Zwei Hänger rutschen in die Elbe
PRETTIN/MZ. - Diesen Tag werden die Prettiner Fährleute sicher so schnell nicht vergessen. Am Dienstag gegen 10.45 Uhr wollte ein aus Axien kommender Traktor mit zwei Hängern voll Roggensaatgut für das Landgut Trossin (bei Dommitzsch) übersetzen. Beim Befahren der Fähre bekam diese durch das Gewicht der Hänger einen Schubs und löste sich vom Ufer, so laut Polizei der Hergang. Etwa in der Mitte des Flusses gelang es dann, die Zugmaschinen von den Hängern, von denen einer an der schwimmenden Brücke mittlerweile befestigt worden war, zu lösen. Die Fährleute versuchten, die Hänger zu bewegen. Ohne Erfolg. Daraufhin wurden sie abgekoppelt und einer kippte durch die Kraft der Strömung um. Versuche, sie mittels zweier Traktoren, die die Agrargenossenschaft Prettin zu Hilfe geschickt hatte, scheiterten.
Nun war guter Rat teuer. Mittlerweile wurde Roland Hartleb, Besitzer einer Bootsführerscheinschule und Mitarbeiter der Wasserwacht Dommitzsch angerufen und um Hilfe gebeten. Langes Überlegen gab es bei ihm nicht. Taucherbrille und ein Gurt für die Sicherungsleine wurde eingepackt und schon ging es ans andere Ufer. Dort wurde er sehnsüchtig erwartet. Es galt irgendwie eine Stahltrosse an der Deichsel des noch stehenden Hängers zu befestigen. Doch das war leichter gesagt als getan. Mehrere Versuche unternahm Roland Hartleb, dies unter Wasser zu bewerkstelligen.
Dann hatte einer der zahlreichen Helfer auf der Fähre die Idee, es mit einer Abschleppstange zu versuchen. Wieder tauchte Roland Hartleb. Diesmal waren seine Bemühungen von Erfolg gekrönt. Zwei Traktoren wurden davor gespannt. Siehe da, die Hänger bewegten sich. Doch alle Freude war verfrüht, denn nun kippte der andere ebenfalls um. Nun konnte auch der Dommitzscher nicht mehr helfen, packte sein Zeug zusammen. "Das Wasser war überhaupt nicht kalt, es ist angenehmer als draußen", erzählte er hinterher.
Doch aufgeben wollte niemand. Gemeinsam wurde überlegt, wie weiter vorgegangen werden sollte. Da erinnerte jemand daran, dass an der Deichsel des zuerst umgekippten Hängers noch ein Stahlseil sein musste. Mittels eines "Enterhakens" wurde der Boden der Elbe vorsichtig abgetastet. Dann kam das Ende eines Stahlseiles zum Vorschein. Wieder wurden weitere Trossen mittels Scheckel miteinander verbunden. Vorsichtig begannen die drei Traktoren mit insgesamt 700 Pferdestärken zu ziehen. Mit Erfolg, der vom Ufer aus gesehen hintere Hänger konnte näher heran gezogen werden.
Was folgte waren längere Überlegungen, wie weiter vorgegangen werden sollte. Immer wieder wurden neue Möglichkeiten gefunden, die Trossen an den Hänger zu befestigen. Zeitweise agierten dann die drei Zugmaschinen auf dem Fähranleger in Parallelfahrweise. Nach über fünf Stunden standen gegen 16 Uhr die beide Hänger am Ufer. Tüchtig verbeult, eine Deichsel erinnerte an einen Korkenzieher, von mehreren Rädern hatten sich die Reifen gelöst.
Doch das Wichtigste war, es wurde kein Mensch in Mitleidenschaft gezogen, weder beim Unglück selbst, noch bei der Bergung. Bei letzterer riss zwar eine Stahltrosse, doch Mitarbeiter und Schaulustige, deren es reichlich an beiden Uferseiten gab, befanden sich zu diesem Zeitpunkt in einer sehr respektvollen Entfernung vom Ort des Geschehens.
Über die Schadenshöhe konnten noch keine Aussagen getroffen werden. Neben dem unbrauchbar gewordenen Saatgut und den Schäden an den Hänger kommen sicherlich auch erforderliche Reparaturen am Anlieger (dort wurden einige Steine herausgerissen) dazu.