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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Jäger erlegt Plastik-Wildschwein

Von HELMUT DAWAL 30.08.2011, 18:09

CHÖRAU/MZ. - "Ihr habt wohl so viele Schweine, dass ihr es euch leisten könnt, eins davon in den Wald zu stellen?" Diese Bemerkung musste sich Joachim Block am vergangenen Sonntag zum Dorffest in Chörau gefallen lassen. Ernst gemeint waren diese Worte allerdings nicht. Doch was dem Landwirt im Ruhestand kürzlich widerfahren war, sorgte für Gesprächsstoff.

Um ein Hausschwein ging es auch gar nicht, sondern um ein Wildschwein der besonderen Art - ein Exemplar in Lebensgröße, in Plastik ausgeführt. "Vor 16 Jahren habe ich dieses Plastikschwein zum Geburtstag geschenkt bekommen. Meine Familie hatte sich einen Gag gemacht", erzählte der 75-jährige Chörauer.

Seine Angehörigen hatten das Wildschwein auf einem Markt in Polen gekauft, wo es inmitten bunter Gartenzwerge und anderer Kitschfiguren stand. Aufgestellt wurde es dann auf Joachim Blocks Hof. "Es stand mang der Blumen und war schon ein Hingucker. Und immer wenn Leute zu Besuch kamen, schreckten die beim Anblick des modellierten Tieres erstmal zusammen. Es sah doch ziemlich echt aus", blickte Block zurück.

Irgendwann hatte der Blocksche Schwarzkittel aber an seinem Reiz eingebüßt, zudem verblasste dessen Farbe allmählich. Die Familie überlegte schon, die Figur wegzuwerfen. "Für den Schrott war es dann aber doch zu schade", sagte Joachim Block. So entstand die Idee, das Wildschwein am Ortsrand in einem der drei Gärten der Familie zu platzieren. "Draußen an der Chörauer Quelle, da sind die Kinder immer im Gange. Für sie wollten wir das Wildschwein zum Anschauen hinstellen. Es sollte ein kleiner Spaß sein."

Das geschah dann vor einigen Tagen. Und Joachim Block konnte nicht ahnen, dass mit dem Platzieren am Waldrand die Lebensstunden der Plastikfigur gezählt waren. "Dann hätte ich sie auch auf dem Hof stehen lassen können."

Das Drama nahm seinen Lauf, als ein Chörauer das Plastikschwein entdeckte. Der Mann, hatte Joachim Block im Nachgang recherchiert, war unterwegs zu seiner Koppel und war wohl über den auf den Weg blickenden Keiler erschrocken. "Der Mann hat später in den Abendstunden einen Jäger aus unserem Ort geholt, und da war es dann um das Plastikschwein geschehen", schilderte Joachim Block.

Der Weidmann sei mit dem Auto gekommen, habe das vermeintliche Wildschwein noch angeleuchtet und ihm dann mit seiner Flinte eins drauf gebrannt. Sonderlich schwer dürfte das nicht gewesen sein, die Distanz vom Wegesrand bis zum Wildschwein betrug kaum mehr als zehn Meter. "Der Schuss hat gesessen. Der Kopf des Plastikschweins flog auf den Waldboden. Das Schwein war erlegt."

So richtig verstehen kann Block das radikale Handeln des Jägers allerdings nicht. "Das geht doch gar nicht, ein Wildschwein bleibt nicht ruhig stehen. Und selbst wenn, spätestens beim Lichtschein würde es doch weglaufen", sagte der Chörauer. Vom Jäger habe er noch kein Wort der Entschuldigung gehört, immerhin habe er aber erfahren, dass der Mann bereit sein soll, für den Schaden der zerstörten Figur aufzukommen.

Das erlegte Plastikschwein wurde einen Tag später von einem Dorfbewohner zunächst weggeschleppt und auf dessen Grundstück aufgestellt. Nico Deich, der Freund von Joachim Blocks Enkeltochter, hatte die Überreste aber entdeckt und sie nach Hause gebracht. Was bleibt, ist eine kuriose Geschichte, die Blocks zunächst geärgert hat, über die sie heute aber herzhaft lachen. Und vermutlich längst nicht nur sie.