Alkoholfahrt in Reppichau : Alkoholfahrt in Reppichau : Betrunkener überfährt mit Traktor Kunstprojekt

Reppichau - Das Kunstprojekt Reppichau muss derzeit ohne drei seiner sieben Fahnenlehen auskommen. Diese waren von einem alkoholisierten Autofahrer über den Haufen gefahren worden, als der 44 Jahre alte Mann mit einem Traktor seinen Opel bergen wollte, den er zuvor in den Reppichauer Dorfteich gefahren hatte. Ein Fahnenlehen war zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ein Fürstenlehen, das mittels einer Fahne als Sinnbild des Heerbanns vom Kaiser unmittelbar verliehen wurde. Es war auch mit der Gerichtsbarkeit verbunden.

Wodurch sich der Kreis zu Reppichau schließt - das Dorf ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Ort, aus dem Eike von Repgow abstammt, Verfasser des „Sachsenspiegels“, des ersten deutschen Rechtsbuches. Aus gutem Grund ist Reppichau stolz darauf, dass sich der Ort in den zurückliegenden anderthalb Jahrzehnten in eine Kunstprojekt mit dem „Sachsenspiegel“ als Motto verwandelt hat. Viele Häuser sind mit Motiven aus verschiedenen Sachsenspiegel-Ausgaben verziert worden und an Straßen im Dorf finden sich zahlreiche gestaltende Elemente, die auf das erste deutsche Rechtsbuch Bezug nehmen, wie eben die Fahnenlehen. „Die sind aus Edelmetall“, sagt Stefan Rogge, Künstler aus Köthen, der seit Jahren Bilder für Reppichau gestaltet und auch die vom Kunstschmied Frank Schönemann gefertigten Fahnenlehen verziert hat. „Die Fahnenlehen zeigen die Wappen verschiedener Fürstenhäuser, die mit dem Sachsenspiegel auf die eine oder andere Art n Verbindung stehen.“ Rogge wird auch die nun zerstörten Fahnenlehen wieder verzieren, wenn sie wiederhergestellt sind.

Das aber wird so schnell wohl nicht passieren. „Wir haben die beschädigten Teile noch in der Nacht des Unfalls abgeflext“, sagt Reppichaus Bürgermeister Erich Reichert, „und dann zu Schönemann gefahren.“ Dort sollen die drei defekten Fahnenlehen wieder hergestellt werden, „und die anderen vier müssen farblich angepasst werden.“ Frank Schönemann und Steffen Rogge sind gebeten worden, Kostenvoranschläge zu erstellen, „damit wir wissen, um welche Summe es letztlich geht“, so Reichert, der noch auf die Reaktion der Polizei wartet. „Ich habe zum Beispiel noch keine Tagebuchnummer des Vorgangs.“

Die benötige man aber schon deswegen, um weitere Schritte einleiten zu können. Wobei sich die Kostenliste noch verlängern könnte: Auch das Hinweisschild auf den Sportplatz,was nahe beim Dorfteich gestanden hatte, ist vom Traktor überrollt worden, Richtung Sportplatz hat der alkoholisierte Fahrer, bei dem fast zwei Promille in der Atemluft festgestellt wurden, einige Holzpfeiler „weggeballert“ und die Umgrenzung des kleinen Sportplatzes will Reichert auch noch mal gründlich auf eventuelle Schäden untersuchen. (mz)