Von der Kiesgrube in der Elsterstadt
Jessen/MZ. - Der Mann ist nämlich ein Sachse. Ein Süptitzer, ein Dreiheider, wenn man sich nach dem Sitz seines Unternehmens orientiert. Ingbert Raabe ist Chef der Bauunternehmung EZEL Torgau GmbH. Also ein Torgauer noch dazu. Und jetzt ein Jessener? Vielleicht schon ein bisschen. Auf alle Fälle engagiert, was sein Unternehmen betrifft. Besser gesagt, seine. Denn in Jessen haben die EZEL-Leute nun ebenfalls Fuß gefasst.
Fast ein wenig unbemerkt von vielen hat Ingbert Raabe auf "geschichtsträchtigem" Boden eine Niederlassung eröffnet. Die JeGER Jessen GmbH. JeGER, dass steht für Gewinnung, Entsorgung und Recycling. Oder um es volkstümlich auszudrücken, auf dem Gelände der ehemaligen Jessener Ziegelei auf dem Gorrenberg hat die EZEL-Mannschaft damit begonnen, Sande und im Bedarfsfall Tone abzubauen. Erste Schritte auf dem Weg einer ziemlich jungen Firmengeschichte.
Ingbert Raabe übernahm nämlich erst 2002 die EZEL GmbH. "Ja, so lang ist das noch gar nicht her, und in dieser kurzen Zeit hat sich doch einiges getan." Sein Ziel sei es von Anfang an gewesen, die Firma auf solide Beine zu stellen. "Ich brauche eine ordentliche Größe, zuverlässige Mitarbeiter und Partner. Ich muss als regionale Firma in erster Linie regional denken und handeln. Und als Unternehmer muss man die Kunst des Nehmens und des Gebens beherrschen. Das ist wichtig."
Nun hat sich Ingbert Raabe "Jessen genommen". "Das kam wie bei vielen Dingen im Leben durch den berühmten Zufall. Just in jener Zeit, als wir den Gedanken hatten, uns mit Niederlassungen zu vergrößern, kamen wir auf Jessen. Wir kennen Leute aus der Ecke, und die brachten uns auf das Gelände der Ziegelei mit den dazugehörenden Bergbauflächen." Gesprochen, gedacht und letztlich gehandelt, schon 2003 wurde die Idee in Angriff genommen. Über 250 000 Quadratmeter Gelände wurden wirtschaftlich reaktiviert.
Die Sache mit dem Abbau läuft. Das habe sich gut angelassen, so der Chef, der sich freut, auch immer mehr Partner aus der Jessener Region zu gewinnen. "Es baut sich Vertrauen auf." In einem so territorial kleinen Gebiet sei es ohnehin wichtig, mehr mit- als gegeneinander zu arbeiten. "Wenn wir uns nur alle in die Pfanne hauen, kommt überhaupt nichts heraus."
Ein ganz schwieriger Brocken wartet jedoch noch auf Ingbert Raabe. Was wird aus den Gebäuden der alten Gorrenberg-Ziegelei? Die sollen nach und nach verschwinden. "Wir haben ja extrem viel bebaute Fläche, die wir überhaupt nicht benötigen, und Häuser, die nach diesen vielen Jahren des Leerstandes nicht mehr nutzbar sind. Das wird also logischerweise verschwinden. Nur dauert das seine Zeit."
Zwar gebe es vom Land Sachsen-Anhalt noch bis Ende 2006 Fördermittel für den Abriss von Industriebrachen, nur wären das Interesse und der Bedarf derart groß, dass es schwer werde, an Mittel zu kommen, so Raabe. "Da müssen wir mal die Entwicklung abwarten." Für die allein in Jessen neu eingestellten 30 Mitarbeiter gibt es aber auch so genügend zu tun. Mitunter werde es bereits schwierig, die Arbeiten zu koordinieren. Das Problem nach Ansicht des Chefs sei, dass es die klassische Winterpause im Baugewerbe fast nicht mehr gebe. "Die in den Sommermonaten angehäuften Überstunden können jetzt gar nicht abgegolten werden, denn mittlerweile läuft das Geschäft im Winter fast unbehindert weiter."
Das sind aber keine wesentlichen Sorgen von Ingbert Raabe, der ohnehin immer wieder betont, als Unternehmer seine Leute nicht zu vergessen. "Ich muss selbst eine Perspektive habe, die ich aber ebenso meinen Angestellten bieten will. Und ich denke mal, dass das bei uns so ist." Zukunftswünsche hat der Sachse nicht so viele. Aber einen wesentlichen: "Na, dass es läuft. In Jessen, in Torgau, in Grimma, unserer neuesten Niederlassung." Es solle sich drehen, dieses kleine Wirtschaftskarussell zwischen den Ländern.