Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Kaum Entspannung in Libehna
LIBEHNA/MZ. - Auf den ersten Blick mag das auf eine Entspannung der Situation hindeuten. Beim zweiten Blick freilich wird deutlich, dass vor allem der südliche Bereich des Ortes weiter unter dem Wasser leidet. Bäume stehen nach wie vor im Wasser, Flächen sind überflutet. Von einer Entspannung kann also nicht die Rede sein. Diese Einschätzung trifft auch Burkhard Bresch (Die Linke), Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt, zu der Libehna gehört. "Libehna ist am stärksten betroffen. Doch was die Vernässung anbetrifft, haben wir noch viele andere Brennpunkte", sagte Bresch in einem MZ-Gespräch.
Was ist vorgesehen, um das Wasser von Libehna wegzubekommen? So einfach ist diese Frage nicht zu beantworten, machte Bresch deutlich. "Wir wissen, dass die Ursachen für die Vernässung im Bergbau liegen. Der südliche Bereich von Libehna ist ein Senkungsgebiet. Mitte der 60er Jahre wurde hier der Braunkohlenbergbau abgeschlossen", schilderte der Bürgermeister. Bergbauexperten hätten darauf hingewiesen, dass überall, wo Kohle liegt, sich darüber eine wasserundurchlässige Schicht befindet. Das wirke sich in dem betroffenen Gebiet nachteilig aus.
Über die vorhandenen Grabensysteme, so Bresch, sei das Wasser nicht mehr wegzukriegen. "Aus unserer Sicht hilft eigentlich nur dauerhaftes Abpumpen", äußerte der Bürgermeister. Zuvor seien jedoch umfangreiche Vermessungen und Untersuchungen erforderlich, auf deren Grundlage dann die genauen Maßnahmen festgelegt werden müssten. "Diese Untersuchungen übersteigen allerdings unseren finanziellen Rahmen", stellte Bresch klar und fügte hinzu: "Wir sind als Kommune für die Ursache auch nicht verantwortlich, das sind die früheren Bergbaubetreiber." Bresch möchte aber nicht, dass der Eindruck entsteht, die Stadt wolle das Problem einfach weiterdelegieren. "Wir sind mit dem Landrat in Verhandlung, einen Rechtsnachfolger des Bergbaus zu finden. Er unterstützt uns dabei sehr", betonte der Bürgermeister. In dieser Angelegenheit erhofft sich das Südliche Anhalt auch Impulse von der Landesregierung. "Umweltminister Aeikens hat im Juli bei seinem Besuch in Libehna zugesagt, sich in Sachen Rechtsnachfolger einzusetzen", erinnerte Burkhard Bresch.
Zumindest am Ortsausgang in Richtung B 183 will die Stadt in Eigenregie handeln. "Wir wollen, dass die Libehnaer wieder auf kurzem Wege nach Köthen fahren können, ohne den Umweg über Prosigk nehmen zu müssen", sagte Bernd Hauschild, Fachbereichsleiter Bau- und Ordnungsverwaltung. So ist vorgesehen, diesen Abschnitt auf einer Länge von 150 Metern mit einer Asphaltschicht zu versehen und die Straße insgesamt etwas anzuheben, um die jetzt noch vorhandene Senke zu überwinden. Zudem soll ein Durchlass eingebaut werden, damit das Wasser die Straße nicht wegdrücken kann. Das freilich sollte schon längst geschehen sein, der Auftrag zu diesem Sanierungsvorhaben wurde schon im Vorjahr vergeben. "Dann kam das Wasserproblem und machte einen Strich durch die Rechnung", äußerte Hauschild.
Die Situation habe neue Überlegungen erforderlich gemacht. "Wir führen derzeit Gespräche mit der Baufirma, ob es unter den jetzigen Verhältnissen dennoch möglich ist, zu bauen", erläuterte Hauschild. Dann seien aber Mehrkosten zu erwarten, deren Höhe noch nicht genau beziffert werden können. "Wir hatten es als Trockenbaustelle ausgeschrieben. Bauen wir jetzt, müsste eine Wasserhaltung erfolgen, womöglich sogar eine Wanne gebaut werden", beschrieb der Fachbereichsleiter das Problem. Wenn die Zahlen vorliegen, müsse entschieden werden, ob es sich lohnt, jetzt zu bauen, oder ob das Vorhaben verschoben werde, "bis der Abschnitt wirklich trocken ist".
Für den Libehnaer Ortsteil Locherau kündigte Hauschild Vermessungsarbeiten an, die in der nächsten Woche stattfinden sollen. Von deren Ergebnis werden konkrete Maßnahmen abhängen. "Wir haben die Hoffnung, in Locherau den Wasserstand über natürliche Wege senken zu können." Überlegt werde aber auch, durch eine tiefere Verrohrung den Wasserstand im Dorfteich zu senken.
Die Stadt Südliches Anhalt hat in diesem Jahr bereits mehr als 300 000 Euro für unterschiedliche Maßnahmen ausgegeben, um die Vernässungsprobleme zu lindern, teilte Burkhard Bresch mit. "Dieses Geld wollten wir eigentlich zum Straßenbau in mehreren Ortschaften einsetzen."