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Waldpflege in Mügeln Waldpflege in Mügeln: Lehrreicher Spaziergang in Sachen Waldschutz

Von Evelyn Jochade 19.05.2014, 17:03
Revierförster Guido Arndt (l.) erklärt Teilnehmern der Exkursion die Verwendung des geschlagenen Holzes.
Revierförster Guido Arndt (l.) erklärt Teilnehmern der Exkursion die Verwendung des geschlagenen Holzes. Jochade Lizenz

Mügeln/MZ - Rund 50 Waldbesitzer und Interessierte hatten sich an der Mügelner Gaststätte „Zur Linde“ eingefunden und hörten, was Revierförster Guido Arndt zu sagen hatte: „Wir wollen heute mal sehen, was aus den von Kyrill geschädigten Flächen geworden ist.“ So tauchte die lang gezogene Gruppe ein in das Grün des Waldes und stoppte kurz an einem Waldstück, welches augenscheinlich seit dem Orkan nicht allzu viel Pflege abbekommen hatte. Arndt erklärte: „Die Bäume sind abgestorben, weil sie nicht genügend Licht bekommen haben. Hier ist ein richtiger Pflege-Hieb notwendig. Die Bäume stehen zu eng. Ich würde hier drei Zehntel abstocken.“

Nun optimale Bedingungen

Ein nächster Halt im Wald zeigte genau das, was der Förster gemeint hatte: Eine Waldfläche aus der eine Menge Bäume entfernt wurde, die aber den verbliebenen nun optimale Entwicklungsbedingungen bietet. Verständlich, dass die Waldbesitzer da Fragen stellten. So die nach der Standfestigkeit der Bäume nach der Durchforstung. Die sei, so der Förster, kurz nach einem Sturm nicht so hoch, aber bei älterem, kräftigerem Bestand werde das schnell ausgeglichen. Und bei einem Sturm wie Kyrill falle „sowieso alles um“. Das Positive an diesem Waldstück sei nun, dass dessen Eigentümer acht Jahre lang hieran nichts mehr tun müsse.

2.500 Hektar betreut gegenwärtig die Forstbetriebsgemeinschaft „Jessener Forsten“. Von den 260 Flächeneigentümern waren rund 50 mit auf die Wanderung gekommen. Allerdings haben viele eine zu weite Anreise, zumal, wenn sie aus München, dem Schwarzwald, dem Ruhrgebiet oder dem Sauerland kommen. Mit ihnen ist man per Telefon in Kontakt und sie erhalten so, wenn nötig, fachlich fundierte Vorschläge zur Pflege ihres Waldbestandes. Für allesamt wichtig ist die Pflege der Brandschutzstreifen. 54 Kilometer Länge haben diese allein im Revier von Guido Arndt. „Manche Förster fragen schon: Wozu? Das macht doch nur Arbeit. Aber eine Kippe reicht … Wir sind hier in der höchsten Waldbrandgefahrenklasse. Die Arbeit“, so Guido Arndt, „muss getan werden.“ (ejo)

Einige Meter weiter lagerten geerntete und bereits zu guten Konditionen verkaufte frische Hölzer am Weg und es duftete wundervoll. Hier erfuhren die Wanderer, was aus den einzelnen Baumstücken werden wird. Bretter, Brennholz, Hackschnitzel und selbst als Papiertaschentücher könnte ihnen das Holz aus Mügeln wieder begegnen. Der Besitzer dieses Waldstückes hatte sich für einen Kahlschlag entschieden, was laut Guido Arndt gut zu überlegen sei, denn so habe man 20 Jahre lang kein Einkommen. Besser sei es, die Fläche immer bestockt zu halten. Doch dieser Bestand hier war bereits rund 107 Jahre alt. Kiefern würden an die 120 Jahre alt, wären aber bereits ab dem hundertsten Jahr innen oft faulig. Ein Griff hinter sich in das zu einem gewaltigen Stoß aufgeschichtete Holz und der Beweis zerbröselte in seiner Hand.

Eigenanteil trotz Förderung

Eine Neupflanzung von Kiefern schlage mit 3 000 Euro pro Hektar zu Buche. Die von Laubholz wird zwar gefördert. Jedoch liegt der Eigenanteil hier bei ebenfalls 3 000 Euro pro Hektar. Was für eine solche Pflanzung geeignet ist, ob Laub- oder Nadelbäume, dazu sollten die Eigentümer am besten den Förster fragen, riet Arndt. Der wisse auch, woher gutes Pflanzmaterial zu beziehen ist, welches auf hiesigen Böden und unter diesen klimatischen Verhältnissen gedeiht. Aus Zeischa, Nähe Bad Liebenwerda, beispielsweise, wo in einer Baumschule speziell Forstpflanzen für das mittel- und ostdeutsche Tiefland gezogen werden. Wie so eine frisch aufgeforstete Fläche aussehen sollte, bekamen die Exkursionsteilnehmer als nächstes zu sehen.

Wer wächst schneller?

Dieses Areal hatte Kyrill am 18. Januar 2007 mit Wucht heimgesucht, so wie insgesamt 27 Hektar im Raum Mügeln. Bereits im April des gleichen Jahres war die Aufarbeitung der Schäden Geschichte und die Waldbesitzerversammlung fasste den Beschluss der Wiederaufforstung mit Kiefern. Anschaulich verdeutlichten die Vorher-Nachher-Aufnahmen, die der Förster herumreichte das Ausmaß des Schadens. „Kiefern müssen Druck von den Seiten bekommen, sonst ufern sie aus und wachsen statt in die Höhe, in die Breite.“ Da fragte sich doch Neo Döbelt (5) aus Arnsdorf, der jüngste, aber nicht weniger interessierte Wanderer, wer denn da nun schneller wachsen würde? Er oder die Kiefern?