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Tischtennis Virus stoppt Aufwärtstrend in Jessen

Jessen wollte eine Reservemannschaft und ein Frauenteam aufbauen. Welche Befürchtungen es in der Pandemie bei der Allemannia gibt.

18.04.2021, 18:37

Jessen - Vermutlich jeder, der in Jessen und Umgebung in irgendeiner Art und Weise mit Tischtennis in Berührung kommt, kennt Harald Hecht. Seit über 30 Jahren mit „seinem“ Sport eng verbandelt, ist der freundliche, leutselige Senior als Trainer und Abteilungsleiter bei Allemannia Jessen gut bekannt. Doch der 67-Jährige macht sich Sorgen. Denn da es sich bei Tischtennis in allererster Linie um einen Indoor- Sport handelt, kann aufgrund der Pandemieeinschränkungen nach wie vor nicht trainiert werden. „Dieses halbe Jahr war echt schwer“, räumt er gegenüber der MZ ein, „man ist irgendwie richtig träge und faul geworden.“

Mittlerweile habe er bei sich zu Hause auch außen eine Platte aufgebaut, aber die wird viel zu selten genutzt. „Unser Sport ist draußen schon sehr wetterabhängig“, sagt er. Bei Regen ist es gar nicht möglich und bei Sonnenschein kann schon ein leichtes Lüftchen ein vernünftiges Training schnell zunichte machen.

Im Moment liegt alles brach

Darüber hinaus weiß er, dass ein paar seiner Spieler zu Hause auch Indoorplatten zur Verfügung haben. „Aber daran wird auch eher selten gespielt.“ Was in den meisten Fällen auf den nicht ausreichenden Platz drum herum zurück zu führen ist. Normalerweise trainieren oder spielen über 30 Sportler jeglichen Alters mindestens einmal in der Woche bei Hecht. Doch er kann sich sogar noch an Zeiten erinnern, in denen es bedeutend mehr waren.

„Zwischenzeitlich hatten wir sogar über 70 Mitglieder in der Abteilung“, berichtet Hecht. Im Moment aber liegt alles brach, und das schmerzt den Senior ganz besonders, da es bei den Allemannen mit dem ganz kleinen Ball direkt vor der Corona-Pandemie gerade wieder richtig aufwärts ging. „Es gab sogar Überlegungen, wieder eine zweite Männermannschaft zu eröffnen“, berichtet er. Selbst über ein Frauenteam sei diskutiert worden.

Seine Schützlinge unterteilt er in verschiedene Kategorien, denn nicht alle die bei Hecht den kleinen weißen Ball intensiv im Auge behalten, möchten dies auch wettbewerbsmäßig tun. Montags und freitags können eigentlich alle spielen. Hecht zählt zwölf Männer und Frauen, die er als Breitensportler bezeichnet, auf und mindestens zehn Schüler und Jugendliche, die ebenfalls nicht an Wettkämpfen teilnehmen. Donnerstags stehen die Tischtennisplatten dann nur seinen Wettkämpfern zur Verfügung.

Dann wird für die Liga trainiert. Derzeit in der Kreisoberliga positioniert, hatte Hecht mit seinen derzeitigen Schützlingen sogar Ambitionen eventuell noch höher aufsteigen zu können. Dieser Wunsch beruht in allererster Linie auf zweien seiner Spieler. Denn der erst 14-jährige Konrad Schulze und dessen 16-jähriger Bruder Erik haben in der Vergangenheit sportlich schon für Furore sorgen können.

Lösungen werden gefordert

Deren hervorragenden Leistungen hatten sich bis auf Landesebene herumgesprochen, so dass sie in den Förderkader des Auswahlteams von Sachsen-Anhalt berufen worden sind. „Junge Spitzensportler auf Landesebene!“, betont der charismatische Trainer, nicht ganz ohne Stolz. Jugendarbeit ist ihm schon immer wichtig, so dass er nicht verpasst, auch ein jährlich organisiertes Jugendcamp im Landschulheim Steutz zu erwähnen, bei dem schon so manch junges Talent entdeckt worden sei.

„Aber das ist jetzt ja erstmal alles eingeschlafen!“, kommt Hecht schnell wieder auf das allumfassende Thema zurück. „Jetzt bekommt ja auch der Breitensport wieder etwas mehr Stellenwert“, freut er sich. „Gerade an der frischen Luft! Da hätte es Lösungen geben müssen“, und gibt zu bedenken: „Was einmal stillgelegt ist, wieder in Gange zu kriegen, ist ganz schwer!“ (mz/Andreas Hübner)