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  7. Zahna-Elster: Diskussion über 1 Euro Gebühren pro Vereinsmitglied

Ein Euro pro Mitglied im Monat Sparen auf Kosten der Ehrenamtlichen? Vereine in Zahna-Elster unter Druck

Um die Finanzen von Zahna-Elster zu entlasten, sollen alle Vereine künftig einen Euro pro Mitglied für die Nutzung städtischer Anlagen zahlen. Was die Stadträte von der Idee halten.

Von Jonas Lohrmann Aktualisiert: 23.04.2025, 13:44
Im Stadtrat von Zahna-Elster wird über eine monatliche Gebühr von einem Euro pro Vereinsmitglied diskutiert.
Im Stadtrat von Zahna-Elster wird über eine monatliche Gebühr von einem Euro pro Vereinsmitglied diskutiert. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Zahna-Elster/MZ - Es war die Aufforderung der Finanzchefin Antje Gebauer, die die Diskussion ins Rollen brachte: Stadträte sollten sich aktiv mit Einsparmöglichkeiten beschäftigen, solange der Etat noch nicht beschlossen sei. Sven Markgraf (AfD) griff den Ball auf – und brachte folgende Idee ins Spiel: Gebühren für die Nutzung städtischer Sportanlagen durch die Vereine.

Nutzungsgebühren für alle Vereine in Zahna-Elster

Markgraf berichtete zuvor im Haupt- und Finanzausschuss, dass er mit dem VfB Zahna – dem größten Sportverein der Stadt – gesprochen habe. Der Verein hat mehr als 400 Mitglieder. In dem Gespräch habe er vorgeschlagen, dass jedes Mitglied künftig einen Euro pro Monat für die Nutzung der Sportanlagen zahlt. „Ehrlich gesagt hätte ich das nicht erwartet, aber die Rückmeldung war überraschend positiv“, sagt Markgraf am Montagabend während der Stadtratssitzung.

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Bürgermeister Peter Müller (Freie Wähler) würdigt zwar das Engagement hinter dem Vorschlag, begegnet ihm jedoch mit Zurückhaltung. „Unsere Vereine leisten hervorragende Arbeit“, betont er. Sie trügen nicht nur Verantwortung für die Pflege der städtischen Anlagen, sondern engagieren sich vielfach auch finanziell. Deshalb spricht sich Müller klar gegen zusätzliche Belastungen aus: „Ich halte diesen Vorschlag nicht für den richtigen Weg“, macht er deutlich. Sollte sich der Stadtrat dennoch mit dem Thema befassen wollen, sei er aber bereit, die Vereine zu einem gemeinsamen Austausch einzuladen.

1 Euro pro Mitglied im Monat sei reine Symbolpolitik

Bedenken gegenüber dem Vorschlag melden auch andere Stadträte an. Hans-Joachim Harm (Freie Wähler) merkt an, dass der Vorschlag zwar gut gemeint sei, aber wie reine Symbolpolitik wirke. Der finanzielle Nutzen sei gering, während der mögliche Schaden groß sei. Ein Euro pro Mitglied und Monat erscheine zwar überschaubar, sende jedoch ein falsches Signal und könne das ehrenamtliche Engagement empfindlich beeinträchtigen.

Einen völlig anderen Ansatz zur Kostensenkung verfolgt Ralf Wroblewski von den Linken. Anstatt die Vereine finanziell stärker zu belasten, sieht er Potenziale im bewussteren Umgang mit Energie. „Licht ausschalten und die Heizung herunterdrehen – da sparen wir wahrscheinlich deutlich mehr“, erklärt er. Zudem macht er auf die rückläufige Zahl von Vereinen aufmerksam: „12 Euro im Jahr schmerzen niemanden, aber es sendet ein falsches Signal.“

Wroblewski fordert, dass einige Vereine mehr Eigeninitiative einbringen, zum Beispiel durch die Organisation kleinerer Dinge oder durch das Finden von Sponsoren. „Es muss nicht immer die Stadt sein, die alles finanziert.“

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Nutzungsgebühr nicht für alle Vereine gerechtfertigt

Dass nun nicht nur die Sportvereine, sondern alle Vereine für die Nutzung der städtischen Einrichtungen zahlen sollen, stößt bei Lisa Wehner (Freie Wähler) auf deutliche Kritik. Sie hält die Idee, von den Sportvereinen Beiträge zu verlangen, zwar für verständlich, jedoch nicht für alle Vereine gerechtfertigt. Diese hätten nicht die gleiche Abnutzung der Einrichtungen und bräuchten auch weniger Raum. „Wir versuchen, viele Mitglieder zu gewinnen. Ich bin mir unsicher, ob ein solcher Vorschlag gut ankommt“, sagt Wehner.

Als die Frage aufkommt, ob alle Vereine der Stadt zu einem gemeinsamen Gespräch über eine Kostenbeteiligung eingeladen werden sollen, wird es plötzlich laut im Raum. Mehrere Stimmen erheben sich gleichzeitig: „Das brauchen wir nicht“, ruft es von einer Seite, während von der anderen energisch erwidert wird: „Wir stiften nur Unruhe.“

Zahna-Elster möchte Zukunft der Vereine sichern

Bürgermeister Müller trifft schließlich eine Entscheidung: „Es wird eine Einladung an die Vereine geben, aber nicht zum Thema Gebühren“, erklärt er ruhig. „Es geht vielmehr um eine allgemeine Diskussion über die Vereinsarbeit.“ Solange es keinen Zwang gibt, möchte er die Einführung von Gebühren so lange wie möglich aufschieben. Am Ende fasst er zusammen: „Die Vereine sind unser Aushängeschild und das wollen wir für die Zukunft sichern – nicht gefährden.“