Volksbank in Jessen und Dessau Volksbank in Jessen und Dessau: Geplante Fusion ist geplatzt

Dessau/Jessen - So überraschend die Ankündigung im Dezember war, so kam jetzt das Aus: Die Volksbank Elsterland und ihre „Schwesterbank“ Dessau-Anhalt haben die Verhandlungen über eine Fusion beider Geldhäuser ergebnislos abgebrochen.
„Nach einer Phase sehr intensiver Gespräche und der zur Vorbereitung der Fusion begonnenen Kooperation hat sich gezeigt, dass wir kein Einvernehmen über Lösungen erzielen können“, heißt es in nahezu gleichlautenden Presseerklärungen, die beide Bankinstitute am Donnerstag veröffentlichten.
Wie die beiden Jessener Bankvorstände Silke Falkenhain und Walter J. Meyer auf MZ-Nachfrage bekundeten, seien beide Verhandlungspartner im gegenseitigen Einvernehmen und ohne Groll auseinandergegangen. Das ließe sich auch aus dem vereinbarten Gleichklang der Mitteilungen ablesen, so Walter Meyer.
„Die Vision einer dezentralen genossenschaftlichen Flächenbank für die städtischen und ländlichen Räume beider Institute lässt sich zur Zeit nicht umsetzen“, lautet der einzige offizielle Satz zur Begründung.
Keine Details
Fragen nach den Hauptaspekten des Verhandlungsabbruches ließen die beiden Jessener Vorstände offen. Darunter die Frage, ob eine beider Banken womöglich im gemeinsamen „Haus“ zu viele Federn hätte lassen müssen. „Man muss in solchen Gesprächen ein Endziel manifestieren können“, meinte Walter Meyer. „Es war ein sportliches Ziel.“
„Wir haben zu lange gebraucht, uns zusammenzufinden und waren noch nicht dort, wo wir hinwollten“, erklärte Dessaus Vorstand Manfred Bähr auf die MZ-Frage. Für die Volksbank Anhalt-Dessau spielte letztlich auch der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle. Bähr will im Januar 2019 in den Ruhestand gehen. Für eine Nachfolgelösung bedarf es einer langfristigen Ausschreibung.
Diese Frist wäre verstrichen, wäre an den Fusionsverhandlungen festgehalten worden. „Nun hat der Aufsichtsrat am Dienstag beschlossen, den Vorstandsposten wieder zu besetzen und hat die Ausschreibung angestoßen“, so Bähr.
Keine Schwächung
Als Schwächung der Bank will der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Anhalt-Dessau die gescheiterte Fusion nicht bezeichnen. „Die erhoffte Stärkung findet nicht statt“, meint Bähr, weil man die Synergien, die in der Fusion gesteckt hätten, nicht nutzen könne. Eine Zukunft hätten beide Häuser dennoch. Sowohl die Volksbank Dessau-Anhalt als auch die Volksbank Elsterland werde „nun eigenständig unsere Strukturen so weiterentwickeln, dass sie auch zukünftig den Herausforderungen durch Regulierung, Digitalisierung und den demografischen Wandel gerecht werden“, heißt es in der Pressemitteilung zu den Zukunftsvorstellungen der Geldinstitute.
„Es gibt aber keine konkreten Pläne zu Filialschließungen oder Personalabbau“, betont Bähr. Auf der Generalversammlung im Juni will der Vorstand einen ersten Ausblick auf konkrete Maßnahmen geben.
Bei einer Fusion hätten beide 38.000 Kunden, 6.600 Mitglieder und 160 Mitarbeiter gehabt. Die Bilanzsumme hätte 542 Millionen Euro betragen. Mit knapp 200 Millionen wäre die Volksbank Elsterland aus dieser Sicht der kleinere Partner gewesen. Mit knapp über 4.400 Mitgliedern hätte sie jedoch den größeren Anteil an Genossenschaftern eingebracht. (mz)