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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Oben drauf kommt der Hund

Von wladimir kleschtschow 04.12.2011, 19:13

pißdorf/MZ. - Das Wetter war mies, die Stimmung bestens: Die Pißdorfer zogen am Freitag auf ihrer Kirchen-Baustelle den Richtkranz hoch. Zimmerermeister Martin Schrage hielt bei der feierlichen Zeremonie den traditionellen Richtspruch, trank den üblichen Schnaps und zerschmetterte anschließend das leere Glas in unzählige Scherben: ein gutes Zeichen für das Gelingen des Vorhabens.

Der Richtkranz markiert nun weit sichtbar, dass das Sanierungsvorhaben an dem kleinen Gotteshaus, das im Jahre 1342 erstmals erwähnt wurde, weitgehend fortgeschritten ist. Der nächste Schritt wird das Setzen der Zwiebel sein, die bereits auf der Boden neben dem Kirchengebäude ihre Gestalt als eine Holzkonstruktion angenommen hat. Im Unterschied zum Turm, der allen Wettereinflüssen ungeschützt ausgesetzt ist und deshalb aus harten Eichenholz besteht, stellten die Zimmerer die Zwiebel aus weichem Kiefern- und Fichtenholz her. Das reicht völlig, meint Schrage, denn eine schützende Schieferschicht kommt noch drauf.

Die Zwiebel soll noch vor Weihnachten mit einem Kran hochgehievt werden. Oben drauf kommt dann noch eine Wetterfahne mit einem springenden Hund - dem Wahrzeichen von Pißdorf -, die demnächst fertiggestellt wird.

Am meisten freut sich wohl der Pißdorfer Bauverein, der sich 2006 speziell zwecks Sanierung der Kirche gegründet hatte, darüber, dass das Vorhaben nun finanziell voll abgesichert ist. Denn, wie die MZ berichtete, klaffte hier trotz aller Spenden und Zuschüsse bis zuletzt noch eine Lücke von rund 25 000 Euro. Diese wird nun mit Hilfe eines Kredits geschlossen.

"Wir haben von der evangelischen Kirche ein zinsloses Darlehen bekommen", informierte Vereinsvorsitzender Lothar Berger. Der gebürtige Pißdorfer lebt zwar in Bonn, engagiert sich jedoch wie die anderen Vereinsmitglieder selbstlos für das Projekt. Natürlich muss der Kredit noch zurückgezahlt werden, Dann ist aber die Kirche schon längst fertig.

Wie die MZ berichtete, liegt das Pißdorfer Kirchensanierungsvorhaben mit fast 110 000 Euro deutlich über dem errechneten Budget. Allein die Dacheindeckung mit Schiefer kostet fast 6000 Euro mehr als ursprünglich veranschlagt. Die Verwendung des Schiefers wird durch den denkmalrechtlichen Status der Kirche diktiert: Alles muss so werden, wie es einst war.

"In Pißdorf zeigt es sich, dass eine Sache fertig wird, wenn sie einmal angefasst ist", kommentierte Kreisoberpfarrer Dietrich Lauter, der am Rand des Richtfestes gegenüber der MZ den Einsatz der Einwohner des kleinen Dörfchens für ihre Kirche in höchsten Tönen lobte.