Betreuungsforstamt Annaburg Viel Regen und hohe Temperaturen: So schätzt Roland Sterner den Zustand der Wälder ein
Aufgrund der Niederschläge in den vergangenen Wochen und Monaten scheinen sich die Wälder der Region zu erholen. Wie dies der Chef des Betreuungsforstamtes einschätzt.

Annaburg/MZ. - Eine Karte mit den stärksten Trockenregionen aus dem vergangenen Jahr weist für die hiesige Gegend zum Teil tiefrote Bereiche aus. Die gleiche Darstellung für das aktuelle Jahr zeigt nur noch sehr kleine und weit auseinander liegende Farbtupfer. Soll heißen: „Die extreme Dürre in den tieferen Bodenschichten der Wälder, die für die Baumwurzeln relevant sind, hat sich entspannt.“ Dieses Fazit zieht der Leiter des Betreuungsforstamtes Annaburg, Roland Sterner, am Donnerstag im Gespräch mit der MZ. Und diese Einschätzung gebe er auch in seinen Vorträgen in den Forstbetriebsgemeinschaften der Region gern weiter. Aufgrund der zurückliegenden Trockenjahre hatte sich der Optimismus unter den Waldbesitzern deutlich in Grenzen gehalten. „Ich bin da doch schon vorsichtig optimistisch“, so der Chef des Annaburger Betreuungsforstamtes.
Prognosen schwer zu treffen
Grund für die aktuelle Entwicklung seien die relativ hohen Winterniederschläge, aber aktuell auch die teils starken Regenfälle der jüngsten Wochen. „Wie die Bäume jetzt darauf reagieren, ist allerdings unterschiedlich. Wir machen das fest am Zustand unserer Aufforstungen. Die stehen sehr gut da im Vergleich der letzten Jahre.“ Die Unterschiede: „Die jüngeren Pflanzen holen ihr Wasser tatsächlich aus den oberen Bodenschichten und sind auf die Niederschläge angewiesen.“ Die älteren Bäume haben ein tiefer reichendes Wurzelsystem und können aufgrund der tiefer gespeicherten Wasservorräte jetzt „ein bisschen mehr abpuffern“, schätzt der Chef des Annaburger Forstamtes ein. Beides also sehr positiv stimmende Erscheinungen.

Prognosen, wie sich diese Entwicklung in der nächsten Zeit fortsetzt, ließen sich jedoch schwer ausmachen, so Roland Sterner. Weil die Wälder als sehr komplexes Ökosystem logischerweise auf veränderte Bedingungen langsam, will heißen, zeitverzögert reagieren.
Ein weiterer Indikator zum Zustand der Wälder seien die Schadholzmengen, die aus den Wäldern geholt werden. Und die zeigen für das Betreuungsforstamt eine deutlich sinkende Tendenz. Roland Sterner nennt dazu einige Zahlen: Im Jahr 2022 nahmen die Schadholzmengen noch 53 Prozent des Gesamtholzeinschlages ein. Im Folgejahr 2023 sank dieser Anteil mit 41 Prozent schon unter die Hälfte des Einschlagaufkommens. Und im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres 2024 liegt der Schadholzanteil bei lediglich acht Prozent. „Obwohl es dieses Jahr schon relativ viel Holz gab.“
Daraus lasse sich allerdings noch nicht ablesen, dass die Schäden im Wald zurückgingen, „aber das schadhafte Holz ist aus dem Wald, von den Flächen, die wir betreuen und bewirtschaften können“. Das sind die Flächen der privaten Waldbesitzer.
Nächste Schädlingsart
Eine andere wichtige Aufgabe der Förster ist das Monitoring der Schadinsekten. Und da gibt es aktuell eine neue Entwicklung. Das ist das Aufkommen des Kiefernprozessionsspinners an einigen Stellen in der Region. „Über das Standardmonitoring und die Beobachtungen unserer Förster haben wir im Bereich Holzdorf und in der Ortslage Holzdorf einige Vorkommen festgestellt sowie im Bereich Glücksburg und Mügeln Richtung Arnsdorfer Berge“, informiert der Leiter des Forstamtes.
Die Kiefernprozessionsspinner haben „genauso eklige Brennhaare wie der Eichenprozessionsspinner und wie der Goldafter, sind aber auf die Baumart Kiefer spezialisiert“. Die bislang erkannten Vorkommen seien noch nicht bestandsgefährdend für die Baumart Kiefer. Denn diese Raupe sei nicht dafür bekannt, „die Kiefern total leer zu fressen, wie die anderen Kieferngroßschädlinge“, aber die Problematik besteht für Menschen und Haustiere in den Brennhaaren. Die seien genauso allergisch reizend wie die bisher bekannten von Eichenspinner und Goldafter.
Deshalb will Roland Sterner die Anwohner und Waldbesucher in diesen Bereichen zumindest vorwarnen, etwas vor- und umsichtiger im Wald zu sein. Wer von den Waldbesuchern solche Nester in den Kiefern erkennt, den bittet der Chef des Betreuungsforstamtes, sich dort mit seinen Beobachtungen zu melden. Denn es gelte, die Entwicklung im Blick zu halten.