Generalversammlung Warum beim Jessener Männerchor Wahl auf Wahl folgt
Jessens musikalische Männer ziehen Bilanz über zwei „leere“ Sangesjahre, die doch nicht ganz leer waren. Wie das Resümee ausfällt.

Jessen/MZ - „Die letzte Generalversammlung unseres Chores war auch mit einer Wahl verbunden“, begrüßt der Versammlungsleiter Hans-Joachim Pankrath die Sänger des Jessener Männerchores 1859 in ihrem Probenraum im „Schützenhaus“. Das sollte heißen, die bis dato letzte Jahresversammlung war vor der Coronakrise. Und Pankrath, gleichzeitig stellvertretender Chorvorsitzender, merkt auch etwas augenzwinkernd an: „Als ich 1999 zu euch gestoßen bin, war das Durchschnittsalter des Chores bei 47 Jahren, und so war ich auch. Heute bin ich 70 und das ist auch heute das Durchschnittsalter im Chor.“
Jüngere Sänger fehlen
Damit umriss er zwei Kernaspekte, die das gegenwärtige Bestehen des Chores ausmachen. Oder, wie der musikalische Leiter Andreas Kampfhenkel formulierte: „Wie kriegen wir wieder Sänger rein ab 40 Jahren?“ Dazu gebe es einen Generationenkonflikt, innerhalb dessen junge Leute belächelt würden, die in Chören singen möchten, meinte Kampfhenkel.
Dazu kommt, dass der scheidende und später wiedergewählte Chorvorsitzende Burkhard Frank konstatieren musste, einen Rechenschaftsbericht über eine Zeit zu geben, „in der wir zum Nichtstun verurteilt waren“. Aber er sagte auch: „Seit der letzten Wahl haben wir im Hintergrund einiges erledigen können.“ Wichtig war ihm und dem Vorstand, den Kontakt zu den Chormitgliedern nicht zu verlieren.
So habe man versucht, mittels Briefen mit ihnen in Verbindung zu bleiben. „Glückwünsche an Chormitglieder wurden dennoch vom Vorstand persönlich überbracht“, so Frank. Viele Feste sind in den zurückliegenden beiden Jahren den Pandemiebestimmungen zum Opfer gefallen.
Umso mehr freute er sich, dass es gelang, die Patenschaft für einen neu gepflanzten Baum im Jessener Baderhag zu übernehmen und persönlich öffentlich zu dokumentieren. „Auf einem kleinen Weinfest auf dem Weingut Hanke haben wir musikalisch bewiesen, wir sind wieder da“, resümierte Burkhard Frank. „Beim letzten Jahresabschluss haben wir wenigstens ein kleines Bratwurstfest veranstalten können, trotz der Bestimmungen.“ Und so sind es etliche „kleine Momente“, die den Bericht über zwei eigentlich leere Jahre doch nicht ganz leer erscheinen lassen.
Aus verschiedenen Gründen haben drei Sänger den Chor verlassen, gesundheitlichen, aber auch anderen, wie der Vereinsvorsitzende anmerkt. Doch es wurde auch ein neues Mitglied gewonnen: Günter Thiele. Verbindungen zu befreundeten Chören wurden gehalten, dem Jessener Frauenchor etwa oder dem Schweinitzer Männerchor. Frank freute sich abschließend, dass das Chorleben erneut starten könne, „im Moment ist ja alles wieder möglich“.
„Wir sind wieder da“
Chorleiter Andreas Kampfhenkel ging dann etwas hintergründiger auf die gegenwärtige Situation ein, in der sich nicht nur der Jessener Männerchor, sondern viele andere Singegemeinschaften befinden. Unter anderem wertete er einen Beitrag in der Fachzeitschrift „Chorleben“ aus, der sich mit der Frage beschäftigt, ob Männerchöre zum Sterben verurteilt seien. Mit „überaltert“, „überleben nur noch mit Sängern aus sich auflösenden Chören“, „Basslastigkeit“ und dem schon beschriebenen Generationenkonflikt sprach er brennende Aspekte an.
Dass der Jessener Männerchor trotz der langen Pause und dann sehr kurzer Probenzeit sich beim Weinfest auf dem Hof des Weingutes Hanke wieder habe beweisen können, freute den Chorleiter sehr. Zumal er einschätzte, dass Proben via Internet - auch eingedenk, zu welchen Generationen die Sänger gehören - nicht das Wahre sind. „Es geht nichts über Präsenzproben“, resümierte Kampfenkel. Und seit 1. März wird auch wieder geprobt.
Übrigens, gesungen wurde auf der Mitgliederversammlung natürlich auch.