsmarkt zu integrieren." Für Personen mit Stabilisierungsbedarf sollen hingegen langfristigere Maßnahmen auf dem zweiten Arbeitsmarkt eingeplant werden - statt drei zum Beispiel sechs Monate - verbunden mit sozialpädagogischer Betreuung. Wenn man sich für die Festigung mehr Zeit nehme, erleichtere dies am Ende die Integration, so die Überlegung. Eine weitere wichtige Schiene sehen Wohmann und Kiunke in beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen.
Instrumente überprüfen
Künftig bessere Instrumente als zum Beispiel Ein-Euro-Jobs zu nutzen, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen, hat sich die KomBA vorgenommen. Ein erster Schritt dazu seien die 700 Eintritte in Bürgerarbeit in Anhalt-Bitterfeld, sagt Wohmann. "Es muss nicht mit Macht der zweite Arbeitsmarkt sein." Um das zu erreichen, soll die Zusammenarbeit mit Dritten - wie den Trägern von Maßnahmen - intensiviert werden. "Wir wollen die Träger auch wieder mehr in die Pflicht nehmen, wenn es um die Vermittlung geht", unterstreicht Wohmann.
Welchen Umfang das Verwaltungsbudget der KomBA haben wird, wollte Bärbel Wohmann noch nicht sagen. "Wir haben zum Beispiel noch nicht alle Mietverträge abgeschlossen", begründet sie. Fest stehe aber, dass der Etat den Umfang der Vorjahre unterschreiten wird. Ihr erstes Arbeitsmarktprogramm will die KomBA am 10. Februar im Verwaltungsrat vorlegen. Dort geht es dann auch um die Bestätigung des Wirtschaftsplanes.