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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Libbesdorfer Kiete wurde zu einem Eldorado für Tiere

Von UTE NICKLISCH 28.03.2011, 17:29

ROSEFELD/MZ. - "Ich muss nicht immer etwas schießen, ich sitze auch gern da draußen in der Natur", sagt Hartmut Winter aus Libbesdorf. So wie er denken auch seine Freunde in der Jagdgenossenschaft Scheuder / Libbesdorf. Bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend in Rosefeld erinnerten sie sich an Pflanzaktionen und Hegemaßnahmen der vergangenen 20 Jahre. So lange existiert bereits die Genossenschaft. Die Versammlung stand also im Zeichen des Jubiläums.

Gern blickt der Vorsitzende Helmut Horn auf die vergangenen Jahre zurück. Der Hauptbegründer der "Truppe", Wilhelm Baumann, ist inzwischen verstorben. Bei den Erinnerungen hilft Helmut Horn sein regelmäßig geführtes Vereinstagebuch. "Ich bin froh, dass ich diese alte Schwarte noch habe", scherzte Horn. Er kann sich noch ganz genau an die Anfänge erinnern. Eine der Begebenheiten blieb ihm noch besonders im Gedächtnis "Eine Rotte Schweine wurde überfahren. Das war traurig" so der Mann aus Scheuder. "Doch die Schweine wurden verkauft und somit hatten wir gleich das erste Geld in der Tasche".

Auch eine weitere Geschichte hatte der Vorsitzende zu berichten. Die Jäger hatten zum Beispiel in ihren Entstehungsjahren für den Aufbau eines wunderschönen Biotops gesorgt. Mit zahlreichen Jagdhelfern bepflanzten sie damals die Libbesdorfer Kiete, woraus sich inzwischen ein Eldorado für zahlreiche Tierarten entwickelte.

"Alle waren bei dem Einsatz da, nur einer fehlte - Hartmut Winter", machte der Vorsitzende die Geschichte spannend. Doch eben dieser Hartmut Winter hatte damals einen triftigen Grund - Schlachtefest zu Hause. Doch ganz so untätig war der Jagdfreund dann doch nicht. Zur Freude aller Helfer versorgte er sie mit einem deftigen Mahl aus frischer Schlachtwurst. Hartmut Winter stieß kurz nach der Wende zu jener Gemeinschaft hinzu.

In der Versammlung wurden aktuelle Zahlen der zur Strecke gebrachten Tiere genannt. Dabei ging die Zahl der Füchse deutlich zurück. Während im Vorjahr noch 90 Füchse erlegt wurden, waren es im Jahre 2010 nur 25 Stück. Auch die Zahl der Hasen und Schweine, ganz zu schweigen von den Fasanen ist weit zurück gegangen. "Das liegt sicherlich an der hier vorherrschenden Landwirtschaft. Doch wir können deshalb nicht die Landwirtschaft ändern", meinte Franz Riemer. "Das Rehwild setzt sich als einziges durch - egal, was in der Landwirtschaft passiert.

Riemer ist Obmann der Verpächter der Flächen, aus denen die Jagdreviere bestehen. Die Verpächter fanden sich gemeinsam mit den sechs Jagdpächtern zur Jahreshauptversammlung im Feuerwehrhaus Rosefeld ein. Ohne diese Flächen wären die Jäger ziemlich aufgeschmissen. Also galt ihnen ein großes Dankeschön der Jäger. "Wir haben eine gemeinsame Sprache gefunden", freute sich Franz Riemer über die gute Zusammenarbeit mit den Inhabern der einzelnen Ländereien.

Angesichts des Problems der zurückgehenden Fasanenpopulation versuchen die Jäger, der Natur zu helfen. Helmut Horn nahm sich schon längst der Sache an und zieht jedes Jahr mit finanzieller Unterstützung vom Landkreis etwa 40 Fasane groß. Anschließend werden sie ausgewildert. Allerdings schaffen es bei weitem nicht alle dieser Tiere, zu überleben.

Als Vorsitzender der Jagdgenossenschaft jedenfalls agiert der Mann aus Scheuder schon von Beginn an. Die Jägerprüfung legte er noch im Alter von 66 Jahren ab. Am Freitagabend nun war der Tag seiner Ablösung gekommen. "Ich bin schließlich nicht mehr der Jüngste", scherzte der 81-jährige. Der 48-jährige Axel Braumann übernimmt deshalb künftig seinen Posten als Vorsitzender.

Doch ganz zurückziehen will sich Helmut Horn nun doch nicht. Er übernimmt das Amt des "Finanzministers", was jedoch nur eine Übergangslösung sein soll. Der bisherige "Finanzchef" Friedrich Kanzler ist nämlich unerwartet verstorben. Seine Jagdfreunde ehrten ihn gleich zu Beginn der Veranstaltung mit einer Schweigeminute.

Dem einstimmig gewählten Neuvorstand gehört auch Werner Langholz an. Helmut Horn zeigte sich zufrieden mit der heutigen "Truppe". Nur die "Grünen Abende", welche anfangs als Tanzveranstaltungen mit benachbarten Genossenschaften gefeiert wurden, vermisst der gesellige Senior heute sehr.