Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Reinsdorfer Teich leidet unter Teppich aus Wasserlinsen
REINSDORF/MZ. - Die Anwohner des Reinsdorfer Teiches sehen dieser Tage mit Unbehagen auf das Gewässer vor ihrer Haustür. Wie ein dichter grüner Teppich haben sich die Wasserlinsen - im Volksmund auch Entengrütze genannt - über das stehende Gewässer ausgebreitet. "Schön sieht das nicht aus", sagt Christl Finze. Sie hat den Eindruck, dass es in den letzten Jahren immer schlimmer geworden ist mit dem Pflanzenwachstum im Teich.
"Vor allem nachts stinkt es manchmal, wenn es wärmer wird", sagt die Rentnerin Ilse Uhlemann und dass die Wildenten beim Schwimmen nicht mehr so recht vorwärts kommen. "Früher waren da mal Goldfische drin. Ob die allerdings noch leben?"
"Als Kinder konnten wir in dem Teich sogar baden", erzählt der Reinsdorfer Heimatforscher Dieter Skusa. Entstanden sei der Dorfteich an dieser Stelle im Zuge des Kreisstraßenbaus, so etwa um 1920, blickt Skusa zurück. Damals sei auch das Wasser aus den umliegenden Gräben dort reingeflossen.
Für die Görziger Angler spielt der Reinsdorfer Teich keine Rolle, sagt Bernd Lattauschky, Vorsitzender des Görziger Angelvereins. Zumindest haben die Angler dort keine Fische ausgesetzt wie an anderen Gewässern. An dem Teich in Reinsdorf sei doch schon ewig nichts mehr gemacht worden.
Kein Löschteich mehr
Vor Jahren soll es hier mal einen Feuerwehreinsatz gegeben haben, um den Wasserpflanzen Herr zu werden, erinnert sich der Görziger Wehrleiter Jürgen Niestroy. Weil der Teich nun aber "sogar im Winter blüht", habe er als Wehrleiter entschieden, dass der Reinsdorfer Teich als Feuerlöschteich rausgenommen wird. "Wir können dort schon länger kein Wasser mehr entnehmen", begründet Niestroy den Schritt.
Die vermehrte Wasserlinsenbildung in dem Gewässer beschäftigt inzwischen auch die Gemeinde Stadt Südliches Anhalt und das Umweltamt der Landkreisverwaltung. "Der Reinsdorfer Teich ist aber keine Ausnahme", bestätigt der Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt, Burkhard Bresch, der MZ auf Anfrage. Ähnliche Probleme gebe es auch in Reupzig und am Nesselbach.
Wen man in Reinsdorf auch fragt, der weiß, dass die Straßenentwässerung in den Dorfteich fließt. Ob da vielleicht noch andere Sachen reinlaufen? Völlig ausschließen will das kaum einer im Dorf, denn in Reinsdorf gibt es keine zentrale Abwasserentsorgung. Auch beim Grundwasserproblem im zeitigen Frühjahr, das Äcker überschwemmte und Keller volllaufen ließ, könnte der Teich zum Auffangbecken geworden sein.
Fakt ist, sagt die Biologin Alexa Sabarth auf Nachfrage, dass man Wasserlinsen vor allem auf eutrophen Teichen findet. Sie sind ein Zeichen dafür, dass eine Überdüngung des Gewässers stattgefunden hat. Das könne durch Düngung in der Landwirtschaft ebenso geschehen wie durch Fäkalien, die in den Teich gelangen. Dazu könnte auch der Kot von Wildenten beitragen. Oder das herabfallende Laub der umstehenden Bäume, vermuten die Anwohner.
Kein Licht dringt durch
Die dichte Schicht aus Wasserlinsen verhindert auch, dass Licht in den Teich dringt, wodurch andere Pflanzen absterben. Beim Zersetzungsprozess wird Sauerstoff verbraucht. Der Teich droht sozusagen zu kippen, ja zu ersticken. Eine Ursache für das Ausbreiten der Wasserlinsen könnte sein, dass der Pflanzennährstoff Phosphat immer wieder aus dem Teichschlamm freigesetzt wird.
Entschlammen wird teuer
Dass das Gewässer mindestens 14 Jahre nicht entschlammt wurde, bestätigt der Görziger Ortsbürgermeister Eckehardt Kniestedt. "Wir haben uns das immer wieder vorgenommen", doch das Geld habe nie gereicht. "Früher haben wir von der Reinsdorfer Feuerwehr wenigsten mal ab und an Übungen am Teich gemacht", sagt Dieter Skusa. Da sei das Wasser zumindest mal wieder bewegt worden.
Da das Teichproblem für ihn relativ neu sei, kann Bürgermeister Burkhard Bresch noch nicht viel dazu sagen. Zunächst will er abwarten, was das Umweltamt des Landkreises feststellt. "Da müssen wir uns dann Gedanken machen." Müsste der Teich wirklich entschlammt werden, käme die Stadt in finanzielle Bedrängnis: "Da kommen schnell mal 100 000 Euro zusammen", weiß Bresch.
Das Umweltamt des Landkreises werde sich frühestens kommende Woche zu dem Thema äußern, informierte Landkreissprecher Udo Pawelczyk auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung.