Verkehr Verkehr: Ohne Warten auf den Bus zur Schule

Jessen/MZ - Eric hat ihn. Steffen hat ihn auch. Michelle spart kräftig, um ihn so schnell wie möglich zu erwerben. Und Jennifer kann die Zeit schon kaum erwarten, bis sie 15 wird. Im Juni ist es soweit. Denn seit sie weiß, dass sie den Mopedschein nun mit 15 erlangen darf, sieht sie sich schon in Gedanken nicht mehr mit dem Fahrrad von den Jessener Bergen zur Sekundarschule Nord strampeln, sondern mit dem motorisierten Zweirad.
Ab 1. Mai dürfen - theoretisch zumindest, denn da ist ja erstmal Feiertag - nun auch die 15-jährigen Jugendlichen ihre nachschulischen Schritte gen Fahrschule lenken, um die begehrten Fleppen zu erwerben. Denn vors Fahren hat der Gott der Straßenverkehrsordnung natürlich erst einmal das Lernen gesetzt. Fahrlehrer Matthias Ludley von der gleichnamigen Fahrschule in Jessen befürwortet die neue Regelung in Sachsen-Anhalt. Da die Jugendlichen ihre Fahrpraxis auf den langsameren Mopeds beginnen, könnte das durchaus ihr Verantwortungsbewusstsein im Straßenverkehr und ihr Vermögen, sich auf die anderen Verkehrsteilnehmer einzustellen, befördern, meint Ludley. Zunächst fünf Jahre lang soll „Moped mit 15“ als Modellversuch im Land laufen.
Neu ist das allerdings keinesfalls. Bereits zu DDR-Zeiten hatten die Schüler die Möglichkeit, sich mit 15 - nach Fahrschule und Prüfung freilich - aufs Moped zu setzen. Ab 16 konnten sie die Motorradklasse erwerben, zunächst bis 150 Kubikzentimeter Hubraum, ab 18 dann die großvolumigeren Kräder fahren. Heute ist das über die Leistung gestaffelt, von der Sache her aber nicht viel anders.
Der Annaburger Gymnasiast Eric Fieseler, 17 Jahre alt, möchte seinen Führerschein nicht mehr missen. Mit seiner (noch) 125er Maschine braucht er lediglich zehn Minuten, um von zu Hause zur Schule zu kommen. „Der Bus braucht mehr als 30 Minuten, die Fahrtzeit war sogar schon mal länger“, beschreibt er, wie sich der Komfort für ihn verbessert hat. Zudem fallen Wartezeiten auf Bus oder Bahn, die ja nach Annaburg auch fährt, weg.
Sein Kumpel Steffen Zierold aus Schöneicho, ebenfalls 17 und ebenfalls bereits Kleinmotorradfahrer, nennt noch einen anderen Pluspunkt: „Für die Kosten einer Woche Bus fahre ich zwei Wochen mit dem Motorrad.“
Bei 45 Minuten Busfahrt zwischen Sekundarschule Nord und Meuselko wünscht sich die 16-jährige Michelle Burmeister, individuell zur Schule zu kommen. „Mein Bus ist nach der siebenten und achten Stunde immer der letzte, der losfährt“, fügt sie noch an.
„Ich habe noch etwas vom Jugendweihegeld übrig“, meint die Jessenerin Jennifer Erxleben (noch 14 Jahre) zum Thema Finanzierung der Mopedfahrschule. Auch wenn sie am Dienstag erst von der neuen früheren Möglichkeit erfahren hat, bei ihren Eltern habe sie generell schon mal vorgefühlt und „grünes Licht“ für die Fahrschule erhalten, wenn es denn soweit ist. Und das ist es ja nun.



