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Abgeblasene AfD-Veranstaltung im Schützenhaus Aken Abgeblasene AfD-Veranstaltung im Schützenhaus Aken: Haltlose Spekulationen

Von Stefanie Greiner 28.02.2016, 18:24
Ein positives Fazit zog die Gemeinschaft „Wir mit dir“ nach der Veranstaltung. Allerdings hielten sich nicht alle der rund 70 Teilnehmer zurück. Einige  beschimpften die AfD-Mitglieder zwischenzeitlich lautstark. Die Partei hatte vorm Schützenhaus zu einer spontanen Kundgebung eingeladen.
Ein positives Fazit zog die Gemeinschaft „Wir mit dir“ nach der Veranstaltung. Allerdings hielten sich nicht alle der rund 70 Teilnehmer zurück. Einige  beschimpften die AfD-Mitglieder zwischenzeitlich lautstark. Die Partei hatte vorm Schützenhaus zu einer spontanen Kundgebung eingeladen. Heiko Rebsch

Aken - Kalte Füße? Nein, sagt Marlene Braskin entschieden. Warum auch? „Wir sind Gastronomen. Und für uns sind alle gleich.“ Ganz egal, zu welcher Partei sie gehören. „Als Gastronom habe ich die Pflicht, Essen und Trinken zu verkaufen.“

Mit diesen deutlichen Worten reagierte die Lebensgefährtin des Inhabers des Schützenhauses in Aken, Andreas Teichfischer, auf Spekulationen, die am Samstagabend laut geworden waren. Da nämlich standen Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) vor verschlossenen Türen. Sie wollten im Schützenhaus eigentlich zu einer Bürgerrunde einladen. Daraus wurde jedoch nichts. Schnell wurde darüber spekuliert, ob der Gastwirt schlichtweg kalte Füße bekommen hatte und die Partei nicht bewirten wollte.

Familiäre Gründe

„Aus familiären Gründen ist das Schützenhaus Aken heute ab 16:00 Uhr geschlossen.“ Dieser Satz war auf einem Zettel an der Tür zu lesen. Und tatsächlich. Gastwirt Andreas Teichfischer war bei einem Familientreffen in Lingenau bei Dessau. Seine Tante feierte 80. Geburtstag. Und da die alte Dame nicht mehr die fitteste ist, wollte der Gastronom der Feier nicht fernbleiben. Zumal sich die Tante gewünscht hatte, dass noch mal alle dabei sind.

Dass die AfD davon nichts wusste, hängt mit einem Versehen zusammen: Vergangenen Dienstag hatte Heiko Zerrenner, Direktkandidat der Partei im Wahlkreis 23, zu dem auch Aken gehört, mit dem Gastwirt gesprochen und ihn darüber informiert, dass sich einige Mitglieder der AfD am Samstag bei ihm treffen würden. Zu einer Bürgerrunde. Mit rund 20 Leuten hatte Heiko Zerrenner gerechnet. „Der Gastwirt hatte kein Problem damit“, sagt der AfD-Mann.

Teichfischer, der an diesem Tag (er hatte einige Gäste) zwischen Gaststube und Küche hin und her geflitzt war, hatte den Geburtstag seiner Tante einfach vergessen - und zugesagt. Und da keine Telefonnummern ausgetauscht worden waren, sagt Marlene Braskin, habe ihr Partner nicht die Möglichkeit gehabt, den AfD-Mann anzurufen und abzusagen. Dass dem Schützenhaus nachgesagt wurde, es habe aus Angst geschlossen, ärgert die Frau. Sie betont noch einmal: „Wir behandeln alle gleich.“

Veranstaltung und Gegenveranstaltung

Das Gerücht war im Internet und auch in den Reihen der Gemeinschaft „Wir mit dir“ laut geworden. Der hatte am Samstagabend zu einer Gegenkundgebung vorm Schützenhaus eingeladen. Die Organisatoren waren schließlich davon ausgegangen, dass in diesem die AfD zusammensitzen würde. Sie zogen ihr Programm auch in dem Moment durch, als längst klar war, dass die AfD-Veranstaltung nicht stattfinden würde.

Unter dem Motto „Aken bleibt bunt - Gemeinsam zeigen wir Gesicht“ wollte die Gemeinschaft ein Zeichen gegen „Hassparolen“ setzen und zeigen, dass Aken eine Stadt ist, in der Flüchtlinge willkommen sind. Und zwar mit Musik wie auch mit Reden. „Die AfD ist keine Alternative für Deutschland“, sagte Veit Kuhr und weiter. „Man könnte AfD übersetzen mit Alternative für Dumme.“

Für die AfD waren die Reden und die zum Teil lautstarken Beschimpfungen einiger Teilnehmer eine Steilvorlage. Sie reagierte spontan mit einer eigenen Kundgebung. „Bitte macht weiter so“, sagte beispielsweise Daniel Roi, Kreisvorsitzender der Partei. „Denn das stärkt uns immer weiter.“ (mz)