Vorbereitungen in Klöden Vorbereitungen in Klöden: Betten sind gerichtet

Klöden - Das Wetter spielt am Dienstagvormittag überhaupt nicht mit. Statt Sonne und schönem Nachosterwetter öffnet der Himmel wieder mal für eine gewisse Zeit seine Schleusen. Dies stört Dietmar Wartenburger aber nicht. Kann ihn auch nicht. Der Klödener sprintet gerade hinüber zu den Ferienwohnungen. Hilfe, das Internet funktioniert nicht richtig, dieser Ruf hat ihn soeben ereilt. Und natürlich reagiert der Chef auf der Klödener „Tenne“ prompt. Schließlich sollen sich seine Gäste bei ihm wohlfühlen.
Fast das ganze Jahr
Seit dem Wochenende hat die neue Saison begonnen, die Betten sind nicht nur in Klöden gerichtet. Überall in der Jessener Region wird sich in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen auf den Ansturm der Gäste eingestellt. Vieles passiert logischerweise mehr im Verborgenen. Und genau genommen beginnt die Saison auch nicht erst jetzt. Das Geschäft, die Arbeit läuft eigentlich das gesamte Jahr über. Natürlich, so Wartenburger, liege das Hauptgeschäft zwischen April und Oktober. „Wir haben in den vergangenen Jahren aber auch die andere Zeit über Gäste beherbergt. Außerdem ist der Winter die Zeit, um Hand anzulegen.“
Denn man müsse als Ferienwohnungsinhaber den gestiegenen Ansprüchen der Gäste gerecht werden. „Wer vor zehn oder 15 Jahren sein Haus eröffnet hat, kann sich nicht einfach zurücklehnen und nichts mehr machen. Ruhe hat man nie.“ Tage oder gar Wochen zum Luftholen gebe es kaum. „Unsere Woche hat sieben, nicht nur fünf Tage. Jedenfalls in der Hauptsaison. Die anderen Monate kann man sich die wenige Freizeit schon etwas besser einteilen. Aber viel ist es nicht.“ Zwar ist Dietmar Wartenburger in erster Linie für die Arbeiten am Haus und draußen sowie den unerlässlichen „Papierkram“ zuständig. „Aber wenn Not am Mann herrscht, stehe ich ebenso parat, um die Betten frisch zu beziehen.“
Ist die Jessener Region nun ein touristischer Hotspot? Dietmar Wartenburger lächelt und legt seine Meinung dar: „Wir sind keine klassische Ferienregion, in der Menschen mehrere Wochen Urlaub machen. Vereinzelt kommt das vor. Aber die Masse sind Tagesgäste oder Wochenendbesucher.“ In erster Linie profitiere man von den landschaftlichen Gegebenheiten. „Wir sind Fahrradland. Die Auen an Elbe und Elster locken, das Radwegenetz ist gut ausgebaut, es gibt die Nähe zu großen Zentren. Das ist unser Plus, das zunehmend viele Familien hierher lockt.“ Noch etwas hat sich in letzter Zeit verändert. „Bei größeren Familienfeiern hat der Trend zugenommen, dass sich Gäste bei uns einquartieren. In diesem Punkt haben wir eine ziemlich gute Nachfrage.“
Von Luther profitieren?
Wie schaut es eigentlich mit Blick auf das Reformationsjubiläum kommendes Jahr aus? Haben die regionalen Beherbergungsgastgeber eine Chance, was vom großen Kuchen abzubekommen? Dietmar Wartenburger glaubt schon. „Die Kapazitäten in Wittenberg sind begrenzt und werden rasch weg sein. Gäste werden in das Umland ausweichen müssen. Und da können wir ins Spiel kommen.“ In Klöden beispielsweise will man den Campingbereich aufrüsten. Denn mit Sicherheit werden viele Besucher kommen, die ihr eigenes Zelt oder den Caravan dabei haben. „Da sehe ich die Chancen für uns Inhaber von Ferienwohnungen. Die ersten Buchungen für 2017 liegen jedenfalls bereits auf dem Tisch.“
Bereut hat es Dietmar Wartenburger nach eigener Aussage nie, den Weg eines „Herbergsvaters“ eingeschlagen zu haben. Seine Devise: „Man muss sich bewusst sein, was da alles auf einen zukommt. Und man muss die Fähigkeit haben, sich zu verändern, wenn es nötig ist.“ Er nennt ein Beispiel. 1995 habe man in Klöden noch eifrig für den „Urlaub auf dem Bauernhof“ geworben. Damals der Trend, „lockt das heute keinen mehr. Jedenfalls nicht hierher.“
Was wünscht sich Wartenburger (und nicht nur er) für 2016? „Ein ganzjährig reisefreundliches Wetter, zufriedene Gäste, die stets richtigen Entscheidungen. Dann dürften wir wieder gut durch die nächsten Monate kommen.“
Laut aktuellem Gastgeberverzeichnis gibt es allein in der Stadt Jessen (einschließlich Ortsteile) vier Hotels, zwei Pensionen, 16 Ferienwohnanlagen und sieben Privatzimmer-Anbieter. (mz)


