Wirtschaft Wirtschaft : Plossiger Unternehmen erhält Hilfe

Plossig - Die Meuselwitz Guss Eisengießerei GmbH hat dem historischen Dampfsäge- und Hobelwerk in Plossig und somit auch der Gesellschaft zur Förderung historischer und innovativer Technologien im ländlichen Raum Plossig geholfen.
20 dringend benötigte Gussteile für die Vorfeuerung der Dampfmaschine konnten vor wenigen Tagen in dem Werk in Empfang genommen werden.
Ohne sie hätte es zu massiven Problemen im Weiterbetrieb des Dampfsägewerkes kommen können.
Die Anfrage aus Plossig stieß bekanntlich auf offene Ohren. Nicht allein das, denn in Meuselwitz war entschieden worden, dass dies doch eine Arbeit sei, die Auszubildende erledigen könnten, von der Planung bis zum Abguss, und dies für die Plossiger kostenlos. Das Unternehmen wolle so beim Erhalten historischer Techniken helfen.
Umfangreiche Einweisung
Nun war es soweit, die Brüder Gerhard und Hartmut Schmidt sowie Bernd Seidel als Vertreter des Mühlen- und Dampfmaschinenvereins Plossig machten sich in Richtung Thüringen auf den Weg, um die so wichtigen Metallteile abzuholen.
„Nach ca. zweistündiger Autofahrt gelangten wir zum Eisengusswerk im Industriepark Nord in Meuselwitz“, berichtete das Trio. „Wir meldeten uns in der Betriebswache, die bereits von unserem Besuch wusste. Nach einem relativ aufwendigen Szenario, das der Corona-Pandemie und den Sicherheitsbestimmungen geschuldet ist, konnten wir in das Betriebsgelände einfahren.
In dem Dankesschreiben, dass die Plossiger mit nach Meuselwitz genommen haben und das vom Vorstandsvorsitzenden Wilfried Pötzsch und Anna Seidel vom Vorstand unterschrieben wurde, heißt es neben anderem:
„Wir bedanken uns im Namen aller Vereinsmitglieder für ihre Hilfe. Es ist nicht immer selbstverständlich, anderen zu helfen, und gerade deshalb gilt unsere Hochachtung ihrer Firma und ihren Mitarbeitern. Als Anerkennung für die Auszubildenden, die an der Fertigung der Gussteile beteiligt waren, erlauben wir uns, eine Zuwendung in Höhe von 50 Euro für gemeinsame Freizeitaktivitäten zu spenden.
Des Weiteren überreichen wir einen Zeitungsartikel der Mitteldeutschen Zeitung, als Erinnerung an unsere komplikationslose und vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Selbstverständlich werde den Meuselwitzern eine Einladung für eine Schauvorführung der Dampflokomobile und des Sägewerks in Plossig übermittelt, sobald das möglich ist.
Ausgestattet mit Schutzhelm, Schutzbrille und Warnweste erreichten wir den beschriebenen Treffpunkt auf dem riesigen Werksgelände.“
Der Leiter der Lehrlingsausbildung, Manuel Mälzer, kümmerte sich von da an um die Gäste aus Plossig. Nach einer nochmaligen kurzen Sicherheitseinweisung (Staplerverkehr, Portalkrane, Rutschgefahr durch Strahlsand), wie Bernd Seidel berichtete, durfte eine Werkhalle betreten werden, in der sich die Lehrlingswerkstatt befindet.
Da bot sich dieser Anblick: „Vor der Lehrlingswerkstatt lagen auf einer Palette sauber aufgestapelt unsere Gussteile. Als zusätzlichen Service waren diese Teile durchnummeriert und sandgestrahlt. Nach der Begutachtung der Teile organisierte Manuel Mälzer den Transport der Teile per Gabelstapler zum Pkw.“
Rundgang durch die Werkstatt
Danach war noch Gelegenheit, sich die Werkstatt anzusehen. Die Plossiger bedauerten, dass keiner der Auszubildenden, die sich um die Gussteile gekümmert hatten, anwesend war.
Doch der Lehrausbilder erläuterte den Gästen den Werdegang der Herstellung der dringend benötigten Gussteile. „Nach dem Aufmaß unseres Musters und der Abbildung in einer CAD-Zeichnung wurde ein Holzmuster angefertigt.
Nun wurde in Handformen mittels Gießereisand, der aus Quarzsand und Bentonit besteht, die Form für den Guss hergestellt. Sie musste nach jedem Guss neu gefertigt werden, dass heißt die Lehrlinge mussten insgesamt 20 Formen bauen“, beschreibt Bernd Seidel die Entstehungsgeschichte.
„Wir verfolgten die Erläuterungen interessiert und unsere Fragen wurden auch für uns Laien sehr gut beantwortet. Schon hier waren wir beeindruckt und dankbar für die Hilfe der Meuselwitzer.“
Doch dann kam noch eine Überraschung, den Plossigern wurde angeboten, einen Werksrundgang zu unternehmen. „Die Ausmaße der Werkhallen sind gigantisch.“ Das Trio aus Plossig lernte verschiedene Stationen der Gussfertigung kennen, vom Formenbau über die Induktionsöfen bis hin zur Putzerei und riesigen Strahlkammern.
Beeindruckt von Gussteilen
„Besonders beeindruckt haben uns große Gussteile z.B. Portale für Dreh- und Fräsmaschinen, die aus einem Stück in betonierten Gießgruben hergestellt werden.
Sie sind bis zu 80 Tonnen schwer und deren Abmessungen betragen ca. zehn Meter mal sechs Meter mal drei Meter.“ Die Gäste hätten sich gern vor solch einem Giganten fotografiert, doch das war nicht erlaubt.
Dennoch, die Plossiger sind überzeugt, dass sie das Gesehene nicht vergessen werden, „denn es war sicher einmalig für uns“. Bei der Verabschiedung von Manuel Mälzer „überreichten wir den gerahmten Zeitungsartikel der MZ über unser Vorhaben sowie eine Danksagung unseres Vereins an die Meuselwitz Gusse Eisengießerei GmbH.
Gerhard und Hartmut Schmidt bedankten sich noch mit einigen Flaschen vom Jessener Wein und sprachen eine Einladung nach Plossig aus, die gern angenommen wurde.“
Interesse an Kontakten
Manuel Mälzer äußerte, so Bernd Seidel, den Wunsch, mit den Plossigern in Kontakt zu bleiben und bot weitere Hilfe an, z. B. bei den Sanierungsarbeiten an der Technik der Bockwindmühle in Plossig. Auch da stellt sich der Verein großen Herausforderungen.(mz)