Aktion Aktion: Per Drahtesel nach Hamburg
köthen/MZ. - Es war ein großer Bahnhof im wahrsten Sinne des Wortes in der Nacht zu Mittwoch in Köthen. Da war nämlich der Bahnsteig 4 zu mitternächtlicher Stunde geradezu überlaufen: Mit Eltern und Geschwistern der sechs Radlerinnen und des einzigen Radlers, die ein paar Tage zuvor sich auf die Tour nach Hamburg gemacht hatten und nun per Bahn zurückkehrten.
Quasi zum sportlichen Abschluss der Ferienzeit hatte die Chefin des Tanzstudios "Step by Step", Antje Streiber-Schon, ein halbes Dutzend ihrer Schüler zu einer Tour der besonderen Art eingeladen. Nachdem man im vorigen jahr per Velo nach Dresden gefahren war, sollte es diesmal eigentlich nach Wittenberge gehen - so war der Plan jedenfalls bis zu dem Moment, wo Antje Streiber-Schon mit T-Shirts auftauchte, auf denen Hamburg als "Strampelziel" ausgegeben war.
Dass dies doch deutlich weiter entfernt lag als Wittenberge, schockte die Radler-Mannschaft nicht im Erntferntesten; vielleicht die Eltern, aber die ließen sich das zumindest nachts auf dem Bahnsteig nicht anmerken, wo sie das zurückgereiste Septett mit Jubel, Plakat, Urkunden und Medaillen empfingen.
Ohnehin habe man vollstes Vertrauen - in die Oberschenkel der 14- bis 16-jährigen Kinder und in die Tanzstudio-Chefin, hieß es. Und für den Ernstfall - jeder kann schließlich mal einen schwachen Tag haben - stand auch mindestens ein Auto für Rückholaktionen bereit.
Unterwegs nutzte man die Gelegenheit, um sich auch die Städte links und rechts des Elberadwegs anzuschauen. So erlebte man in Magdeburg ein Taschenlampenkonzert und besuchte in Havelberg den Pferdemarkt, besah sich Tangermünde und Bleckede - und natürlich Hamburg, soweit man das auf dem Fahrrad machen kann.
Für Antje Streiber-Schon zumindest stand nach der Hansestadt fest: "Nie wieder Großstadt mit dem Fahrrad." Aber das Fahrrad selbst wird auch in Zukunft zu den Ferientransportmitteln bei den Tänzerinnen und Tänzern gehören. 2013, so wurde schon im Bahnhof mutig orakelt, geht es zu den Alpen.