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Verabschiedungsgottesdienst in Klöden Verabschiedungsgottesdienst in Klöden: Pfarrer sein ist eine Lebensaufgabe

Von Gerd Naumann 01.09.2003, 16:23

Klöden/MZ. - "Wenn es nach ihm ginge, er würde jeden Sonntag einen Verabschiedungsgottesdienst feiern", versicherte Pfarrer Michael Sehmsdorf mit einem frohen Blick von der Kanzel auf seine so zahlreich erschienene Gemeinde. Die Predigt dieses in jeder Hinsicht ganz besonderen Gottesdienstes war eine der letzten Amtshandlungen des seit 28 Jahren im Pfarramt Klöden tätigen Geistlichen.

Dieser Tag erfülle ihn sowohl mit Wehmut als auch mit Freude. Glücklich sei er, mit seiner Frau Heide und der gesamten Kirchengemeinde in ihren Wirkungsbereichen die Möglichkeit gehabt zu haben, über eine so lange Zeit gemeinsam, lebensnah und voller Hoffnung das Wort Gottes verbreiten zu dürfen. Traurig sei er geworden, als unwiderruflich der letzte Waldgottesdienst zu Pfingsten nahte, die letzte Konfirmation und nun der letzte Gottesdienst, der die letzte von ihm vorgenommene Taufe einschloss. Doreen Gronewold wurde in die Gemeinschaft Jesu Christi aufgenommen, so wie es sich der Teenager gewünscht hatte.

Immer bereit ihrer Gemeinde zu dienen, so kannten die Gläubigen in der Elbaue das engagierte Paar. Ihre Dankbarkeit für so viel innige Seelsorge brachten Gemeindekirchenräte in ihren Abschiedsworten zum Ausdruck. Der Gedanke falle schwer, nun ohne Heide und Michael Sehmsdorf auskommen zu müssen, doch im festen Glauben an Gott werde man sich immer nah sein, auch wenn das Ehepaar Anfang 2004 Hunderte Kilometer entfernt in der Harzstadt Quedlinburg sein neues Zuhause bezieht.

In seinem Jackett habe er beim ersten Tragen nach der Hitze einen zerknüllten blauen Zettel gefunden. Der steckte dort wohl noch vom letzten Kirchentag. "Ich will dich segnen und du wirst Segen sein", stand auf ihm zu lesen. Wie zum Beweis hielt Michael Sehmsdorf dieses unscheinbare Papier mit dem für sein Leben so bedeutsamen Bibelspruch hoch. Sein Inhalt versinnbildliche die Zeit, die ihm von Gott hier bei der verantwortungsbewussten Ausübung seines Amtes geschenkt wurde.

Froh über das Erreichte gaben der 62-Jährige und seine ein Jahr ältere Frau ihr mit Liebe und Demut ausgefülltes Amt zuversichtlich in die Hand ihres Nachfolgers. Der 39-jährige Hans-Jörg Heinze wird von nun an in insgesamt zehn Kirchengemeinden das Werk von Sehmsdorfs fortsetzen. Symbolisch feierten alle drei Priester gemeinsam am Ende der Veranstaltung mit den Gläubigen das Heilige Abendmahl.

In jedem Abschied steckt auch ein Neubeginn. Er könne seinen Bruder Michael und seine Schwester Heide an diesem Sonntag nicht als Pfarrer in den Ruhestand entlassen, denn Geistliche blieben sie ein Leben lang, so Superintendent Christian Beuchel, der sich noch gern an die Zeit erinnert, als beide ihn als Vikar betreuten. Jetzt könne er ihnen aber die schwere Last des Pfarramtes abnehmen und so die Zeit geben, den neuen Lebensabschnitt ein wenig zu genießen. "Beide hatten immer den Mut, auch etwas Neues zu beginnen. So haben wir ihnen die Einführung des Regionalgottesdienstes zu verdanken, der letztlich die Christen der Elbaue noch näher zusammenbrachte", würdigte Christian Beuchel bei der Aussegnung die Leidenschaft, mit der das Pfarrerehepaar insgesamt über 30 Jahre zu Werke ging.

Als kleines Geschenk der Dankbarkeit für das Geleistete überreichte er ein Büchlein mit irischen Segenswünschen an Heide Sehmdorf, während auf Ehemann Michael vor der Kirchentür eine immergrüne Zimmertanne wartete. Noch einmal ließ Organist Michael Weigert mit kraftvollem Ton die Orgel erklingen, und der evangelische Posaunenchor aus Wittenberg, noch verstärkt von Jessens Kantor Volkmar Genterczewsky, gab dem von Michael Sehmsdorf dirigierten Klödener Kirchenchor die musikalische Umrahmung. Bei der anschließenden Abschiedsfeier in der Fährscheune nutzten viele weltliche und geistliche Amtsträger der Region die Gelegenheit zu ganz persönlichen Abschiedsworten.